Die Hazienda des Gluecks
Vorschein kam, war so ungewöhnlich und atemberaubend schön, wie sie es sich nicht hatte träumen lassen. Es war die bis in die kleinste Einzelheit perfekte Nachbildung einer Libelle aus Diamanten und Smaragden.
"Hübsch, nicht?"
Colette fuhr zusammen, als ihr Mann sie so plötzlich ansprach. Sie hatte das Juwel hörbar nach Luft schnappend angestarrt, und die Libelle schien ihren Blick aus ihren winzigen, diamantenen Augen zu erwidern.
"Sehr hübsch", gab sie ihm recht. "Sind das echte Steine?"
"Würde ich dir falsche schenken?" fragte er zurück. "Die Brosche wurde von einem alten Indianer angefertigt, der unten in der Schlucht nach Wild jagt. Er wollte sie verkaufen, um seiner jüngsten Tochter eine Mitgift geben zu können. Wie du vorhin schon ganz richtig bemerkt hast, finde ich Gefallen an schönen Dingen, und ich gebe keine Ruhe, ehe sie mir gehören. Auf der Spitze deines Kleides wird die Libelle aussehen, als wäre sie geradewegs auf eine zarte junge Pflanze geflogen. Steck sie dir genau über dem Herzen an."
Ihre Hand zitterte, als sie die Brosche aus ihrem Behältnis hervorholte. Don Diablo musste dieses Zittern bemerkt haben, denn er nahm ihr ohne Zögern die Brosche aus den Fingern und befestigte sie an ihrem Kleid. Colette stockte fast der Atem, als er so nahe vor ihr stand. Sein Gesicht hatte einen ernsten und eindringlichen Ausdruck, und sie fühlte die Wärme seiner Hand auf ihrer Haut. Sie kämpfte gegen die Erinnerungen an, die sie bei seiner Berührung befielen und die ihr Herz schon wieder rasen machten.
"Eine kleine Belohnung dafür, dass du so schön warst, als du in meinen Armen lagst. Die Libelle ist vollkommen - und du bist es auch, Colette. Von der Libelle geht ein flüchtiger Zauber aus, wenn sie durch die Luft schwirrt, und auch du hast einen Zauber, der mein Blut schneller durch die Adern rinnen lässt. Ich wollte dich besitzen, schon von jenem Moment an, als ich dich zum erstenmal in Stonehill sah, querida, und jetzt gehörst du mir wirklich."
"Ja", sagte sie kaum hörbar. "Jedenfalls im Augenblick, Don Diablo."
"Du wirst mir so lange gehören, wie es mir gefällt." Die alte Arroganz lag wieder in seiner Stimme. "Und jetzt wollen wir hinuntergehen, wo ich dich den Leuten vorstellen werde, die eine wichtigere Position auf meinem Besitz einnehmen. Sie werden entzückt von dir sein, Colette."
4. KAPITEL
Die Hazienda schien so einsam gelegen, so abgeschnitten von aller Zivilisation, die Colette gewohnt war, dass sie höchst erstaunt war, als Don Diablo ihr eines Morgens ankündigte, dass sie mit ihm eine Fahrt in die Stadt machen würde.
Das also war der Grund dafür, dass er so formell in einen dieser grauen Anzüge gekleidet war, die wie angegossen saßen und die ihm soviel ernsten Charme verliehen.
Wie dieser Charme doch täuschte, dachte Cole tte. Fünf lange Wochen war sie jetzt schon mit diesem Mann verheiratet.
"Aber wir müssen doch unzählige Kilometer von der nächsten Stadt entfernt sein", sagte sie. "So kommt es mir jedenfalls vor."
"Das stimmt auch", gab er ihr recht, "aber ein schnelles Auto kann diese Entfernung in kurzer Zeit zurücklegen. Ich dachte, es würde dir Spaß machen, durch die Geschäfte zu schlendern und einen kleinen Einkaufsbummel zu unternehmen. Süßigkeiten und Platten und ein paar Kosmetika, Zeitschriften und Bücher und Parfüm - kurz, all diese unnützen Kleinigkeiten, die ein Frauenherz begehrt."
"Du bist aber heute sehr großzügig."
"Warum? Bloß weil ich dir erlaube, ein paar Einkäufe zu machen?" Er hob die Augenbrauen und ließ seinen Blick voll Besitzerstolz über ihre schlanke Figur gleiten. Colette trug ein ärmelloses gelbes Kleid, an dessen Schulter sie die Libellenbrosche befestigt hatte.
Die Sonnenstrahlen brachen sich in den Steinen, und das Schmuckstück blitzte und funkelte.
Colette trug es so häufig, weil es die Versinnbildlichung ihres Traumes war. Ja, sie träumte von Flucht. Die Brosche war echt, und man konnte sie verkaufen. Nur darauf kam es ihr an.
Die Libelle hatte keinen emotionalen Wert für sie, denn nicht aus Liebe war sie ihr geschenkt worden.
"Ich muss geschä ftlich in die Stadt, und da kannst du ja genausogut gleich mitkommen.
Ich habe eine Unterredung mit meinem Anwalt, und währenddessen kannst du dich in den Läden umsehen. Das ist ein Beweis des Vertrauens, querida. Also komme ja nicht auf dumme Gedanken. Wenn du versuchst wegzulaufen, wirst du nicht weit kommen. Niemand wird dir ein Auto
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