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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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erzählt, wie er schlief. Wenn er erst einmal eingeschlafen war, so erklärte sie dem Therapeuten, wachte er nur selten vor dem Morgen auf. Ja, genau, das war es. An dieser Stelle hatte er eingeworfen, dass die einzige Ausnahme die Nächte waren, in denen er ständig den Butter- und Muskatgeschmack im Mund hatte, weil sie Kürbissuppe gekocht hatte. Aber sie fuhr einfach fort, ohne seine alberne Unterbrechung zu beachten, und wandte sich ausschließlich an den Therapeuten, als wären sie Erwachsene, die über ein Kind reden.
    Sie fand es nicht überraschend, dass Dave nur selten vor dem Morgen aufwachte - da es ihn ja offenbar täglich größte Mühe kostete, der zu sein, der er war. Ihm fehlte jede normale Ruhe und Behaglichkeit. Er war so ein guter Mensch, so anständig, aber zugleich so voller
Schuldgefühle. Gequält von seinen Fehlern und Unvollkommenheiten. Eine beispiellose Erfolgsbilanz im Beruf wurde in seinem Bewusstsein überschattet von einer Handvoll Fehlschläge. Immer in Gedanken. Unablässig mit Problemen beschäftigt - eins nach dem anderen - wie Sisyphos, der wieder und wieder seinen Stein den Berg hinaufrollt. Er verstand das Leben als einziges schwieriges Rätsel, das es zu lösen galt. Aber nicht alles im Leben war ein Rätsel. Bei diesen Worten hatte sie sich endlich an ihn gewandt und nicht mehr an den Therapeuten. Manchen Dingen musste man sich einfach hingeben. Es waren Geheimnisse, keine Rätsel. Dinge, die man nicht entschlüsseln, sondern lieben musste.
    Die Erinnerung an ihre Bemerkungen damals hatte eine seltsame Wirkung auf ihn. Sie nahm ihn völlig gefangen, beunruhigte und erschöpfte ihn zugleich. Doch schließlich verging sie zusammen mit dem Geschmack nach Butter und Muskat, und er sank in einen unruhigen Schlaf.
    Gegen Morgen erwachte er halb, als Madeleine aufstand. Vorsichtig und leise putzte sie sich die Nase. Kurz streifte ihn die Frage, ob sie geweint hatte, aber das war nur ein nebelhafter Gedanke, schnell verdrängt von der wahrscheinlicheren Erklärung, dass sie unter einer ihrer Herbstallergien litt. Undeutlich registrierte er, dass sie zum Schrank ging und in ihren Frotteemantel schlüpfte. Kurz darauf hörte er ihre Schritte auf der Kellertreppe - oder bildete er sich das nur ein? Später kam sie lautlos an der Schlafzimmertür vorbei. Im ersten Morgenlicht, das durchs Schlafzimmer in den Flur fiel, nahm er schemenhaft wahr, dass sie etwas bei sich hatte. Irgendeine Schachtel.
    Seine Lider waren schwer, und er döste noch eine Stunde weiter.

15
    Dichotomien
    Als er aufstand, tat er es nicht, weil er sich ausgeruht oder auch nur halbwegs wach fühlte, sondern weil er nicht wieder in einem Traum versinken wollte, der zwar keine Erinnerungen, aber dafür ein deutliches Gefühl von Klaustrophobie hinterlassen hatte. Es war wie bei einem Kater in seiner Collegezeit.
    Widerstrebend trat er unter die Dusche, was seine Laune ein wenig hob, dann zog er sich an und ging in die Küche. Erleichtert stellte er fest, dass Madeleine genug Kaffee für sie beide gekocht hatte. Von ihrem Platz am Frühstückstisch aus schaute sie nachdenklich durch die Glastür, den großen, kugelförmigen Becher, aus dem Dampf aufstieg, in beiden Händen, wie um sie zu wärmen. Er schenkte sich eine Tasse ein und setzte sich ihr gegenüber.
    »Morgen«, sagte er.
    Ihre einzige Antwort war ein undeutliches Lächeln.
    Er folgte ihrem Blick zum bewaldeten Hang am hinteren Rand der Wiese. Heftiger Wind riss die letzten Blätter von den Bäumen. Stürmisches Wetter machte Madeleine normalerweise nervös, seit am Tag ihres Umzugs nach Walnut Crossing direkt vor ihrem Auto eine mächtige Eiche auf die Straße gestürzt war. Doch an diesem Morgen schien sie so versunken, dass sie es überhaupt nicht bemerkte.
    Nach ein, zwei Minuten richtete sie ihr Augenmerk auf
ihn, und etwas Angespanntes trat in ihr Gesicht, als wäre ihr etwas Unliebsames an seiner Kleidung oder seinem Benehmen aufgefallen.
    »Wo willst du hin?«
    Er zögerte. »Nach Peony. Zum Institut.«
    »Warum?«
    »Warum?« Ein irritiertes Krächzen lag in seiner Stimme. »Weil Mellery sich noch immer weigert, sein Problem bei der örtlichen Polizei zu melden, und ich ihm noch mal zureden möchte.«
    »Das kannst du doch auch am Telefon.«
    »Nicht so gut wie unter vier Augen. Außerdem will ich mir Kopien aller schriftlichen Nachrichten und die Aufnahme von dem Telefonat gestern Abend holen.«
    »Gibt’s dafür nicht so was wie FedEx?«
    Er starrte

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