Die Hazienda des Gluecks
blieb er noch einmal stehen und sah sie an. "Na schön, bleibe hier auf der Hazienda, wenn dir das besser gefällt - vielleicht hast du auc h keine Lust, vor meinen Freunden die glückliche Braut zu spielen. Ich werde Juan Feliz Anweisung geben, dich in die Stadt zu fahren, wann immer du es wünschst. Aber keine Dummheiten, querida, hörst du?"
"Ja, Senor", murmelte sie gehorsam. Als sich die Tür hinter ihm schloss, seufzte Colette erleichtert auf und ließ sich in die Polster des Sofas zurücksinken.
Colette wusste, dass sie, trotz der Gewissheit seinen Zorn herauszufordern, in seiner Abwesenheit der Versuchung nicht widerstehen würde, den Wagen aus der Garage zu holen, wenn der Chauffeur ihr den Rücken zuwandte. Er würde Juan Feliz nicht für etwas bestrafen, was sie getan hatte - so ungerecht war er nicht. Außerdem hatte der Fahrer kleine Kinder, die Don Diablo manchmal recht amüsant fand, wenn er gut gelaunt war.
Sie sehnte sich danach, einmal seinen stets wachsamen Blick nicht auf sich gerichtet zu fühlen. Ach, wenn sie nur einmal unbeschwert und ohne Angst mit Gil Howard sprechen könnte und nicht jeden Moment erschrocken zusammenfahren müsste, weil sie glaubte, ihr Mann könne sie überraschen.
Mann - darunter hatte sie sich immer jemanden vorgestellt, der ihr Freundschaft, Sicherheit und eine Wärme gab, die über körperliches Begehren hinausging. Don Diablo war ihr Besitzer, aber jetzt flog er für sieben Tage nach Argentinien, und in diesen sieben köstlichen Tagen würde sie ihre eigene Herrin sein. Sie lächelte bei dieser Vorstellung und konnte es kaum erwarten, dass er endlich abreiste.
Die Stunde seines Aufbruchs kam dann sehr plötzlich. Eines Morgens betrat er ihr Zimmer, um ihr "Adios" zu wünschen.
Er beugte sich über Colette, die noch in den Kissen träumte. Ihr blondes Haar lag wie ein dichter Schleier auf der lila Seide, und seine Arme hielten ihre schlanke Gestalt unter dem Laken gefangen.
"Darf ich zu hoffen wagen, dass du mich ein wenig vermissen wirst?" murmelte er und schaute ihr tief in die haselnussbraunen Augen. Sie blickte noch ganz verschlafen drein, während er förmlich vor Energie und Vitalität sprühte. Dabei hatte er mit einigen seiner Leute die halbe Nacht geschuftet, um ein Fohlen zu retten, das in eine tiefe Erdspalte gefallen war.
Colette war auch dabeigewesen. Sie hatte geweint, als man das junge Tier endlich freigelassen hatte und es hinkend zur Mutterstute zurückkehrte. Krampfhaft bemühte sie sich, nicht an die Tränen zu denken, als sie jetzt den Blick Don Diablos erwiderte. Ihre Nerven spannten sich wie Bogenstränge, als er mit dem Finger sanft die Konturen ihres Gesichtes nachzeichnete.
"Por Dios, bist du schön", flüsterte er mit rauer und kehliger Stimme. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie du aussiehst, wenn du so daliegst mit deinen Augen, die die Farbe dunklen Honigs haben. Ich könnte dich mit bloßen Händen zerbrechen, und das werde ich auch, wenn du mich jemals betrügen solltest und einem anderen Mann auch nur einen Blick schenkst. Du bist mein, kleiner Eisberg, und ich möchte dich hier .nicht allein lassen. Zieh dir ein Kleid an, und fliege mit mir nach Argentinien. Es wird dir ge fallen, das weiß ich."
"Nein ..." Sie wandte sich ab und presste ihr Gesicht in die Kissen. Unwillkürlich drückte sie dabei seine Hand an ihr Herz. "Gib mir Zeit - noch ein wenig mehr Zeit, bevor ich deine Freunde kennenlerne: Ich kann nicht so tun, als ob ich strahlend glücklich sei - das hast du selbst gesagt."
Ein spannungsgeladenes Schweigen folgte diesem Ausbruch. Er zwang sie, ihn anzusehen, und hielt sie mit eisernem Griff fest. Er ließ seinen Blick langsam über sie gleiten, als wollte er sich ihr Bild genau einprägen, bevor er sie verließ. Er fasste nach einer Haarsträhne und führte sie an seine Lippen. Seltsamerweise kam es Colette dabei in den Sinn, wie er gestern nacht das Fohlen zum Gehorsam gezwungen und damit in Sicherheit gebracht hatte. "Wir sagen einander adios, aber es ist kein Lebewohl für immer, so sehr du das auch wünschen magst, Colette. Du kannst mir zumindest eine gute Reise wünschen, findest du nicht?"
Colette antwortete nicht. Der Gedanke an Flucht ging ihr nicht aus dem Kopf. Wenn es ihr doch nur gelänge, aus Mexiko zu entkommen, während er sie einmal, wenn auch nur für sieben Tage, aus den Augen ließ!
Ein Ausdruck bitterer Ironie huschte über das Gesicht Don Diablos. "Hoffst du statt dessen, dass mein
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