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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Fisch?
    Er wollte ins Arbeitszimmer und die fünf Nachrichten abhören, die sie wohl meinte, aber etwas anderes war auf einmal dringender. Die Vorstellung, dass er dem Mörder schreiben, dass er ihm über Dermotts Postfach eine Nachricht schicken konnte, hatte vollkommen von ihm Besitz ergriffen.
    Natürlich sah er ein, dass es ein wackliges Szenario war, dessen Annahmen auf weiteren Annahmen beruhten, doch er konnte sich seinem Bann nicht entziehen. Was konnte verlockender sein als die Chance, endlich etwas zu tun , im Vergleich zu den frustrierend zähen Ermittlungen und dem unheimlichen Gefühl, dass alle Fortschritte, die sie machten, dem Plan des Feindes entsprachen? Auch wenn es impulsiv und unvernünftig war, aber die Gelegenheit, eine Granate über die Mauer zu schleudern, hinter der man den Gegner vermutete, war einfach unwiderstehlich. Jetzt galt es nur noch, die Granate zusammenzubauen.
    Aber zuerst musste er sich seine Nachrichten anhören. Es konnte schließlich etwas Dringendes dabei sein. Er wandte sich zum Arbeitszimmer. Doch dann fiel ihm
ein Satz ein - ein Satz, den er nicht vergessen durfte, gereimte Verse, der perfekte Anfang für eine Botschaft an den Mörder. Aufgeregt griff er nach Block und Stift, die Madeleine auf dem Tisch hatte liegen lassen, und begann zu schreiben. Fünfzehn Minuten später legte er den Stift weg und überflog die acht in kunstvoll schnörkeliger Schrift hingemalten Zeilen:
    Jetzt weiß ich, wie es gewesen sein muss:
Verkehrt der Schritt, gedämpft der Schuss.
Dein kleines Spiel wird bald schon enden,
Der Freund eines Toten sich gegen dich wenden.
Hör, was ich sage, und präg es dir ein:
Nirgends wirst du mehr sicher sein.
Zähl deine Stunden, zähl die Minuten -
Bald wird dir selbst die Kehle bluten.
    Zufrieden wischte er seine Fingerabdrücke von dem Blatt. Das kam ihm zwar komisch vor - unehrlich, zwielichtig -, doch er schob das Gefühl beiseite. Er holte einen Umschlag und adressierte ihn an X. Arybdis unter Dermotts Postfachnummer in Wycherly, Connecticut.

41
    Zurück in der Realität
    Gurney schaffte es gerade noch rechtzeitig nach unten zum Briefkasten, um Rhonda, die zweimal die Woche den regulären Postboten Baxter vertrat, den Umschlag zu überreichen. Als er durch die Wiese zurück zum Haus stapfte, nagte an seiner Euphorie bereits die Reue, die unweigerlich auf seine seltenen spontanen Handlungen folgte.
    Die fünf Nachrichten fielen ihm wieder ein.
    Die erste stammte von der Galerie in Ithaca.
    »David, hier ist Sonya. Wir müssen über dein Projekt reden. Nichts Schlimmes, lauter gute Sachen, aber wir müssen uns wirklich bald unterhalten. Ich bin bis sechs in der Galerie, aber du kannst mich auch danach zu Hause anrufen.«
    Die zweite war von Randy Clamm, der ziemlich aufgeregt klang.
    »Hab’s unter Ihrer Handynummer versucht, ist wohl abgeschaltet. Wir haben im Haus der Schmitts mehrere Briefe gefunden, die Sie sich anschauen sollten - vielleicht kommt Ihnen was bekannt vor. Anscheinend hat Al mit der Post seltsame Gedichte gekriegt, die er seiner Frau nicht zeigen wollte. Hatte sie ganz unten im Werkzeugkasten versteckt. Wenn Sie mir die Nummer durchgeben, fax ich sie Ihnen. Danke.«

    Die dritte kam von Jack Hardwick, der anscheinend Schaum vor dem Mund gehabt hatte.
    »Hey, Sherlock, wie ich höre, hat der Typ noch zwei weitere Kerben am Revolverschaft. Du warst wahrscheinlich zu beschäftigt, um deinem alten Kumpel Bescheid zu geben. Kurz hat mich der absurde Gedanke gestreift, dass es unter der Würde von Mr. Sherlock Arschloch Gurney sein könnte, den bescheidenen Jack Hardwick anzurufen. Aber so einer bist du natürlich nicht. Schande über mich. Und um dir zu beweisen, dass ich dir nichts krummnehme, teile ich dir mit, dass für morgen eine große Zusammenkunft geplant ist - mit einem Zwischenbericht über den Fall Mellery und anschließender Diskussion darüber, wie sich die jüngsten Ereignisse in der Bronx und in Sotherton auf den Fortgang der Untersuchung auswirken sollten. Captain Rod wird den Vorsitz bei diesem Affenzirkus führen. Bezirksstaatsanwalt Kline ist eingeladen, und er wird bestimmt auch dich einladen. Ich dachte nur, du möchtest es vielleicht schon ein bisschen eher wissen. Wozu hat man denn Freunde?«
    Die vierte Nachricht war der angekündigte Anruf von Kline. Besonders einladend klang er allerdings nicht. Seine Stimme überschlug sich vor Dramatik.
    »Gurney, was ist denn mit Ihrem Handy los? Wir haben versucht,

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