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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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Glasgow weiterfährt.“
    „Und wie kommst du wieder zurück zu deinem Wohnwagen, Reg?“
    Reg grinste breit. „Mit dem Fahrrad, Miles. Als Maler bin ich nämlich ein sehr naturverbundener Mensch.“

Großvater Miller stellt sich tot

    Kurz nach 22 Uhr verließ Ritchie Carryl das Kellerversteck der Phantombande und machte sich auf den Weg zu dem zwei Meilen entfernten Schuppen, in dem der Pferdetransporter abgestellt war.
    Um 22 Uhr 45 lenkte er das Fahrzeug auf die schmale Straße, die zur Silvercross-Bucht hinunterführte. Er löschte das Licht und wartete.
    Um 23 Uhr startete Alan Gilman mit einem Handscheinwerfer in die Nacht. Seine Aufgabe bestand darin, das verabredete Signal von Bord der Santa Margitta zu beantworten. Fast auf die Minute genau um 23 Uhr 30 war es soweit. Fünfmal kurz und einmal lang, war der verabredete Code für diese Nacht. Sie verwendeten jedesmal einen anderen, damit eventuelle unliebsame Beobachter nicht auf dumme Gedanken kamen.
    Über ein ebenfalls mitgebrachtes Walkie-talkie meldete Alan Gilman die Ankunft der Santa Margitta an Miles Gordwell.
    Sechs Minuten später saßen Miles und Bob im Boot und starteten den Außenbordmotor zur ersten Fahrt.
    Gegen Mitternacht, als das Boot zum drittenmal Kurs auf die Santa Margitta nahm, hockten schon zwanzig dunkelhäutige Männer im Sand der Silvercross-Bucht.
    Es war eine gespenstische Szene. Niemand sprach ein Wort...
    Die Männer waren unterschiedlichen Alters, junge, kaum Zwanzigjährige, und andere, denen das Alter den Bart schon grau gefärbt hatte. Die meisten saßen da, im Schneidersitz, den Blick stumm zu Boden gerichtet. Einige knieten, und an ihren Lippenbewegungen erkannte Alan Gilman, daß sie wohl beteten. Einige umklammerten dabei fest irgendwelche Talismane, die sie um den Hals trugen.
    Alan Gilman war unbehaglich zumute. Greuelgeschichten, die er als Junge in Groschenromanen über blutige Opferbräuche der Göttin Kali in Indien gelesen hatte, fielen ihm plötzlich wieder ein...
    „So ein Quatsch“, beruhigte sich Alan Gilman innerlich. Diese Leute vor ihm im Sand der Silvercross-Bucht waren selbst verängstigt und wollten nichts anderes, als in England als Staatsbürger leben, wofür sie teuer bezahlt hatten. Trotzdem war ihm in dieser Nacht unheimlich zumute, ein Gefühl, das die am Nachthimmel vorüberziehenden Wolkenfetzen noch verstärkten. Alan Gilman wünschte sich, daß Bob und Miles möglichst schnell zurückkämen.
    Miles Gordwell sah auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Es war genau 0 Uhr 15. Der starke Außenbordmotor trieb das Boot mit Bob MacDorson am Steuer mit gischtender Bugwelle voran, der Santa Margitta entgegen, die knapp außerhalb der Dreimeilenzone vor Anker lag. Dort warteten noch einmal zehn pakistanische „Einwanderer“ darauf, daß sie abgeholt wurden. Die zwei „Fuhren“ vorher waren glatt und problemlos verlaufen.
    „Man muß den Illegalen ja mit der Hölle gedroht haben...“ sagte Miles gerade zu Bob MacDorson.
    „Warum glaubst du das?“ Bob sah angestrengt in die Dunkelheit hinaus. Wasser spritzte ihm während der Fahrt ins Gesicht, so daß er immer wieder die Augen zukneifen mußte.
    „Na, hast du bis jetzt auch nur einen Piep von ihnen gehört? Man könnte direkt meinen, die seien stumm.“ Miles duckte sich tief hinter die Plexiglasscheibe des Motorbootes und blieb so von der Gischt weitgehend verschont. Plötzlich deutete Bob MacDorson aufgeregt in die Nacht hinaus. „He, Miles, sieh nur ein Boot...“
    „Verdammt, wo?“ Miles Gordwell richtete sich unwillkürlich auf und bekam sofort einen Schwall Wasser ins Gesicht. Da er nicht darauf vorbereitet war, mußte er eine ziemliche Menge von dem salzigen Zeug schlucken und verzog angewidert das Gesicht.
    „Halblinks voraus“, bedeutete ihm Bob, und Miles sah es jetzt auch.
    Das Mondlicht hob das andere Boot als bizarren Schatten von der schwarzen Wasseroberfläche ab. Die Positionslichter tanzten wie Glühwürmchen auf den Wellen. Menschen waren nicht zu erkennen.

    „Sieht nach einem kleinen Ruderboot aus“, mutmaßte Miles.
    „Fahr mal näher ran.“
    „Willst du, daß man uns erkennt?“
    „Unsinn, so nah auch wieder nicht. Ich will nur sehen, wie viele Leute im Boot sind.“
    Bob, der schärfere Augen hatte als Miles, erkannte jetzt deutlich: „Das ist ein kleiner Kutter mit einem Außenbordmotor. Er scheint leer zu sein. Ich gehe mal längsseits...“ Geschickt steuerte Bob MacDorson sein Motorboot neben den

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