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Die Hassliste: Roman (German Edition)

Die Hassliste: Roman (German Edition)

Titel: Die Hassliste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Brown
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schüttelte sich bei dem Wort
satt
, Speichel spritzte ihm aus dem Mund und landete auf meinem Kinn, »ich hab es satt, dass du allen um dich herum das Leben ruinierst. Entweder du kriegst deinen Scheiß jetzt geregelt und benimmst dich, verdammt noch mal, oder ich schmeiß dich hochkant raus, bevor du ›undankbares Luder‹ sagen kannst, ist das klar?«
    Ich riss die Augen auf und atmete keuchend. Meine Schulter tat mir weh, wo er sie umklammert hielt, und meine Beine zitterten. Mein Zorn war verflogen, ich hatteeinfach zu viel Angst, um wütend zu sein. Benommen nickte ich.
    Sein Griff lockerte sich, aber er ließ mich nicht los und redete weiter in abgehacktem Tonfall auf mich ein. »Gut. Ich nehm dich jetzt mit zu mir nach Hause, in mein gemeinsames Zuhause mit Briley, die für mich sehr wohl Familie ist, auch wenn dir das nicht passt. Und du wirst dich ihr gegenüber einwandfrei benehmen. Falls du Zweifel hast, ob du’s schaffst, dich zusammenzureißen für einen einzigen gottverdammten Abend, dann fahr ich dich jetzt auf der Stelle nach Hause. Und dann hast du exakt fünf Minuten, um dein Zeug zu packen und zu verschwinden. Ein für alle Mal. Basta. Und stell mich nicht auf die Probe, ich mein es ernst.«
    Ein silberfarbener Wagen kam neben uns zum Stehen, das Beifahrerfenster fuhr nach unten. Eine Frau schaute heraus, forschend und besorgt. »Alles in Ordnung?«, rief sie zu uns herüber. Zuerst bewegte sich keiner von uns, unsere Augen blieben ineinander verhakt, unsere Körper im Schatten des Autos erstarrt.
    Endlich ließ Dad meine Schultern los und blickte auf, mit bebenden Nasenflügeln. »Alles okay, ja«, sagte er und lief vorne um das Auto herum.
    »Und Sie da drüben?«, rief sie mir zu. »Geht’s Ihnen gut? Sollen wir irgendwen für Sie anrufen?«
    Langsam, wie durch Wasser, drehte ich mich zu ihr. Sie hielt ein Mobiltelefon in der Hand und wedelte es ein wenig in meine Richtung, mit einem kurzen Seitenblick auf Dad, der gerade die Fahrertür öffnete und wieder einstieg. Ein Teil von mir wäre gerne zu ihr gerannt, hätte sich auf der Rückbank ihres Autos verkrochen und sieangebettelt, mich von hier wegzubringen. Mich irgendwo anders hinzubringen, egal wohin.
    Stattdessen schüttelte ich den Kopf. »Alles in Ordnung«, sagte ich. »Danke.« Wie betäubt strich ich den Ärmel meines Shirts glatt, das an der Stelle, wo Dad seine Finger hineingegraben hatte, ganz zerknittert war.
    »Wirklich?«, fragte sie. Ihr Auto rollte langsam nach vorne.
    Ich nickte. »Ja«, sagte ich. »Alles in Ordnung mit mir.«
    »Na gut«, sagte sie zweifelnd. »Dann wünsche ich noch einen guten Abend.« Sie ließ mich nicht aus den Augen, während ihr Fenster wieder hochfuhr. Dann setzte sich das Auto in Bewegung und verschwand in der Dunkelheit.
    Zitternd lehnte ich an Dads Wagen. Mein Herz hämmerte und mir war übel. Ich sog ein paarmal tief Luft ein und versuchte, ruhig zu werden, bevor ich wieder einstieg und die Autotür zumachte. Wir schwiegen für den Rest des Weges.
    Als wir in Dads Wohnung ankamen, wartete Briley schon am Eingang, ordentlich eingehüllt in einen flauschigen rosa Bademantel. Sie beäugte mich, als wir durch die Tür traten, und warf Dad einen verstörten Blick zu.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Dad knallte seine Schlüssel auf eine Anrichte und lief einfach weiter. Ich folgte ihm kleinlaut und blickte mich um. Die Wohnung sah nach Dad aus, obwohl ich nichts hier als etwas erkannte, das ihm gehörte. Seine Sachen waren alle bei uns zu Hause geblieben. Das Zeug hier konnte ihm aber genauso gut gehören. Ein Flachbildfernseher stand in einer Ecke im Wohnzimmer, es gab Sessel und eine Couch aus schwarzem Leder und zwei riesigeRegale, vollgestopft mit Büchern. Auf einem Couchtisch standen zwei Weingläser, bei beiden war der Boden knapp einen Zentimeter hoch mit Rotwein bedeckt. Ich stellte mir vor, wie Briley und Dad Händchen haltend in Schlafanzug und Bademantel vorm Fernseher gesessen und sich bei einem Glas Wein eine Talkshow angeguckt hatten, als plötzlich das Telefon klingelte. Hatte Briley die Augen verdreht, als er sie allein gelassen hatte? Hatte sie versucht, ihn vom Gehen abzuhalten?
    Ich hörte, wie um die Ecke eine Kühlschranktür geöffnet wurde und sich wieder schloss. Unter den musternden Blicken von Briley stand ich immer noch wie festgewachsen da.
    »Komm mit«, sagte sie dann und fasste mich sanft an der Schulter, so ähnlich wie Dad sie neulich im Büro berührt hatte. Diese

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