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Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number

Titel: Die Handschrift des Todes - Verdon, J: Handschrift des Todes - Think of a number Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Verdon
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Boden geworfen hat. Also muss er sich die Zeit genommen haben, das Material zu entfernen, das er zur Dämpfung des Schussgeräusches verwendet hat, und die Waffe einzustecken, bevor er die zerbrochene Flasche gepackt und sich in Position gebracht hat, um auf das Opfer einzustechen, das schon am Boden lag. Aus der Arterienwunde muss zu diesem Zeitpunkt bereits heftig das Blut gequollen sein. Wozu also die Stiche? Sicher nicht, um Mellery zu töten, der sowieso schon so gut wie tot war. Nein, entweder wollte der Täter die Spuren des Schusses verwischen …«
    »Warum?« Kline rutschte im Sessel nach vorn.
    »Das weiß ich nicht. Es ist nur eine Möglichkeit. Allerdings sollten wir angesichts der Nachrichten vor dem Angriff und der Tatsache, dass er die Flasche eigens mitgebracht hat, eher von einer rituellen Bedeutung der Stiche ausgehen.«
    »Satanismus?« Klines gespieltes Grauen verdeckte nur mühsam den Appetit auf das Medienpotenzial eines solchen Motivs.
    »Glaube ich nicht. Die Briefe klingen zwar verrückt, aber nicht auf diese spezielle Art. Nein, mit rituell meine ich, dass es ihm wichtig war, den Mord auf eine bestimmte Weise auszuführen.«
    »Eine Rachefantasie?«

    »Könnte sein«, erwiderte Gurney. »Er wäre nicht der erste Mörder, der sich jahrelang ausgemalt hat, wie er es jemandem heimzahlt.«
    Kline war noch immer verwirrt. »Aber wenn das Hauptelement des Angriffs die Stiche waren, wieso dann die Waffe?«
    »Um jede Gegenwehr zu unterbinden. Er wollte ganz sicher sein, und eine Schusswaffe ist eben sicherer als eine zerbrochene Flasche, wenn man jemand kampfunfähig machen will. Nach der sorgfältigen Planung wollte er verhindern, dass irgendwas schiefgeht.«
    Kline nickte, dann sprang er zu einem anderen Puzzleteilchen. »Rodriguez ist der Meinung, dass einer der Gäste der Mörder ist.«
    Gurney lächelte. »Welcher?«
    »Da hat er sich noch nicht festgelegt, nur dass es einer von ihnen sein muss. Sind Sie anderer Meinung?«
    »Völlig ausgeschlossen ist es nicht. Die Gäste sind auf dem Institutsgelände untergebracht, das heißt, der Tatort war für sie bequem zu erreichen. Und es sind auf jeden Fall seltsame Leute - Drogenkonsum, emotionale Labilität und zumindest einer mit Verbindungen zu Schwerverbrechern.«
    »Aber?«
    »Es gibt praktische Probleme.«
    »Aha?«
    »Zuerst mal die Fußspuren und Alibis. Nach allgemeiner Aussage hat der Schneefall in der Abenddämmerung eingesetzt und bis nach Mitternacht angehalten. Nach den Fußspuren zu urteilen, hat der Mörder das Grundstück von der Straße aus betreten, nachdem es aufgehört hatte zu schneien.«
    »Wie können Sie da so sicher sein?«

    »Die Abdrücke sind im Schnee, und es liegt kein Neuschnee darauf. Um diese Spuren zu hinterlassen, hätte ein Gast das Hauptgebäude vor dem Schneefall verlassen müssen, da es keine Abdrücke gibt, die vom Haus wegführen.«
    »Mit anderen Worten …«
    »Mit anderen Worten, jemand wäre von der Dämmerung bis Mitternacht nicht da gewesen. Aber es waren alle da.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Offiziell weiß ich es nicht. Sagen wir, ich habe ein Gerücht von Jack Hardwick gehört. Nach den Befragungsprotokollen wurde jede Person von mindestens sechs anderen zu verschiedenen Zeiten am Abend gesehen. Sofern also nicht alle lügen, waren alle da.«
    Kline schien nicht so ohne weiteres bereit, die Möglichkeit einer kollektiven Verschwörung fallenzulassen. »Vielleicht hatte jemand im Haus Hilfe.«
    »Sie meinen, dass jemand im Haus einen Killer bestellt hat?«
    »So was in der Richtung.«
    »Warum sollte er dann überhaupt da sein?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Der einzige Grund, warum die Gäste überhaupt unter Verdacht sind, ist ihre Nähe zum Tatort. Wenn man einen Außenstehenden engagiert, um den Mord auszuführen, warum sollte man sich selbst in der Nähe aufhalten?«
    »Erregung?«
    »Nicht auszuschließen.« Gurney machte keinen Hehl aus seiner fehlenden Begeisterung.
    »Na schön, vergessen wir mal die Gäste. Wie steht’s mit einem Mordanschlag, hinter dem die Mafia steckt?«
    »Ist das Rodriguez’ Nottheorie?«

    »Er hält es für eine Möglichkeit. Sie wohl nicht, wenn ich Ihren Gesichtsausdruck richtig deute.«
    »Mir fehlt da die Logik. Wahrscheinlich würde niemand auf diese Idee verfallen, wenn nicht zufällig Patty Cakes unter den Gästen wäre. Zunächst gibt es nach derzeitigem Stand keine Informationen über Mark Mellery, nach denen er Zielscheibe eines Mafiaanschlags hätte

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