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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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die Catskill Mountains und der Ankunft auf seinem Hof außerhalb von Walnut Crossing war Gurney erfüllt von tiefer Erschöpfung - ein emotionaler Nebel, der Hunger, Durst, Frustration, Trauer und Selbstzweifel durcheinanderrührte. Der fortschreitende November ließ schon den Winter erahnen und machte die Tage immer kürzer, vor allem in den Tälern, wo die umgebenden Berge für eine frühe Abenddämmerung sorgten. Madeleines Auto stand nicht an seinem gewohnten Platz beim Gartenschuppen. Der Schnee, der in der Mittagssonne teilweise geschmolzen und danach in der zunehmenden Kälte wieder gefroren war, knirschte unter seinen Füßen.
    Im Haus herrschte Totenstille. Er schaltete die Hängelampe über der Kücheninsel an. Madeleine hatte am Morgen erwähnt, dass das geplante Abendessen abgesagt worden war wegen irgendeiner Besprechung, die die Frauen besuchen wollten, aber an die Einzelheiten konnte er sich nicht mehr erinnern. Dann war der Streit um die blöden Pekannüsse also völlig überflüssig. Er ließ einen Darjeeling-Beutel in eine Tasse fallen, füllte sie am Wasserhahn und stellte sie in die Mikrowelle. Seiner Gewohnheit folgend, steuerte er auf den Lehnsessel im hinteren Teil der Küche zu. Er ließ sich zurücksinken und legte die Füße
auf einen Holzschemel. Zwei Minuten später ging das Piepen der Mikrowelle im Gewebe eines schattenhaften Traums unter.
     
    Er erwachte von Madeleines Schritten. Vielleicht war es seine übersensible Interpretation, aber irgendwie klangen sie wütend. Die Richtung und Nähe der Schritte schien darauf zu deuten, dass sie ihn gesehen und es vorgezogen hatte, nicht mit ihm zu sprechen.
    Als er die Augen aufschlug, bemerkte er gerade noch, wie sie die Küche verließ und zum Schlafzimmer strebte. Er streckte sich und stieß sich aus den Tiefen des Sessels hoch. Dann trat er zur Anrichte, um sich ein Taschentuch zu holen, und schnäuzte sich. Eine Schranktür schloss sich ein wenig zu bestimmt, und eine Minute später kehrte sie in die Küche zurück. Sie hatte ihre Seidenbluse gegen ein ausgebeultes Sweatshirt vertauscht.
    »Du bist ja wach.«
    Er verstand ihre Bemerkung als Kritik daran, dass er geschlafen hatte.
    Sie schaltete das Licht über der Hauptarbeitsplatte ein und öffnete den Kühlschrank. »Hast du schon was gegessen?« Auch das klang wie ein Vorwurf.
    »Nein, ich hatte einen anstrengenden Tag und hab mir nach dem Heimkommen nur eine Tasse … verdammt, ich hab sie vergessen.« Er holte eine Tasse mit dunklem, kaltem Tee aus der Mikrowelle und schüttete ihn mit dem Beutel in den Ausguss.
    Madeleine fischte den Teebeutel wieder heraus und warf ihn ostentativ in den Mülleimer.
    »Ich bin auch ziemlich müde.« Sie schüttelte kurz den Kopf. »Ich kapiere nicht, wie diese schwachköpfigen Lokalpolitiker darauf verfallen können, dass ein hässliches
Gefängnis mit Stacheldrahtzaun mitten in der schönsten Landschaft eine gute Idee ist.«
    Jetzt fiel ihm wieder ein, was sie ihm am Morgen erzählt hatte. Sie wollte zu einer Gemeindeversammlung, bei der ein umstrittener Vorschlag diskutiert werden sollte. Es ging darum, ob sich die Stadt als Standort einer Anstalt bewerben sollte, die von ihren Gegnern als Gefängnis und von ihren Befürwortern als Behandlungszentrum bezeichnet wurde. Der Namensstreit ergab sich aus der zweideutigen bürokratischen Sprache, mit der die Behörden ihr Pilotprojekt für eine neue Art von Institution beschrieben. Diese trug den Namen Staatliche Vollzugsund Therapieeinrichtung und hatte die doppelte Aufgabe der Inhaftierung und Rehabilitation von Drogenstraftätern. Tatsächlich war die Beschreibung des Projekts vollkommen undurchdringlich und ließ viel Spielraum für Deutungen und Diskussionen.
    Es war ein heikles Thema zwischen ihnen, aber nicht weil er ihren Wunsch, die Anstalt von Walnut Crossing fernzuhalten, nicht teilte, sondern weil er sich nicht so bedingungslos in den Kampf stürzte, wie sie es für richtig hielt.
    »Eine Handvoll Leute stopft sich die Taschen voll«, erklärte sie grimmig, »und alle anderen hier im Tal - und jeder, der durch das Tal fahren muss - sind den Rest ihres Lebens mit einem furchtbaren Schandfleck geschlagen. Und wozu? Für die sogenannte Rehabilitation von irgendwelchen widerlichen Drogenhändlern? Das darf doch nicht wahr sein!«
    »Auch andere Gemeinden bewerben sich darum. Mit Glück kriegt eine von ihnen den Zuschlag.«
    Sie lächelte düster. »Klar, aber nur, wenn die Stadträte dort noch

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