Die Hazienda des Gluecks
Flugzeug abstürzt?" Bevor sie antworten konnte, machte er auf dem Absatz kehrt und ging auf die Tür zu. "Ein altes mexikanisches Sprichwort besagt, dass der Teufel auf mich aufpasst, querida, also würde ich nicht allzu sehr darauf hoffen, eine junge Witwe zu sein."
Mit diesen Worten verschwand er aus dem Zimmer. Colette starrte auf die Tür, die sich hinter ihm schloss, und sah noch immer sein dunkles Bild vor sich, hörte noch immer den ironischen Klang seiner Stimme. Plötzlich schlug sie die Decke zurück und rannte zur Tür.
Sie konnte ihn nicht in dem Glauben gehen lassen, dass sie ihm ein so grausames Schicksal wünschte. Nicht nach dieser Nacht, in der sie gesehen hatte, wie ihm das Hemd vor Schweiß am Rücken klebte, als er darum kämpfte, ein junges Tier, aus Schmerz und Furcht zu befreien. Wie auch immer er sie selbst behandeln mochte, er brachte ein seltsames Mitgefühl für andere auf.
"Senor ..." Aber die Galerie war leer, und ihr Ruf hallte in der Stille wider. Auf einmal hörte man das Geräusch eines Wagens, der in der Auffahrt angelassen wurde und durch das Tor der Hazienda davonfuhr. Colette blieb allein zurück. Wie sie es gewünscht hatte, war sie jetzt ihre eigene Herrin.
7. KAPITEL
Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Zum erstenmal seit Wochen frühstückte Don Diablo nicht mit ihr zusammen hier. Der Raum schien plötzlich gähne nd leer zu sein. Vermisste sie ihn etwa? Nein, das konnte nicht sein!
Sie wollte gerade in ihre Sachen schlüpfen, als die Tür sich - wie immer ohne vorheriges Klopfen - öffnete und die alte Carmen hereintrat.
Die Alte trug eine Vase mit weißen Kamelien für den weißen Rohrtisch, der zwischen den Fenstern stand. Colette wusste jedoch, dass die Blumen nur ein Vorwand waren, mit dem sich die neugierige Greisin Zutritt zum Schlafzimmer Colettes verschaffte.
"Sie werden eine Weile lang sehr einsam sein, Senora." Carmen kicherte in sich hinein, während sie sich mit den Blumen zu schaffen machte. Sie roch daran und ordnete sie mit ihren vor Gicht gekrümmten Fingern. Alles nur ein Vorwand, um länger hier herumlungern zu können, dachte Colette ärgerlich. Carmen starrte aus ihren tiefliegenden Augen auf die Kleidungsstücke, die Colette angezogen hatte, ein Paar Kniebundhosen aus graugrünem Cord.
Die Alte schniefte missbilligend, als Colette die strenggeschnittene weiße Bluse zuknöpfte, die sie dazu ausgewählt hatte.
"Männersachen", sagte sie verächtlich. "Was ist los mit Ihnen, Senora? Sind Sie nicht gern eine Frau, und brauchen Sie deshalb diese Sachen - um sich Selbstvertrauen zu geben? Die Mexikanerin hat das nicht nötig; denn sie kennt von der Wiege an ihre Bestimmung, der Mittelpunkt im Leben eines Mannes zu sein und ihm Freude zu spenden. Aber Sie -Sie rebellieren gegen Ihr Schicksal. Sie werden nie wie eine spanische Frau sein; denn es wird nie Ihr Wunsch sein, Don Diablo viele Kinder zu schenken. Aber er wird eine n Sohn von Ihnen verlangen - als kleine Entlohnung dafür, dass er um Ihretwillen nach England gefahren ist."
Colette biss sich auf die Unterlippe, als sie diese Worte hörte, sie stritt sich nicht gern mit anderen Menschen. "Was ich Sie noch fragen wollte, hat der Hidalgo keine Geschwister? Er hat niemals erwähnt, dass er einen Bruder oder eine Schwester hat."
"Er hatte einen Bruder, Senora, der vor einigen Jahren an Kinderlähmung starb. Ein prachtvoller junger Mann namens Alvarado; er war ein wenig jünger als Don Diablo."
Diese überraschende Mitteilung ließ Colette einen Augenblick den Atem anhalten. Sie erinnerte sich daran, wie Don Diablo ihr davon erzählt hatte, dass auch er an der Gesetzgebung beteiligt gewesen war, die die Verunreinigung des Strandes verbot, wo sie erst vorige Woche gewesen waren. Er hatte gesagt, dass die Kinderlähmung hier vor einiger Zeit grassiert hätte. Es traf sie wie ein Schock, als sie jetzt erfuhr, dass er seinen Bruder durch diese gefürchtete Krankheit verloren hätte.
"Wie entsetzlich", murmelte Colette. "Er hat niemals davon gesprochen, dass er einen Bruder gehabt hat."
"Vielleicht hat die Senora ihn auch nie nach denen gefragt, die seinem Herzen nahegestanden haben."
Ein wenig später ging Colette die gewundenen Pfade entlang, die durch die Innenhöfe und Gärten der Hazienda führten.
Sie wollte in aller Ruhe die Gegend erforschen, ohne jeden Moment befürchten zu müssen, durch das plötzliche Erscheinen Don Diablos gestört zu werden. In den Obstgärten war das ständige leise
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