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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberta Rich
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Blick auf diese Welt verändern.«
    Er sah sie an. »Bitte, nicht wieder an Joseph.«
    »Ich will meine fünfzehn Scudi zurück.«
    »Die Gesellschaft wird Euch Eure fünfzehn Scudi bezahlen. Lasst mich einfach nur gehen, ich werde mich schon durchschlagen und etwas zu essen finden.«
    »Ich habe keine Zeit für solche Diskussionen.« Sie marschierte bereits hinaus auf den Hof, wo ihr Karren stand und das Pferd Hafer aus seinem Futterbeutel fraß. »Joseph sollte im Hafen zu finden sein. Fahren wir.«
    Der Ausdruck auf ihrem Gesicht sagte ihm, dass es keinen Sinn haben würde, zu streiten. Er hielt das Schaffell gepackt und folgte ihr mit einem letzten Blick auf die Äpfel und den aufgehenden Teig durch die Tür.
    »Ich danke Euch für Eure Hilfe. Aber darf ich Euch noch um einen letzten Gefallen bitten? Ich habe keinen Platz, an dem ich meine Seidenspinner-Eier aufbewahren könnte. Sie werden Euch keine Umstände machen. Wenn sie schlüpfen, schickt nach mir.«
    »Ich will nicht, dass sie mir die Küche besudeln.«
    »Bitte, nehmt sie. Haltet sie nur warm und trocken.«
    Mit einem Märtyrerseufzer sagte Schwester Assunta endlich: »Also gut. Wie ich sehe, bist du entschlossen, mir ihre Pflege aufzuhalsen.« Sie verzog den Mund leicht geziert. »Also gib schon her.«
    Er fasste an seinen Hosenbund und gab ihr den winzigen Beutel. Sie steckte ihn in die Falten ihrer Tracht, hielt dann aber inne und sah zur Küche hinüber, wobei sie auf ihre seltsam steife Art den ganzen Oberkörper drehte. Sie schien zu überlegen und ging noch einmal zurück. Durch die Küchentür sah er, wie sie vor den Herd trat, einen Ziegel herauszog, den Beutel in der Öffnung platzierte und den Ziegel wieder zurückschob.
    Isaak machte sich daran, auf den Karren zu klettern, aber Schwester Assunta schüttelte den Kopf und spannte die Mähre aus.
    »Mein armes kleines Pferd ist erschöpft.« Schwester Assunta zog Isaak heran, legte ihm das Kummet des Pferdegeschirrs um den Hals und ließ die Riemen an seinen Seiten herabhängen. »Das passt nicht unbedingt perfekt, aber bis in die Stadt wird es gehen.«
    Sie machte die Trageriemen an den Karrenholmen fest, und als sie den Kruppenriemen nahm und sich zu Isaak beugte, dachte er einen schrecklichen Moment lang, sie wollte ihm das Ding zwischen den Beinen hindurchführen, aber dann verschnürte sie den Gurt unten am Kummet.
    »Mein Pferd braucht eine Pause, und du musst dich an harte Arbeit gewöhnen, wenn du überleben willst.« Sie kletterte auf den Karren und schlug die Zügel grober auf seinen Rücken, als sie es bei der Mähre getan hatte. Er kämpfte sich voran und zerrte den Karren ein paar Schritte. Als der Weg anstieg, kam er zitternd zum Stehen, und der Karren drohte ihn rücklings in den Graben zu ziehen.
    Alles, was Isaak besaß, war ein Stück Schaffell, das so stank, dass es ihm selbst im Freien die Augen tränen ließ, und das Geschirr drückte ihm schmerzhaft auf Nacken und Schultern. Die Braut Christi hatte recht. Noch vor Ende der Woche würde er tot sein.

Kapitel 5

    H annah spürte die Hand und betete, dass sie sich in die Gebärmutter zurückziehen würde. Zuerst drückte sie möglichst leicht dagegen, um die Fruchtblase nicht aufzureißen, die immer noch das Wasser hielt. Als dies zu nichts führte, drückte sie etwas fester und spürte einen Fingernagel, der so klein war wie eine Saatperle. Die Reaktion darauf war ein kaum wahrnehmbares Zucken. Das Kind lebte, war aber schwach. Wieder drückte sie, zwickte die kleine Hand ganz leicht – und sie bewegte sich.
    In diesem Augenblick wurde die Contessa von einer neuen Wehe erfasst. Hannah zog die Hand zurück und wartete darauf, dass sich Lucias Leib wieder entspannte. Die Wehe war nur schwach gewesen. Ja, die Ärmste lebte, aber wie lange noch?
    Hannah führte die Hand erneut in den Leib ein und suchte nach der Hand des Babys, aber die hatte sich in die Sicherheit der Gebärmutter zurückgezogen. Sie berührte den inneren Muttermund, der sich noch nicht ausreichend geweitet hatte, um den Kopf des Babys durchzulassen, und solange dieser noch verdreht lag, gab es ohnehin keine Hoffnung, das Kind lebend auf die Welt zu bringen.
    Giovanna stand neben Hannah, die Bettwäsche hatte sie auf den Boden fallen lassen. »Die Contessa lebt«, sagte Hannah zu ihr, »und auch das Kind, aber beide sind schwach. Helfe sie mir, ihre Herrin anzuheben, und stecke sie ihr dieses Kissen unter das Hinterteil. Der Leib ist zu eingeengt, und die

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