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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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Mannes. Wartet nur, bis Ihr ihn seht.«
    Lucia drückte Hannahs Finger, zog sie näher an sich heran und murmelte: »Du warst so gut zu mir. Möge die heilige Jungfrau für den Rest deiner Tage über dich wachen.« Und dann schlossen sich ihre Augen mit einem Flattern.
    Ruhe und Kraft spendendes Essen waren das, was die Contessa jetzt brauchte. In ein paar Monaten würde sie mit Gottes Hilfe ganz wiederhergestellt sein.
    »Wir sollten ihr Bett frisch beziehen, Giovanna.«
    Gemeinsam machten sie sich an die Arbeit und rollten Lucia dabei von einer Seite des Bettes auf die andere. Das Bettzeug war so nass, dass sie es hätten auswringen und den Wäschebottich mit Blut füllen können. Aber die Wangen der Contessa gewannen langsam wieder etwas Farbe, und ihr Puls wurde regelmäßiger.
    Hannah holte Tüten mit Fenchel und wildem Salbei aus ihrer Tasche und gab sie Giovanna. »Zusammen mit etwas Wein, Honig und heißem Wasser gibt das einen Aufguss, der die Gebärmutter schließt und dafür sorgt, dass die Blutungen aufhören.«
    Giovanna kam schon ein paar Minuten später mit einer Tasse zurück, und Hannah löffelte die Flüssigkeit zwischen Lucias willenlose Lippen, während Giovanna den Kopf der Contessa hielt. Das Baby hinten in seinem Bett fing an zu jammern. Als Lucia so viel von der Flüssigkeit in sich aufgenommen hatte, wie es ihr möglich schien, bat Hannah Giovanna um eine Schüssel mit warmem Wasser und wusch Lucia mit einem Baumwolltuch. Das Wasser färbte sich in ein helles Rosa. Hannah massierte Lucias Leib mit Mandelöl ein, bis die Kerzen neben dem Bett heruntergebrannt waren und Giovanna sie ersetzen musste. Die Massage half der Gebärmutter, sich zu schließen und so die Blutung zu beenden.
    Während sich Hannah um Lucia kümmerte, sah Giovanna sie mit einem merkwürdigen Ausdruck an, den Mund leicht geöffnet, als wollte sie etwas sagen. »Die Contessa wird leben, Gott sei gelobt«, kam es endlich aus ihr heraus. »Aber ihr Kind ist mit einem Werkzeug des Teufels auf diese Welt gebracht worden.«
    »Warum sollte eine Hebamme keine Hilfsmittel haben? Hat nicht auch der Hufschmied seinen Hammer und seine Nägel? Und der Glasbläser seine Zangen? Meine Löffel sind genauso wenig ein Werkzeug des Teufels wie deren Instrumente.«
    »Das Kindergebären ist Gottes Werk. Wir sind nur dazu da, die Nabelschnur zu durchtrennen und die Mutter zum Pressen zu ermutigen. Wir dürfen Gott nicht zur Seite stoßen und seine Arbeit übernehmen.« Giovanna ballte die blutigen Laken zusammen und warf sie in einen Wäschekorb.
    »Gott hat mir die Löffel gegeben, und Er, in Seiner Weisheit, führt mir die Hand, wenn ich sie benutze«, sagte Hannah.
    Giovanna wollte ihr gerade darauf antworten, als das Jammern hinten im Kinderbett ein bebendes Schreien wurde, das schnell an Kraft gewann. Als Antwort darauf wurden zwei feuchte Flecken auf Giovannas Schürze sichtbar.
    »Hat sie Milch?«, fragte Hannah.
    Giovanna nickte. »Mein kleines Mädchen wurde vor sechs Monaten geboren.«
    Hannah holte das Baby und bedeutete Giovanna, sich zu setzen. Als Giovanna sich das Mieder geöffnet hatte und bereit war, gab Hannah ihr das Kind. Der kleine Kerl bewegte den Kopf hin und her und suchte nach der Brustwarze, und als er sie fand, nahm er sie so fest zwischen die Lippen, als wollte er sie nie wieder loslassen. Giovanna zuckte zusammen, so kräftig begann er zu saugen. Hannahs Brüste schmerzten sehnsüchtig. Wie sehr sie sich doch wünschte, sich eines Tages Isaaks Kind an die Brust legen und spüren zu können, wie es mit seinen Lippen Milch aus ihr saugte.
    Es wurde still im Zimmer, nur das Saugen und Schlucken des Babys war zu hören, und selbst Giovannas Gesicht entspannte sich. Die tiefen Furchen auf ihrer Stirn wurden weicher, als sie auf das trinkende Kind hinabsah. Hannah trat ans Fenster, hinter dem der Mond sein silbernes Licht verströmte. Sie öffnete es und sah auf den Kanal hinunter, aber da war nichts als schwarzes Wasser zu erkennen. Als sie die dunklen Flügel über ihr Gesicht streichen fühlte und sich ihr Haar in der Brise hob, wusste sie, dass sich der Tod, wenigstens für den Moment, hatte zurückschlagen lassen. Sie machte das Fenster wieder zu.
    Isaak würde stolz auf sie sein. Sie hatte Mutter und Kind gerettet. Sie hatte Erfolg gehabt, wo die meisten versagt hätten. Bald schon würden sie ihren Triumph gemeinsam feiern. Mit ihrem Können und ihren Geburtslöffeln hatte sie auch Isaaks Leben gerettet. Wenn er

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