Die Hazienda des Gluecks
anzubändeln?" fragte Do n Diablo schmallippig.
"Warum hast du nicht nach mir gerufen? Oder hat dir diese Begegnung Spaß gemacht? Es war kein junger Mexikaner - mir ist sein blondes Haar aufgefallen."
"Nein. Wahrscheinlich ist es ein Engländer oder Amerikaner gewesen. Das spielt auch keine Rolle. Vergessen wir den Zwischenfall. Er hat meinen Ruf nicht geschädigt - dazu hat die Zeit nicht gereicht. Und allein darauf kommt es dir doch an, oder?"
"Sei vorsichtig, Colette." Seine Finger gruben sich schmerzhaft in ihre Schulter. "Ich würde es niemals dulden, dass du mich betrügst, um dich an mir zu rächen. Ich will nicht, dass du jemals so weit herabsinkst, dass du einen anderen Mann benutzt, um deine Rechnung mit mir zu begleichen. Dann wäre es mir sogar lieber, wenn du zum Messer greifst."
"Führe mich nicht in Versuchung, mi esposo." Sie senkte den Blick, weil sie das harte Glitzern in seinen Augen nicht länger ertragen konnte, und schaute auf das offene Meer hinaus.
Sie wandten sich um und gingen zu der Treppe, die zur Strandpromenade hinaufführte.
Colette war insgeheim überzeugt davon, dass Gil Howard irgendwo am Strand stehengeblieben war und ihnen nachsah.
Auf der Heimfahrt saß sie wieder allein auf dem Rücksitz. Eine düstere und niedergeschlagene Stimmung hatte sich ihrer bemächtigt, die immer stärker wurde, je tiefer draußen die Nacht herabsank. Die Laternen im Hof waren angezündet, als sie durch das Tor der Hazienda fuhren.
Während sie die Treppe zu ihrem Zimmer hinaufeilte, musste sie an Gil Howard denken, der jetzt ganz allein da draußen irgendwo schwamm. Hoffentlich würde sie den netten Amerikaner einmal wiedersehen, wenn Don Diablo nicht in der Nähe war und so tat, als wäre eine harmlose Freundschaft bereits ein Ehebruch.
Als Don Diablo ihr mitteilte, dass er geschäftlich verreisen müsse und ungefähr eine Woche lang fortbleiben würde, konnte Colette ihre Freude kaum verbergen. Sie kam sich wie ein Schulmädchen vor, das unerwartet Ferien bekommen hat.
"Ich sehe, wie froh du darüber bist, dass mich die Pflicht ruft", bemerkte er trocken. Er musste nach Argentinien, wo er Verhandlungen über den Kauf von Zuchtrindern führen wollte. "Du kannst ja mitkommen, wenn du willst", bot er ihr an. "Ich habe auch vor, einen Hengst und mehrere Stuten zu erwerben. Eine davon wird dein ganz persönliches Reitpferd sein. Du könntest dir das Tier also selbst aussuchen."
Sie zögerte einen Augenblick, weil ihr die Aussicht einer Reise recht verlockend erschien, aber dann gewann in ihr der Wunsch die Oberhand, ihn eine Weile lang nicht sehen zu müssen. Vielleicht würde sie in dieser Zeit ihre Freundschaft mit Gil Howard vertiefen können.
"Kann ich dein Auto benutzen, während du auf Reisen bist? Juan Feliz kann mich dann in die Stadt zu den Geschäften fahren. Das wäre doch endlich einmal eine Unterbrechung dieses langweiligen Landlebens. Bitte!"
Er hob die Augenbrauen, als ihre Stimme auf einmal so sanft und einschmeichelnd klang,
"Deine Überredungskunst ist ja geradezu überwältigend. Das bringt mich auf den Gedanken, dass es vielleicht nicht besonders klug wäre, dich eine ganze Woche lang allein zu lassen."
"Allein? Wieso allein?" Eine innere Stimme warnte sie. Sie musste jetzt ganz vorsichtig vorgehen, wenn sie sich nicht selbst um diesen kurzen Ausflug in die Freiheit bringen wollte.
"Juan Feliz würde doch sicher deinen ausdrücklichen Befehl erhalten, mich keinen Augenblick unbeobachtet zu lassen."
"Das stimmt allerdings", gab er gedehnt zu. "Ich habe dich nie danach gefragt, Colette, aber hast du eigentlich einen Führerschein?" Seine Augen verengten sich, als er seinen Blick forschend über ihr Gesicht gleiten ließ. Colette ließ ihre Züge zu einer ausdruckslosen Maske erstarren. Sie hatte zwar nie einen Führerschein erworben, aber Marcus hatte ihr Fahrunterricht gegeben. Zwar hatte sie den Wagen ihres Vormunds niemals ganz allein gefahren, aber mit Marcos an ihrer Seite hatte sie bereits am Steuer gesessen.
"Marcus hätte mir wohl nie erlaubt, seinen Rolls zu fahren. Frauen hatten seiner Ansicht nach nichts im Verkehr zu suchen." Sie hoffte, dass ihre Stimme überzeugend gleichgültig klang und dass die Erwähnung ihres Vormunds Don Diablo von der Frage abgelenkt hatte, ob sie nun fahren konnte oder nicht. Ja, es hatte gewirkt! Seine Stirn glä ttete sich, und er erhob sich. "Ich habe noch ein paar Briefe zu schreiben." Er wandte sich zum Gehen, aber an der Tür
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