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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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ein. Hannah trat ans Ende des Bettes und sagte: »Jetzt, Lucia, presst mit all Eurer Kraft. Ja, so ist es richtig. Gut, Euer Baby will geboren werden. Presst fester!«
    Hannah betete: Bitte, Gott, lass dieses Baby nicht zu lange im Geburtskanal verweilen. Lass den Schweiß und den Schmerz und das Blut der Mutter nicht umsonst sein und lass sie keinen kleinen blauen Leichnam auf die Welt bringen. Zwing mich nicht, zum Messer zu greifen, um Lucia zu Gunsten eines Erben das Leben zu nehmen.
    Der Kopf der Contessa lief rot an, während sie presste und presste und vor Anstrengung stöhnte.
    »Halte sie ihre Beine, Giovanna, nach oben und zurück.« Hannah beugte sich vor. »Ich sehe den Kopf des Babys, dunkel und nass. Noch ein paar Stöße, und es ist geschafft. Ihr seid so stark und tapfer, cara.«
    Lucia fiel erschöpft in die Kissen zurück.
    »Ruht euch aus, bis die nächste Wehe kommt, dann versuchen wir es wieder.«
    Schon kurz darauf verkrampfte sich Lucias Leib aufs Neue, und sie sagte: »Ich bin bereit, es zu versuchen.«
    Die Lippen zu einer Grimasse verzerrt, stöhnte sie und presste, wenn auch nicht so fest wie zuvor. Wieder sank sie zurück in die Kissen, und Hannah fürchtete, sie sei zu erschöpft, um es noch einmal zu probieren. Der Kopf des Babys war wieder verschwunden. Blut verdunkelte die Öffnung. Dann fühlte Hannah, wie sich Lucias Leib mit einer neuen Wehe verhärtete.
    »Presst noch einmal, cara. Bitte, versucht es, für Euer Baby!«
    Aber es ging nicht. Lucia hatte keine Kraft mehr. Hannah griff nach ihrem Handgelenk. Der Puls war äußerst schwach. Sie drückte ihr Ohr auf den Leib der Contessa und lauschte auf den Herzschlag des Babys, konnte aber nur das schwache Echo von Lucias Herzschlag ausmachen.
    Es war Zeit, die Geburtslöffel zu benutzen. Mit Gottes Hilfe würde sie den kleinen Schädel nicht zerdrücken oder den Geburtskanal aufreißen. Hannah fasste in ihre Tasche und zog die Löffel aus den Falten des Stoffes. Schnell hielt sie das Metall über eine Kerze, damit es nicht zu kalt für Lucia war. Das Silber färbte sich dunkler und dunkler, bis Hannah nicht länger ihr eigenes ängstliches Gesicht darin sehen konnte.
    Giovanna starrte Hannah an, als sähe sie eine Hexe vor sich. Wenn Hannah sie nur aus dem Zimmer hätte verbannen können, aber sie brauchte sie, um Lucias Beine und den Leib in der rechten Stellung zu halten. Es ging nicht anders. Im Übrigen konnte Hannah die tratschende Zunge einer solchen Frau ohnehin so wenig bezähmen, wie ein Schächter den Blutfluss eines geschlachteten Lammes zu stillen vermochte.
    Während Hannah die Geburtslöffel mit Mandelöl einrieb, betete sie das Gebet, das sie von einem Arzt gelernt hatte: »Gott, wenn es Dir gefällt, bitte, lass mich keinen Schaden anrichten.«
    Sie schob die Löffel in den engen Durchgang, langsam und vorsichtig, und manövrierte sie so weit vor, bis sie spürte, wie sie sich um die Schläfen des Kindes legten. Sie war dankbar, dass Lucia im Augenblick nicht bei Bewusstsein war.
    Giovanna hatte beobachtet, wie Hannah die Löffel in Lucias Geburtskanal einführte. »Stirbt sie ihr nicht schnell genug?«
    »Bitte, der Geist einer Frau ist während ihrer Niederkunft unbeständig. Wir müssen zusammenarbeiten. Was ihre Herrin braucht, ist Hoffnung und Zuversicht.« Hannah brachte die Löffel genauer in Position. »Halte sie ihre Beine noch etwas höher.«
    »Gott mag ihr vergeben, aber ich werde es nicht. Genauso wenig wie der Herr«, sagte Giovanna, hielt die Beine der Contessa aber weiter geöffnet, ein Knie neben ihr auf die Matratze gestützt. »Da hätte sie ihr noch besser den Bauch aufgeschnitten, als sie so zu foltern. Nicht mal die Inquisitoren haben solche Instrumente.«
    Hannah blieb keine Zeit zu antworten. Sie betete leise: Bitte, Gott, lass mich nicht den Tod dieser Christin auf dem Gewissen haben.
    »Komm schon, mein Kind, wir wollen dich willkommen heißen. Ich werde dich in warmem Wasser baden und mit duftenden Ölen einreiben. Du wirst ein Leben voller Freude haben. Komm heraus und begrüße deine Mama.«
    Bei der nächsten schwachen Wehe zog sie, spürte aber keinen Fortschritt. Dann zog sie etwas kräftiger, achtsam, die Löffel nicht zu fest zusammenzudrücken. Lucias Fleisch riss, und Blut quoll aufs Bett. Hannah machte sich den Riss zunutze, noch einmal neu nachzufassen.
    Gott, lege Deine Hände auf meine. Gib mir das Wissen, wie viel Druck ich ausüben soll. Als sie das nächste Mal zog, langsam,

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