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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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Zwillingen, war tabu für ihn.
    Ein schaler Geschmack kroch seine Kehle hoch. Nur mit Mühe gelang es ihm, das Zittern in der Stimme zu unterdrücken, als er sagte: „Victor ist unglaublich schwermütig. Keiner kann ihn aus den Niederungen seines Ichs hervorholen. Er leidet Höllenqualen. Hat er nicht genug für seinen Seitensprung gebüßt? Isabella, ich bitte dich, geh zu ihm. Er liebt dich so.“
    Sie schaute ihn hilflos an. Und ihm wurde schon wieder schwindlig. Doch dann hörte er ihre Worte. Hart klangen sie und verletzt. „Ich kann nicht, Christian. Alles in mir sträubt sich, dem Ehebrecher zu vergeben. Zu sehr hallt die Kränkung in meiner Seele nach.“
    „Aber liebst du ihn denn nicht mehr?“
    „Doch. Und das ist es, was mich bedrückt. Ich fürchte, nicht länger standhaft zu bleiben. Und das würde mein Stolz mir nie verzeihen.“
    „Stolz hin, Stolz her. Wahre Liebe vergibt. Immer und immer wieder.“
    Wie ein trotziges, kleines Kind beharrte sie auf ihrer Sicht der Dinge. „Mag sein, dass ich eines Tages zu ihm zurückfinde. Noch ist die Wunde zu frisch. Muss erst vernarben.“
    „Vielleicht ist es dann zu spät“, warf der Herzog ein.
    „Vielleicht. Aber hier werde ich mehr gebraucht. Wate täglich durch Flüsse von Blut. Dicht an dicht drängen sich die Versehrten. Müssen auf dem blanken Erdboden liegen. Wenn sie Glück haben, auf einem Ballen Stroh. Ihr Schmerzgeschrei reißt nie ab. Nur wenn sie von meinem aus Mohn, Stechäpfeln und bestimmten Pilzen gebrauten Saft trinken, vergessen sie für geraume Zeit selbst die heftigsten Schmerzen, entschweben im Rausch in eine heile Welt.“
    „Du hast recht, Isabella. Keine der Kräuterheilerinnen verfügt über das Wissen der jeweils zu verabreichenden Dosis. Ein Zuviel ist tödlich, ein Zuwenig nimmt nicht die Pein. Wir alle benötigen deine segensreichen Hände, sind dankbar, dich unter uns zu haben. Verzeih, dass ich dich überreden wollte, das Glück eines Einzelnen höher zu stellen, als die Versorgung des Heeres. Aber dieser Einzelne ist eben mein allerbester Freund, dessen Wohl und Wehe mir über alles geht.“   
    „Ich weiß. Eure Freundschaft ist einzigartig und bewundernswert. Denn nicht alle, die sich Freunde nennen, meinen es ehrlich.“ Sie hielt inne und sagte leise: „Wo mag Barbara jetzt wohl sein?“ Es versetzte ihr einen Stich ins Herz, als sie an die Verräterin dachte.
    „Isabella, ich möchte mir meine Ankunft nicht durch Eifersüchteleien verderben lasen. Um uns herum sind alle fröhlich, freuen sich, dass ich wieder die Führung übernehme. Und auch ich bin heute glücklich. Glücklich, den Feinden weiterhin die Stirn bieten zu können. Mädchen, wir lassen uns nicht unterkriegen.“
    „Nie und nimmer“, beteuerte die verlassene Gräfin.
    „ Dann komm. Wir wollen mit dem Heer feiern. Alle Sorgen auf morgen verschieben, ja?“
    Christian nahm sie bei der Hand, strebte dem Festzelt zu. Der Tross aus Reiterbuben und Jungfrauen folgte ihnen.
    Es wurde eine lange Nacht, in der Lachen, Singen und Tanzen nicht endeten. Die Kapelle spielte Marschmusik, und manch wackerer Krieger kippte lautlos unter den Tisch. Denn natürlich wurde auch dem Alkohol reichlich zugesprochen.
    Immer wieder ertönte der Ruf: „Heil Christian!“ Und immer wieder erhob dieser sein Glas, um den begeisterten Soldaten zuzuprosten. Der Mansfelder hing förmlich an seinem Hals, schwärmte mit leuchtenden Augen von dem größten Helden unter der Sonne. Richard Sander schloss sich an.
    Keiner musste Isabella überreden, mitzufeiern. Becherweise goss sie das frisch vom Fass gezapfte Bier in sich hinein, kicherte und alberte mit den Zechgenossen herum, denn wie es in ihrem Inneren aussah, ging niemand etwas an. Vergessen wollte sie, zumindest ein paar Stunden lang vergessen, was Victor und Barbara ihr angetan hatten.
    Es gelang. Bald war ihr Hirn derart zugedröhnt, dass die Wirklichkeit vor ihren Augen verschwamm, grelle Lichter aufblitzten, bunte Nebelfetzen sie umflatterten und laute Musik die Ohren überflutete.
    Tanzen, dachte sie, ich will tanzen. Sie stand auf, setzte die Füße voreinander, drehte sich zum Takt und stürzte auf die Knie, klammerte sich am Tischbein fest. Glasige Pupillen versuchten, die verzerrten Gestalten zu erkennen.
    Christian beugte sich über sie.
    „Isabella, du bist ja betrunken.“
    „Und wie!“, lallte sie.
    Ich bringe dich ins Bett, damit du deinen Rausch ausschlafen kannst.“
    „Tu das.“
    Mit dem Arm, der

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