Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
Vom Netzwerk:
»Sehr gut.«
    Er suchte nach Anzeichen von Sarkasmus in ihrem Gesicht, der so oft ihre Kommentare zu seiner Mitarbeit an dem Fall geprägt hatte. Doch in ihrem Blick lag echte Bewunderung.
    »Ja, wirklich«, fügte sie hinzu. »Ich bin beeindruckt.«
    Es versetzte ihm einen Stich, als er daran dachte, wie häufig sie ihn in den ersten Jahren ihrer Ehe so angesehen hatte, wie wunderbar es war, die Bestätigung einer so klugen Frau zu erfahren, und wie kostbar das Band zwischen ihnen war. Und jetzt funkelte dieser Blick wieder in ihren Augen. Dann wandte sie sich ein wenig zum Fenster, und graues Licht trübte ihr Gesicht.
    Sie räusperte sich. »Haben wir eigentlich einen Dachräumer besorgt? Bis Mitternacht sollen fünfundzwanzig bis dreißig Zentimeter Schnee fallen, und ich bin nicht scharf auf das nächste Leck im oberen Wandschrank.«
    »Fünfundzwanzig bis dreißig Zentimeter?«
    Er glaubte sich an einen alten Dachräumer in der Scheune zu erinnern, den man mit genügend Klebeband vielleicht noch reparieren konnte …

    Mit einem leisen Seufzen strebte sie zur Treppe. »Ich räum wohl besser die Sachen aus dem Schrank.«
    Ihm fiel keine vernünftige Erwiderung ein. Das Läuten des Telefons auf der Arbeitsplatte bewahrte ihn davor, etwas Dummes zu sagen. Beim dritten Ton nahm er ab. »Gurney.«
    »Detective Gurney, hier spricht Gregory Dermott.« Die Stimme klang höflich, aber angespannt.
    »Ja, Mr. Dermott?«
    »Es ist wieder was passiert. Ich möchte sichergehen, dass ich die richtigen Behörden verständige.«
    »Passiert?«
    »Ich habe eine merkwürdige Nachricht erhalten. Möglicherweise steht sie im Zusammenhang mit den Schecks und den Morden, von denen Sie mir erzählt haben. Kann ich es Ihnen vorlesen?«
    »Sagen Sie mir zuerst, wie Sie sie bekommen haben.«
    »Ja, das ist noch viel beunruhigender als der Inhalt. Mein Gott, wenn ich nur dran denke, kriege ich Gänsehaut. Der Zettel war von außen an mein Fenster geklebt. Das Küchenfenster neben dem kleinen Tisch, an dem ich jeden Morgen frühstücke. Verstehen Sie, was das bedeutet?«
    »Was?«
    »Es bedeutet, dass er hier war. Er war direkt hier und hat das Haus berührt, keine fünfzehn Meter von dem Bett entfernt, in dem ich geschlafen habe. Und er hat genau gewusst, an welches Fenster er es kleben musste. Das ist das Unheimliche daran.«
    »Was ist mit dem Fenster?«
    »Das Fenster, wo ich jeden Morgen sitze. Das ist doch kein Zufall - er muss wissen, dass ich an dem Tisch frühstücke. Und das heißt, dass er mich beobachtet hat.«

    »Haben Sie die Polizei verständigt?«
    »Deswegen rufe ich Sie ja an.«
    »Die Polizei vor Ort, meine ich.«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Ja, ich hab sie verständigt, aber sie nehmen die Situation nicht ernst. Ich hatte gehofft, dass ein Anruf von Ihnen helfen würde. Können Sie das für mich machen?«
    »Was steht in der Nachricht?«
    »Nur zwei Zeilen in roter Tinte. Kommt alle her, herbei, herbei! Die Narren sterben - eins, zwei, drei.«
    »Haben Sie das der Polizei vorgelesen?«
    »Ja. Ich habe den Beamten erklärt, dass es vielleicht einen Zusammenhang mit zwei Morden gibt, und es hat geheißen, sie schicken morgen einen Detective vorbei. Anscheinend finden sie das Ganze nicht so dringend.«
    Gurney überlegte, ob er erzählen sollte, dass es inzwischen drei Morde waren, entschied sich aber dagegen, um Dermott nicht noch mehr Angst einzujagen.
    »Was sagt Ihnen die Nachricht?«
    »Was sie mir sagt?« Dermotts Stimme überschlug sich vor Panik. »Es steht doch da! Jemand soll sterben. Und die Botschaft ist für mich bestimmt. Das sagt es mir, verdammt noch mal! Was ist nur mit euch los? Wie viele Leichen sind noch notwendig, damit ihr aufwacht?«
    »Beruhigen Sie sich, Sir. Wissen Sie den Namen des Beamten, mit dem Sie gesprochen haben?«

42
    Verkehrt herum
    Als Gurney sein zähes Telefonat mit Lieutenant John Nardo von der Polizeidienststelle Wycherly beendete, hatte er die widerstrebende Zusicherung bekommen, dass man noch am Nachmittag einen Beamten zu Gregory Dermotts Schutz abstellen würde - zumindest befristet und unter dem Vorbehalt einer endgültigen Entscheidung des Chefs.
    Inzwischen hatte sich der Schneesturm zu einem tobenden Blizzard ausgewachsen. Gurney war seit fast dreißig Stunden wach und brauchte dringend Schlaf, aber er beschloss, noch ein wenig durchzuhalten, und setzte Kaffee auf. Er rief nach oben zu Madeleine, ob sie vielleicht auch welchen wollte. Ihre einsilbige Antwort verstand er

Weitere Kostenlose Bücher