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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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ist die erste «, erwiderte Dermott.
    »Der Eintrag als Mr. und Mrs. Scylla natürlich.« Gurney klang gelangweilt.
    »Das ist die zweite. Aber die dritte war die beste, finden Sie nicht?«
    »Die war doch idiotisch.« Fieberhaft durchforstete Gurney seine Erinnerungen an den exzentrischen Gasthof und seinen Mitbesitzer Bruce Wellstone.

    In Dermotts Augen blitzte Zorn auf, gefolgt von Argwohn. »Ich frage mich, ob Sie überhaupt wissen, wovon ich rede, Detective.«
    Gurney unterdrückte den Impuls zu protestieren. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass Schweigen oft der beste Bluff war. Außerdem konnte man leichter nachdenken, wenn man nicht redete.
    Das einzig Auffällige, woran er sich erinnerte, war Wellstones Bemerkung über das Vogelbeobachten und die Tatsache, dass etwas daran um diese Jahreszeit nicht stimmen konnte. Verdammt, was waren das nur für Vögel? Und war da nicht auch noch was mit einer Zahl? So und so viele Vögel …
    Dermott wurde rastlos. Zeit für die nächste Attacke.
    »Die Vögel.« Gurney hoffte, dass er nicht albern klang, sondern gerissen. Etwas in Dermotts Augen verriet ihm, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Aber wie? Und was nun? Was war das Entscheidende an den Vögeln? Was war die Botschaft ? Die falsche Jahreszeit wofür? Rosenbrustkernknacker! Genau, jetzt wusste er es wieder! Aber was war damit? Was hatten Rosenbrustkernknacker mit dem Ganzen zu tun?
    Er beschloss, den Bluff fortzusetzen, um zu sehen, wo er hinführte. »Rosenbrustkernknacker.« Geheimnisvoll verengte er die Augen.
    Mit einem gönnerhaften Lächeln versuchte Dermott ein überraschtes Flackern in seinem Blick zu überspielen.
    Gurney zermarterte sich das Hirn, um herauszufinden, was für ein Wissen er da vortäuschte. Welche Zahl hatte Wellstone gleich wieder genannt? Er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes sagen, wie er eine direkte Frage parieren sollte. Doch die Frage kam nicht.
    »Ich habe Sie richtig eingeschätzt«, bemerkte Dermott
selbstgefällig. »Schon nach unserem ersten Telefonat war mir klar, dass Sie schlauer sind als die meisten Angehörigen Ihres Stammes von Pavianen.«
    Er nickte, offenbar zufrieden mit seiner Formulierung. »Sehr gut«, fuhr er fort. »Ein intelligenter Affe. Dann wissen Sie das, was Sie hier zu sehen bekommen, wenigstens zu schätzen. Und ich glaube, ich werde Ihrem Rat folgen. Schließlich ist heute ein ganz besonderer Abend - ein idealer Abend für Zauberschuhe.« Während er redete, wich er zu einer Kommode an der hinteren Wand zurück. Ohne Gurney aus den Augen zu lassen, öffnete er die oberste Schublade und nahm mit großer Behutsamkeit ein Paar Schuhe heraus. Der Stil erinnerte Gurney an die Ausgehschuhe mit mittelhohem Absatz, die seine Mutter immer in der Kirche getragen hatte, nur dass diese hier aus rubinfarbenem Glas gemacht waren, das im gedämpften Licht glühte wie durchscheinendes Blut.
    Nachdem Dermott die Schublade mit dem Ellbogen zugeschoben hatte, kehrte er mit den Schuhen zum Bett zurück. Die Waffe in seiner anderen Hand zielte noch immer auf Gurney.
    »Vielen Dank für diese Anregung, Detective. Wenn Sie die Schuhe nicht erwähnt hätten, hätte ich nicht daran gedacht. Die meisten Menschen in Ihrer Lage wären nicht so hilfsbereit.« Der Spott sollte wohl zum Ausdruck bringen, dass Dermott die Situation vollkommen beherrschte und jederzeit imstande war, die Handlungen oder Äußerungen Dritter für seine Zwecke zu nutzen. Er beugte sich über das Bett, um der alten Frau die abgetragenen Kordpantoffeln abzustreifen und ihr die schimmernden roten Schuhe anzuziehen. Ihre kleinen Füße glitten mühelos hinein.
    »Kommt Dickie Duck denn bald ins Bett?« Die Frau
klang wie ein Kind, das seine Lieblingsstelle aus einem Märchen aufsagt.
    »Er tötet die Schlange, das garstige Tier,/Erst dann kommt Dickie Duck zu dir«, erwiderte er mit trällernder Stimme.
    »Was hat mein kleiner Dickie getan?«
    »Er rettet die Henne und tötet den Hahn.«
    »Warum tut Dickie, was er tut?«
    »Ich tu es für Blut in der makellosen/Roten Farbe gemalter Rosen./Erkenne es nun, erkenne es jetzt:/Was einst man gesät, bekommt man zuletzt.«
    Dermott schaute die Alte erwartungsvoll an. Offenbar war die rituelle Unterhaltung damit noch nicht beendet. Er lehnte sich vor, um ihr laut flüsternd zu soufflieren. »Was wird Dickie heut Abend tun?«
    »Was wird Dickie heut Abend tun?«, wisperte sie zurück.
    »Er tötet die Krähen, ganz allein,/Erst dann kann Dickie bei dir

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