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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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diesen Betten liegen dürfen, sind meine Patienten. Was Sie hier tun, verstößt gegen jede Vorschrift. Ich muss Sie auffordern, das Bett auf der Stelle zu verlassen.«
    Innes hielt Lexie fest. »Muss sie wirklich, Schwester? Wie Sie sehen, ist sie sehr schlank. Sie nimmt wirklich nicht viel Platz weg.«
    »Ihre Statur ist irrelevant, Mr. Kent. Sie sind ein schwerkranker Mann, und ich muss Ihre Frau auffordern zu gehen. Und Sie!« Das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Sie haben Ihre Sauerstoffmaske abgenommen! Mr. Kent, Sie sind ein sehr ungezogener Mensch.«
    »Das höre ich nicht zum ersten Mal«, seufzte Innes.
    Als Lexie widerwillig aufstand, hielt er ihre Hand fest. »Muss ich wirklich gehen?«, fragte sie.
    »Ja.« Die Schwester ließ sich nicht erweichen. Sie strich die Bettdecke glatt und legte Innes die Maske wieder an. »Sie können morgen wiederkommen, vierzehn Uhr.«

    »Ginge es nicht auch vormittags?«
    »Nein. Ihr Mann ist krank, Mrs. Kent. Er braucht Ruhe.«
    Lexie bückte sich zu Innes und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Dann gute Nacht, mein Göttergatte«, murmelte sie.
    Innes packte sie, zog sie zu sich herunter, riss sich die Maske wieder ab und küsste sie voll auf den Mund. Sie lösten sich voneinander, lächelten und küssten sich noch einmal.
    »Mr. Kent!«, kreischte die Schwester. »Lassen Sie das! Auf der Stelle! Oder wollen Sie Ihre Frau mit Ihrer Rippenfellentzündung anstecken? Setzen Sie die Maske wieder auf.«
    »Was für eine Zuchtmeisterin Sie sind«, sagte er. »Was für eine Domina. Hat Ihnen das noch nie jemand gesagt? Sie hätten einen wunderbaren General abgeben können.«
    »Ich habe dafür Sorge zu tragen, dass Sie wieder gesund werden.« Sie riss die Vorhänge zurück. Lexie winkte noch einmal vom Ende des Korridors. Innes winkte zurück. Dann stritt er sich weiter mit der Schwester.
    Am nächsten Tag trug er die Maske nicht mehr. Er saß aufrecht im Bett, einige Kissen im Rücken, einen Papierstapel auf dem Schoß. Als er Lexie sah, riss er sich die Brille von der Nase und klopfte neben sich aufs Bett.
    »Schnell«, sagte er. »Mach den Vorhang zu. Bevor der Dragoner dich sieht.«
    Lexie zog den Vorhang zu und setzte sich zu ihm. Sofort umarmte er sie und drückte sie an sich. »Warte«, sagte sie. »Ich muss dich erst mal ansehen.«
    »Pech gehabt«, murmelte er. »Ich muss dich erst mal befummeln.« Seine Hände wanderten an ihrem Bein hinunter, fanden den Saum ihres Kleides und machten sich wieder auf den Weg nach oben.

    »Innes«, murmelte sie. »Ich glaube, das ist hier nicht der richtige Ort.«
    Er sah ihr in die Augen. »Ach, es ist so schön, dich zu sehen. Ich hatte eine grauenvolle Nacht. Ich kann mir nicht vorstellen, wie man in einem Krankenhaus wieder gesund werden soll. Erst kriegt man bei dem Geröchel und Geschnarche der ganzen alten Knacker ewig kein Auge zu, und wenn man dann endlich doch eingeschlafen ist, wird man keine Sekunde später von einer Schwester geweckt, die einem irgendwo ein Thermometer reinschieben will. Nicht zum Aushalten. Ich muss hier raus. Heute noch. Du musst mir helfen, sie zu überzeugen.«
    »Das kannst du vergessen.«
    »Warum?«
    »Innes, du bist krank. Mit einer Rippenfellentzündung ist nicht zu spaßen. Wenn sie sagen, dass du noch hierbleiben musst, dann bleibst du und …« Sie brach ab und sah ihn an. »Wo hast du denn den Schlafanzug her?« Er trug einen blau-grau gestreiften Pyjama, den sie noch nie gesehen hatte. Er sah extrem sonderbar darin aus, als ob er sich den Körper eines anderen geborgt hätte.
    »Den haben die da aus dem Hut gezaubert.« Er zeigte in Richtung Schwesternzimmer. »Ich muss hier raus, Lex. Ich muss arbeiten. Die Drucklegung der nächsten Ausgabe ist …«
    »Musst du nicht. Wir schaffen das schon. Irgendwie muss es gehen. Du siehst erst mal zu, dass du wieder gesund wirst.«
    Bevor er widersprechen konnte, wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt. Während er japste, keuchte und nach Luft rang, hielt Lexie seine Schultern. Als der Anfall vorbei war, lehnte er sich in die Kissen zurück und biss sich auf die
Lippe. Lexie kannte diesen Blick. Es war ein Blick der Wut und des Gescheitertseins. Er legte ihre Hand in seine.
    »Ich liebe dich, du liederliches Weibsbild. Das weißt du doch, ja?«
    Sie küsste ihn. »Natürlich. Und ich liebe dich auch.«
    Er drehte den Kopf hin und her, als ob er es sich bequemer machen wollte. »Was sind wir doch für Glückskinder.«
    »Wie meinst

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