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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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bedeutenden Fällen, der Mann, der die Puzzleteilchen zusammengesetzt hat, aber wenn es dann ans Gratulieren ging, haben Sie immer anderen den Vortritt gelassen. Es heißt, Sie hatten das größte Talent und das kleinste Ego der Abteilung.«
    Gurney lächelte, doch nicht über das Kompliment, dessen berechnende Absicht er durchschaute, sondern über Klines Gesicht, das echte Verblüffung darüber verriet, dass jemand nicht auf Lorbeeren aus war.
    »Ich mag die Arbeit, aber ich stehe nicht gern im Rampenlicht.«
    Eine Weile schien Kline einer schwer zu fassenden Geschmacksnuance nachzuspüren, dann gab er es auf und beugte sich vor. »Erzählen Sie mir, wie Sie Ihrer Meinung nach in diesem Fall etwas bewegen könnten.«
    Das war eine zentrale Frage, mit der sich Gurney auf der Herfahrt intensiv beschäftigt hatte.
    »Als fachlicher Berater.«

    »Was heißt das?«
    »Das Ermittlungsteam des BCI befasst sich mit dem Sammeln, Sichten und Verwahren von Beweisen, der Vernehmung von Zeugen, dem Verfolgen von Spuren, Überprüfen von Alibis und der Formulierung einer Arbeitshypothese im Hinblick auf Identität, Aufenthalt und Motive des Mörders. Dieses letzte Element ist wesentlich, und dabei kann ich wahrscheinlich helfen.«
    »Wie?«
    »In einer komplexen Ausgangssituation die Fakten betrachten und eine einleuchtende Theorie entwickeln - das war meine einzige echte Stärke in dem Job.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Andere verstehen mehr davon, Verdächtige zu verhören, Beweismittel am Tatort aufzuspüren …«
    »Wie die Kugel, die sonst keiner gefunden hätte?«
    »Das war Glück. Normalerweise gibt es in jedem kleinen Bereich der Ermittlungen jemand, der das besser kann als ich. Aber wenn es darum geht, die Teilchen zusammenzufügen und zu erkennen, was wichtig ist und was nicht - das liegt mir. Natürlich hatte ich bei der Arbeit nicht immer Recht, aber doch so oft, dass es sich ausgewirkt hat.«
    »Dann haben Sie also doch ein Ego.«
    »Wenn Sie es so nennen wollen. Ich kenne meine Grenzen, und ich kenne meine Stärken.«
    Aus seiner jahrelangen Erfahrung mit Vernehmungen wusste er, wie bestimmte Persönlichkeiten auf bestimmte Haltungen reagierten, und er hatte sich auch in Kline nicht getäuscht. In der Miene des Bezirksstaatsanwalts spiegelte sich ein erleichtertes Begreifen jener exotischen Geschmacksnuance, die sich ihm soeben noch entzogen hatte.

    »Wir müssen auch noch über die Bezahlung sprechen«, sagte Kline. »Ich dachte an den Stundensatz, den wir auch in der Vergangenheit schon für Beratungsdienste veranschlagt haben. Ich kann Ihnen fünfundsiebzig Dollar pro Stunde bieten, zuzüglich Spesen - in einem vernünftigen Rahmen natürlich. Und zwar ab sofort.«
    »In Ordnung.«
    Kline streckte seine Politikerhand aus. »Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit Ihnen. Ellen hat ein Paket mit Formularen, eidesstattlichen Erklärungen und Geheimhaltungsvereinbarungen für Sie zusammengestellt. Wenn Sie es vor dem Unterschreiben durchlesen wollen, müssen Sie sich ein wenig Zeit nehmen. Sie wird Ihnen ein Büro zeigen, wo Sie Ihre Ruhe haben. Andere Einzelheiten müssen wir uns im weiteren Verlauf überlegen. Ich halte Sie persönlich auf dem Laufenden über alle neuen Informationen, die ich vom BCI oder meinen eigenen Mitarbeitern bekomme, und Sie können an allgemeinen Besprechungen wie der gestrigen teilnehmen. Wenn Sie mit den Ermittlern sprechen wollen, können Sie das über mein Büro vereinbaren. Gleiches gilt auch für Zeugen und Verdächtige. Einverstanden?«
    »Ja.«
    »Sie machen nicht viel Worte. Nun, ich auch nicht. Da wir jetzt zusammenarbeiten, möchte ich Ihnen eine Frage stellen.« Kline lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander, um seinem Anliegen zusätzliches Gewicht zu verleihen. »Warum schießt ein Mann zuerst auf jemanden und sticht dann vierzehnmal auf ihn ein?«
    »So eine große Zahl von Stichen deutet normalerweise auf eine Affekttat oder den kaltblütigen Versuch, eine Affekttat vorzutäuschen. Die genaue Zahl der Stiche kann jedoch ohne Belang sein.«

    »Aber zuerst auf ihn zu schießen …«
    »Ich vermute, dass es bei den Stichen nicht darum ging, jemanden zu ermorden.«
    »Da kann ich Ihnen nicht ganz folgen.« Kline reckte den Kopf vor wie ein neugieriger Vogel.
    »Mellery wurde aus sehr geringer Entfernung erschossen. Die Kugel hat die Halsschlagader durchtrennt. Es gab keine Anzeichen im Schnee, dass der Täter die Waffe fallen ließ oder sie auf den

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