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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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den Fäusten gegen die Stirn. Er hasste sich selbst dafür, dass er Isabella mit einer solch eiskalten Buhle betrogen hatte und weil sie ihm mit der Beendigung ihrer Liebschaft zuvorgekommen war. Es bleibt mein Geheimnis, dachte er, niemals soll eine Menschenseele von dieser Demütigung erfahren.
    Barbara ward von keinem Söldner aus Braunschweigs Heerschar je wieder gesehen. Zu Fuß irrte sie davon. Wenige Minuten später kam ihr Rinaldo auf seinem Rappen entgegen. „Steig auf“, befahl er und ritt mit ihr zurück nach Niedersachsen, ins Lager der Zigeuner.
     
     
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    Drei Tage blieb Christian standhaft, wollte sich um nichts in der Welt von seiner Hand trennen, hoffte auf ein Wunder. Der Wundbrand indes war höher und höher gewandert, verbannte ihn mit Fieber auf seine Trage, mit der er durch Soldaten von Fleury nach Breda transportiert wurde. Isabella, die zwischen seiner und Victors Krankenbahre marschierte, redete ununterbrochen auf ihn ein, dass er dem Tod bald ins Auge sähe, wenn er nicht endlich seinen Trotzkopf besiege. 
    „Also gut“, sagte er kurz nach Eintreffen im Heereslager von Breda. „Die Schmerzen sind nicht mehr auszuhalten, und Meister Tod soll sich ein bisschen gedulden. Bin noch zu jung für seine Sense. Nehme lieber die Sensen der Feldscher in Kauf.“ Es sollte witzig klingen, und Isabella lachte, wohl wissend, dass dem Fürsten alles andere als lustig zumute war.
    „Ich werde mir den Arm ohne Betäubung amputieren lassen. Keiner aus der Armee soll mich für einen Schwächling halten. “
    Isabella antwortete nicht, mischte ihm unbemerkt zum Mittagessen unter die Erbsensupp e eine gehörige Portion Mohnsamen, die jedem Pferd die Schmerzen genommen hätte.
    Vor Einbruch der Dämmerung stellten sich die Söldner im Halbkreis um ihren Führer. Sie sollten der makabren Zeremonie beiwohnen. 
    Mehrere Pagen traten hinzu. Und während sie ihn  festhielten, ließen die Musiker des Heeres ihre Fanfaren erschallen. Trommelwirbel setzte ein, um etwaige Schreie zu übertönen. Zwei Feldscher streckten den geschwollenen Arm, vollzogen die Amputation. Die Gelenke des Ellenbogens knirschten lauter als die Klänge der Musikinstrumente, bevor sie sich vom Körper lösten und fortgeschafft wurden.
    Christian verzog keine Miene bei der Operation. Auch als die Wundärzte den Stumpf zur Blutstillung in siedendes Öl tauchten, hörte niemand einen Schmerzenston. E s war nicht Isabellas Medizin, die ihn die Prozedur stumm durchhalten ließ, sondern sein Hedenmut. Aber das merkte die Maid erst, als sie abends den Teller mit der nicht gegessenen Speise auf seinem Nachttisch entdeckte.
    „Teufelskerl“, murmelte sie voll Bewunderung.  
    Kurz darauf fuhr die Kutsche mit dem Wappen des Herzogtums Braunschweig-Wolfenbüttel vor. Ulrich sprang heraus, stürzte auf Christian zu, umarmte ihn mit einer Heftigkeit, als müsse er ihn von den Toten auferwecken.
    Dem Bruder fiel die Kinnlade hin unter. Gefühlsregungen Ulrichs waren ihm bis dato unbekannt.
    „Was ist los?“ , fragte er.
    „Du lebst. Christian, du lebst. Die Familie dankt Gott für dieses Wunder. Mutter verzehrt sich in Sorge nach dir. Unsere Schwestern weinen Tag und Nacht. Die wildesten Gerüchte dringen bis ins Schloss vor. Mal heißt es, die Spanier hätten dir den Schädel gespalten, ein andermal, du wärst mit gebrochenem Rückgrat qualvoll verendet.“
    „Hirngespinste.“
    „Sind es nicht. Immerhin bist du deines linken Armes verlustig.“
    „Ich lasse mir eine Prothese anfertigen und kämpfe weiter, keine Frage.“
    „Ich frage nicht. Ich befehle als Landesherr und älterer Bruder, dass du unverzüglich mit mir in die Heimat kommst und dich dort von diesem Massaker erholst.“
    Ulrich nahm Isabella nur am Rande wahr, nickte ihr flüchtig zu.
    „Hier ist ein weiterer Verletzter, der darauf wartet, nach Hause g eholt zu werden“, sagte Richard Sander und verbeugte sich vor dem Fürsten.
    Ulrich wandte sich i hnen zu, sah Victors Beinstumpf, erschrak.
    „Großer Gott. Der sc höne Victor. Was ist aus dir geworden?“ 
    „Schön ist er immer noch, antwortete Alwin an seiner Stelle. „Oder macht Ihr Schönheit an zwei gesunden Beinen fest?“
    „In gewisser Weise schon“, antwortete Ulrich und blickte Victor in Augen, die jeglichen Glanz verloren hatten. „D as Beste wird sein, auch den Grafen mit nach Wolfenbüttel zu nehmen. Dort sollen sich die beiden Helden auskurieren.“
    „Meinst du, dass mir im Schloss ein neues

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