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Die Hand

Die Hand

Titel: Die Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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erstaunt. „Aber lassen Sie mal sehen...“
    „Hier bitte.“
    „Das... das ist ja eine indische Münze.“
    „Pakistanisch“, verbesserte Dicki sofort.
    „Und die haben Sie auf unserem Boot gefunden? Ich habe sie noch nie gesehen.“
    „Sie haben diese Münze wirklich noch nie gesehen?“ Auch Perry tat jetzt höchst erstaunt.
    „Ich sehe sie jetzt zum erstenmal in meinem Leben“, erhielt er zur Antwort.
    „Dann gehört sie sicher Ihrer Tochter. Leider habe ich versäumt, sie vorhin danach zu fragen. Wir haben sie noch vor dem Haus getroffen. Sie hat in Edinburgh zu tun...?“
    „Ja... ja, in Edinburgh.“ Dr. Stanley schien nervös. Es ließ sich nicht von der Hand weisen, daß er in Gedanken ganz woanders war. „Aber ich habe das Stück auch noch nie an meiner Tochter gesehen. Darauf könnte ich direkt einen Eid schwören.“
    Clifton lachte heiter: „Nun, da kann ich nur sagen, was Shakespeare seinen Falstaff in, Der Widerspenstigen Zähmung’ sagen läßt: ,Wer schwört, dem glaub’ ich.’“
    Es fiel dem Doktor nicht leicht, sich Perrys Heiterkeit anzuschließen: „Ich sehe, Sie kennen sich gut aus.“
    „Meine Kenntnisse sind sicher bescheidener auf diesem Gebiet als die Ihren, Doktor. Schließlich habe ich es hier mit einem Dozenten für Englisch zu tun, der seinen Shakespeare in sich trägt wie seine zweite Seele.“
    „Nun ja, das muß ich wohl, Mister Clifton. Was machen Sie denn eigentlich beruflich, wenn Ihnen diese Frage nicht zu aufdringlich erscheint?“
    „Aber keineswegs. Das ist kein Geheimnis. Ich arbeite in einem Warenhaus. Aber lassen Sie mich noch einmal auf den Fund zurückkommen, wenn es Ihnen nichts ausmacht. Vielleicht hatte Ihre Tochter einmal Gäste an Bord...“
    „Ich kann sie danach fragen. Vor morgen mittag dürfte Nancy allerdings nicht zurück sein. Ich lasse Sie wissen, ob Nancy etwas mit der Kette anfangen kann... Aber Sie halten die ganze Zeit schon diese Postkarte in der Hand, Mister Clifton. Haben Sie die etwa auch auf meinem Boot gefunden?“
    Clifton verneinte. „Ich glaube, das ist mehr eine fixe Idee von mir. Ich bilde mir ein, daß die Ansicht darauf nicht der Wirklichkeit entspricht. Nichts von Bedeutung...“
    Bei diesen Worten hielt der Detektiv die Karte dem Doktor allerdings so auffordernd hin, daß der einfach danach greifen mußte, dann aber zu demselben Schluß kam wie vorher schon Monsieur Laucaud und Nancy: „Ich kann wirklich nichts Besonderes darauf entdecken, Mister Clifton.“
    Gleichmütig griff der wieder nach der Karte und steckte sie achtlos in die Jacke. „Komm, Dicki, gehen wir nach Hause. Dein Großvater wartet bestimmt schon mit dem Abendessen auf uns.“
    Dr. Stanley forderte nicht zum Bleiben auf und hatte es eilig, seine Gäste an die Tür zu bringen, wo er sie kurz und bündig verabschiedete.
    „Der hatte ja eine Laune wie meine Tante Millie, wenn man vergißt, ihren Kuchen zu loben“, bemerkte Dicki danach.
    Perry Clifton schmunzelte. „Ich weiß zwar nicht, wie deine Tante Millie reagiert, wenn man ihren mit Sicherheit ausgezeichneten Kuchen nicht entsprechend würdigt. Aber wenn du damit ausdrücken willst, daß Doktor Stanley dir sehr unwillig erschien, magst du recht haben, Dicki.“
    „Ich habe schon gedacht, der schmeißt uns jeden Augenblick raus, wenn wir nicht von selbst gehen. Ich glaube, Mister Spiriodakis hat doch recht, wenn er den Doktor als unhöflichen Klotz bezeichnete oder so ähnlich.“
    „Du darfst Unhöflichkeit nicht mit Nervosität verwechseln“, belehrte ihn sein Freund Perry. „Und der Doktor war merklich nervös, würde ich sagen. Das müßte dir eigentlich auch aufgefallen sein, wenn du seine Hände beobachtet hättest, Dicki. Ständig nahm er etwas in die Hand oder drehte an seinem Siegelring beim Anblick der Kette. Ja, ich würde meinen, dieser Fund hat in dem Doktor eine beträchtliche Unruhe ausgelöst.“
    „Ist mir schon auch aufgefallen... doch... ja... mmh“, versicherte Dicki. „Glauben Sie, daß wir den Fuchs damit aus seinem Bau gelockt haben, Mister Clifton?“
    „Ich hoffe, du hast recht, Dicki. Nervöse Leute neigen dazu, voreilig zu handeln und Fehler zu machen. Und einen solchen Fehler brauchen wir. Jetzt ist Doktor Stanley am Zug...“
    Der Doktor war tatsächlich tief erschüttert gewesen, als ihm Perry Clifton die Münzkette zeigte. In diesem Moment schwang er sich wild fluchend auf sein Motorrad und brauste, was die Maschine hergab, zum Wohnwagen von Reg Stewart,

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