Die Hazienda des Gluecks
Dazu war nichts weiter nötig als das leidenschaft liche Verlangen eines Mannes, seinen Willen durchzusetzen.
Mit einer plötzlichen Bewegung beugte er sich nieder und küsste sie auf die Stirn. "Steig ins Auto, chica, und beruhige dich wieder."
"Fährst du selbst?" wollte sie wissen.
"Ja." Er bedachte sie mit einem ironischen Blick. "Du darfst hinten sitzen, wenn du willst.
Ich fahre sehr schnell, und das ist vielleicht zuviel für dich, wo du doch ohnehin schon ein Nervenbündel bist, seitdem ich dich gebeten habe mitzukommen."
Das Angebot war vermutlich nicht ernst gemeint, aber Colette ergriff mit einem Gefühl der Erleichterung die Gelegenheit beim Schöpf. Als sie auf dem Rücksitz Platz nahm, entdeckte sie, dass Leinenbezüge die Polster bedeckten, damit das Leder nicht heiß wurde und an der Haut klebte. Der Wagen war klimatisiert, und die Temperaturen waren durchaus erträglich. Colette schloss die Augen und lehnte sich zurück. Ihren Badeanzug und das Handtuch hatte sie neben sich gelegt. Im Geiste sah sie das Gesicht einer Spanierin mit feurigen Augen vor sich, die das Leben liebte.
Während der Fahrt fiel ihr Blick oft auf die breiten Schultern und das gepflegte Haar des Mannes, der vor ihr am Steuer saß, und ihr Gesicht hatte dabei einen fragenden Ausdruck. Sie hatte gedacht, dass er zu unbeugsam wäre und sich nicht genug aus weiblichen Gefühlen mache, um eine Frau wirklich zu lieben. Jetzt hatte sich jedoch herausgestellt, dass er einst geliebt hatte. Wahrscheinlich gehörte er zu den Männern, die nur einmal im Leben lieben können. Irgendwie erschien er ihr menschlicher, auf der anderen Seite jedoch machte es ihr um so deutlicher, dass sie stets nur die untergeordnete Rolle für ihn spielen würde, von der Carmen vorhin gesprochen hatte.
Sie wurde nicht geliebt, und doch war er ihr Mann. Sie musste mit ihm leben, bis sie eine Möglichkeit fand, ihm zu entkommen. Jetzt dachte sie noch stärker an Flucht als je zuvor. Sie griff nach der Brosche, die an ihrem Kleid funkelte, und fuhr mit der Fingerspitze die Konturen der mit kleinen Smaragden besetzten Flügel nach. Wenn sie jemanden fand, der ihr das Schmuckstück abkaufte, dann brauchte sie nur noch ihren Pass aus seinem Schreibtisch zu entwenden. Ganz gewiss konnte sie einen der vielen Bediensteten Don Diabios bestechen, sie zum Bahnhof zu fahren. Wenn sie erst einmal im Zug saß und auf dem Wege zu einem der Touristenzentren Mexikos, dann war sie in Sicherheit. Er konnte sie ja nicht vor den Augen amerikanischer und europäischer Reisender wegschnappen.
Nach einer Weile ließen sie die steppenartige Landschaft hinter sich und durchführen die Vororte der Stadt. Colette lehnte sich vor und musste lächeln, als sie das muntere Treiben beobachtete.
Don Diablo musste es im Rückspiegel gesehen haben, denn er bemerkte, dass ihr die Fahrt anscheinend gefiel.
"Sieh dir nur diese Kinder an", sagte sie. "Wie schaffen es die Mütter nur, sie jemals wieder sauberzubekommen?"
"Sie stecken alle zusammen in einen großen Waschzuber und gießen lauwarmes Wasser über sie. Dann setzen sie die Kleinen zum Trocknen in die Sonne." Seine Stimme hatte plötzlich einen seltsamen Klang. "Wie gefallen sie dir?"
"Sie sind sehr niedlich - eigentlich kann man sie sogar als schön bezeichnen. Diese seidenglatte braune Haut und diese riesigen braunen Augen. Wenn sie sauber sind, sehen sie wahrscheinlich aus wie kaffeefarbene Engel."
"Ja, die mexikanischen Kinder haben eine unverdorbene Schönheit", gab er ihr recht.
Diesmal schwang ein bedeutungsvoller Unterton in seinen Worten mit, der ihren Puls beschleunigte. Zum erstenmal, seit sie ihn kannte, hatte er Kinder erwähnt, und sie hatte das Gefühl, dass er jetzt auf das anspielte, was er in Wirklichkeit von ihr wollte.
"Und du - magst du Kinder?" fragte sie neugierig.
"Ich finde sie lustig", antwortete er gedehnt. "Was ist mit dir, querida? Wärst du gern die Mutter eines Kindes - meines Kindes?"
Bei diesen Worten krampfte sich ihr Herz zusammen. "Ich bin nicht gerade entzückt von der Vorstellung, dem Satan ein Kind zu schenken", erwiderte sie eisig.
"Gracias. Manchmal hast du eine ganz reizende Art, mit deinem Mann zu sprechen." In diesem Moment kamen sie in das Zentrum der Stadt. Er lenkte den Wagen geradewegs auf einen romantischen alten Marktplatz zu, auf dem schon andere Autos parkten.
Sie stiegen aus und gingen auf die von einer Arkade überschatteten Geschäfte zu. Hier herrschte ein lautes
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