Die Hand von drüben
nur alle eine Möglichkeit zu finden, das zu verhindern. Aber wenn die Russen es vor uns erreichen, oder sie erreichen es und wir nicht, sind wir alle geliefert, und der alte Spengler hätte recht behalten.» Wiener wartete, bis Hero diese Worte verdaut hatte, dann sagte er ruhig: «Leider versucht jetzt, da wir nur noch etwa ein bis zwei Monate von dem endgültigen Erfolg entfernt sind und Constable unbedingt für das Gelingen des Projekts brauchen, jemand anderes sein Gehirn von sich aus zu steuern.»
«Wie?» sagte Hero verblüfft. «Sein Gehirn zu steuern?»
«Die Kybernetik», sagte Wiener. «Die andere Seite.»
«Lieber Gott», rief Hero, «der menschliche Mechanismus!»
«Jemand hat eine Möglichkeit gefunden, in Kommunikation mit dem Gehirn und Nervensystem Professor Constables zu treten und ihm eine Reihe von Befehlen einzuimpfen, die jenen widersprechen, die ihm durch Vaterlandsliebe, Patriotismus, persönliches Wohlergehen und persönliche Sicherheit, Anständigkeit und die angeborenen Reaktionen eines Gentleman eingeprägt sind. Jemand hat Professor Constable befohlen, entweder sein Geheimnis zu verraten —» Wieners Stimme klang plötzlich heiser — «unser Geheimnis, oder mit ihm auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs überzugehen.»
«Aber Sie wissen nicht, wer», sagte Hero leise.
«Wer anders als die Kommunisten!» erwiderte Wiener fast gereizt.
«Oder Mary Constable!» sagte Hero.
Saul Wiener schlug mit der Faust wütend auf die vor ihm liegenden Akten. Sein dunkles Haar schien sich zu sträuben, und seine Augen über den hohen Backenknochen schleuderten Blitze. «Jesus Christus!» schrie er. «Wollen Sie immer noch behaupten...?»
«O nein», fiel Hero ein. «Ich habe nur die Alternative genannt. Oder steht jemand anders hinter Mary Constable? Viele Menschen, wissen Sie, glauben an Gott und an den auferstandenen Christus und seine Wunder.»
Mit schneidendem Zorn sagte Wiener: «Gott via die Bessmers?»
«Gott auf jede Art, die er wählt, wenn es einen Gott gibt oder je gegeben hat.» Heros Stimme klang plötzlich fast ebenso schroff wie Wieners. «Was würden Sie tun, wenn es sich herausstellte, daß es Mary Constable war?»
Jetzt war es an Wiener, den Folgen in die Augen zu sehen, und er war jäh entsetzt über das, was er sah. Er stöhnte: «Du lieber Himmel», und dann sagte er: «Weiß Gott, ich habe nie gewollt, daß Sie sich mit diesem Fall befaßten, und will es auch jetzt nicht.»
Ruhiger erwiderte Hero: «Ich kann Ihre Gefühle begreifen, aber ich fürchte, so wie die Dinge jetzt stehen, bleibt Ihnen keine Wahl mehr. Die Sache hat sich Ihrer Gewalt entwunden.»
Wiener war ebenso schnell zerknirscht, wie er wütend geworden war. «Verzeihen Sie, es tut mir leid. Ich kann Ihren Standpunkt natürlich verstehen. Wir sind nicht daran gewöhnt, uns mit Abstraktionen oder den Glaubensvorstellungen der Menschen zu befassen oder auch nur der Möglichkeit, daß ein totes Kind wiederkehren könnte, sein Land zu verraten.»
«Ich habe nicht gesagt oder angedeutet, daß sie das getan hat», erwiderte Hero. «Ich nehme nur den Standpunkt eines Anwalts ein. Bis ich weiß, wie die Hand materialisiert worden ist und ein Duplikat von ihr anfertigen kann, ist der Beweis gegen Mary Constable nicht erbracht.»
Kühl fragte Wiener: «Stehen Sie auf unserer Seite?»
«Selbstverständlich. Soweit ich es vermag, muß ich, wie ich Dr. Ferguson gesagt habe, freie Hand in dieser Sache haben, und er hat dem zugestimmt.»
«Er hat zugestimmt», sagte Wiener sarkastisch.
«Dr. Ferguson hat mich engagiert», sagte Hero. «Er ist derjenige, für den ich arbeite.» Und als dann Wieners Blick auf das Geldbündel fiel, das immer noch dicht vor Hero lag, fuhr er fort: «Er hat mir zu verstehen gegeben, Sie könnten vielleicht schwierig sein, aber Sie würden mir keine Steine in den Weg legen.»
Wieners jungenhaftes Lächeln brach wieder durch. «Nun gut. Soll die Sache ihren Gang nehmen. Aber verstehen Sie jetzt, wie sehr es drängt?»
«Bei Gott, ja», antwortete Alexander Hero. «Ich verstehe es nur allzugut. Besser sogar, als Sie glauben.»
Sechstes Kapitel
Es war am gleichen Abend um neun Uhr, als Hero auf den Klingelknopf des Hauses Nr. 12 A in der West 91. Street drückte und von dem gleichen Diener eingelassen wurde, der jetzt eine schwarze Alpakajacke trug. Er nahm sich Zeit, die Karte zu mustern, die Hero ihm reichte, und zählte dann sorgfältig die ihm übergebenen Banknoten nach,
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