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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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ihm meine beste Freundin. Ich bin die Verliererin, verlassen und allein.“
    „Nein, das bist du nicht. Ich werde immer für dich da sein. Ein einziges Wort von dir genügt, und du hast mich am Gängelband. Alles würde ich tun, wenn du mir nur ein Quäntchen von der Liebe schenken würdest, mit der du Victor überschüttest.“ Alwin schluckte. Das hatte er nicht sagen wollen. Die Worte waren einfach ohne sein Zutun dem Mund entschlüpft. Er versuchte, das Gespräch wieder in andere Bahnen zu lenken. „Victor trifft keine Schuld an dem Treuebruch. Barbara hat ihre Netze der Verführung über ihn geworfen. Nun zappelt er hilflos darin, ist ihren Launen ausgeliefert.“
    „Ach, der Ärmste ist wirklich zu bedauern“, spottete Isabella.
    „Mädchen, du verstehst die Männer nicht. Sie sind anders als Weibsleute. Können nicht widerstehen, wenn eine hübsche Maid mit ihnen Spiele treibt, von denen sie vorher nur zu träumen wagten. Ehe sie es sich versehen, sind sie auf den Leim gegangen und enden in Hörigkeit. Mit Liebe hat das wenig zu tun.“
    Alwin ereiferte sich mehr und mehr, merkte nicht, wie er Isabella mit solchen Worten verletzte. Wütend richtete sie sich auf. Märzblaue Augen funkelten ihn an.
    „Willst du behaupten, dass ich ihr an Temperament nachstehe? Vergiss nicht, dass ich einer Zigeunerfamilie entstamme.“
    „Nicht an Temperament. Wohl aber sind dir Praktiken nicht bekannt, die sie vollendet beherrscht. Du wusstest, dass du kein Lämmlein heiratest. In Victor fließt wildes Blut. Sehr wildes Blut. Du dachtest, du könntest ihn zähmen. Aber war es nicht gerade seine Unbezwingbarkeit, jenes rätselhafte Dunkel, das ihn umhüllte, dem du rettungslos verfallen bist?“
    Nicht eine Minute länger vermochte Isabella die Fassade zu wahren. Hilflos lie ß sie ihren Kopf gegen seine Schulter sinken, schrie über das ganze Lager. Er ließ sie gewähren, streichelte scheu den zerzausten Schopf und flüsterte:  „Weine, kleine Gräfin, weine. Spüle den angestauten Schmerz mit den Tränen aus deiner Seele. Nur so kann sie irgendwann gesunden.“
    Isabella hob den Kopf, schaute ihn liebevoll an. Ihn, der ein Abbild seines Bruders war, und seufzte: „Ach, Alwin, weshalb haben wir uns nicht früher getroffen? Bevor ich Victor mit Haut und Haaren verfallen bin? Du bist der Edlere von euch beiden.“
    Der Schwager schwieg, dachte bei sich, dass die Götter es wohl so gewollt hatten. Er blieb bis zum Wecken bei Isabella und hielt ihre Hand.
     
     
    33
     
    Am nächsten Tag ging der Marsch los. Unterwegs trafen sie am achtundzwanzigsten August bei Fleury auf Gonzalo Fernandez de Cordoba, der sie mit seinem spanischen Heer am Weiterkommen hinderte und in die Enge trieb. Die Lage war ernst. Den Protestanten blieb keine Wahl, als die Schlacht zu eröffnen, wenn sie sich nicht von Cordobas Truppen überrumpeln lassen wollten.
    „Vor Sonnenaufgang sollten wir angreifen“, sagte der Mansfelder. „Am besten gegen fünf Uhr in der Früh.“
    „Das scheint mir zu spät. Dann graut bereits der Morgen und man wird uns entdecken. Vergesst nicht, wie sehr die Katholische Liga uns zahlenmäßig überlegen ist. Ich halte drei Uhr für den richtigen Zeitpunkt. So können wir sie im Schutz der Dunkelheit überraschen“, widersprach Christian.
    Ernst von Mansfeld stimmte ihm in diesem Punkt zu. „Wichtig ist, dass genügend Wundärzte und heilkundige Weiber mitkommen, denn es wird viele Verwundete geben, die gleich auf dem Schlachtfeld behandelt werden müssen, damit sie nicht verbluten.“
    „Unfug. Jeder Soldat will lieber heldenhaft auf dem Feld der Ehre fallen, als sein weiteres Leben verkrüppelt dahinzusiechen.“
    „Das mag für dich zutreffen, nicht aber für den größten Teil des Heeres. Ich für meinen Teil ziehe das Dasein mit Behinderungen allemal dem Tod vor“, ließ sich Victor vernehmen. Richard Sander pflichtete ihm bei und auch der  Mansfelder beharrte auf angemessener medizinischer Hilfe vor Ort.
    „Meinetwegen. Wenn euch so viel daran liegt, trommelt sämtliche Feldscher und Kräuterweiber zusammen. Um mich mache ich mir keine Gedanken, bin unbesiegbar“, prahlte Christian, der tatsächlich noch keine Verletzung davongetragen hatte und alle Seuchen, von denen die anderen in schöner Regelmäßigkeit niedergestreckt worden waren, an sich hatte abprallen lassen.
    „Bist ein rechter Teufelskerl“, sagte Richard und meinte das als Kompliment.
    „Eher ein Gotteskrieger. Er steht mir bei, weil

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