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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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lassen.
    Der M ansfelder bot als Erster seinem Hochmut Einhalt, ließ die Fürsorge Oberhand gewinnen.
    „Morgen werde ich beim König vorstellig“, sagte er zu Christian . „Wir sind keine Bittsteller, sondern klagen von ihm den uns zustehenden Sold ein. Er, als Dienstherr, ist es, der sich die Augen aus dem Kopf schämen müsste, nicht wir. Das werde ich ihm in aller Deutlichkeit zu verstehen geben. Wenn du dir zu schade dafür bist, gehe ich allein.“
    „Der Krieg ist kein Gesellschaftsspiel“, mischte sich Isabella ein. „Auch der Oranier hat sich an die vereinbarten Regeln zu halten, Christian. Ich weiß, dass es nicht nur deine verletzte Ehre ist, die dich von diesem Schritt abhält, vielmehr die Enttäuschung darüber, dass deine Herzensdame nicht ungeduldig deiner Ankunft harrte und sich mit fliegenden Fahnen in deine Arme stürzte.“
    „Unfug“, brummelte der Braunschweiger nicht sehr überzeugend.
    „Bedenke ihre Position. Als verheiratete Frau, die noch dazu mit ihrem Gemahl selbst im holländischen Exil weilt, ist es ihr unmöglich, dir vor aller Welt ihre Liebe zu zeigen. Vermutlich vergeht sie, genau wie du, vor Sehnsucht, wartet voll Verlangen auf deinen Besuch.“
    „Meinst du das aufrichtig, Isabella?“, fragte Christian unsicher.
    „Habe ich dich jemals angelogen, mein wunderbarer Freund?“, sagte sie und bat die Götter insgeheim um Vergebung für die Unwahrheit, die sie zum Wohl der Truppe auf sich nahm.
    „Nein“, erwiderte er, derweil neue Hoffnung in seinen Augen aufblitzte.
    „Na also. Vielleicht war es sogar gut, dass sie dich nicht in dieser verdreckten Aufmachung zu Gesicht bekam. Ich habe ausreichend Seife im Gepäck. Wasch dich damit im Fluss Zoom und nimm anschließend ein Bad darin. Oder ist es dir um diese Jahreszeit zu kalt dafür?“
    „Wo denkst du hin? Ein Krieger wie ich schwimmt durchs Eismeer, ohne mit der Wimper zu zucken“, prahlte Christian.
    Wenigstens sein Größenwahn ist ihm geblieben, dachte Isabella und sagte: „Gib mir deine Uniform und den roten Umhang. Ich werde sie gründlich in den Fluten von Schmutz und Schweiß befreien. Die Kleidung wird danach wie neu aussehen. Du weißt, ich bin eine geübte Wäscherin.“ Sie lachte, als die Erinnerung an ihre Pflegeeltern in ihrem Kopf aufflammte.
    Der Fürst sti mmte ein, schoss ihm doch durch den Sinn, wie oft er das Mädchen seinerzeit heimlich beobachtet hatte.
    „Du bist die Beste“, flüsterte er, nahm sie bei der Hand und eilte mit ihr zum Ufer des Flusses, entkleidete sich ungehemmt, reichte ihr die vor Dreck starrende Wäsche, nahm die ihm dargebotene Seife und sprang ins Wasser.
    Ist seine Manneskraft aus Vorfreude auf die Begegnung mit der Pfalzgräfin so imposant angeschwollen oder erregt ihn mein Anblick, überlegte sie, wurde rot bei solchen Gedanken und rubbelte wie besessen jedes noch so kleine Fitzelchen Schmutz aus den Gewändern. Als er sauber und wohlriechend dem Gewässer entstieg, reichte sie ihm ein Handtuch, mit dem er sich abtrocknete und seine Blöße auf dem Rückweg ins Lager verdecken konnte.
    „Wenn ich dich nicht hätte “, sagte er anerkennend, „müsste ich wohl nackt vor der Mannschaft in Erscheinung treten. Aber wird die Kleidung bis morgen getrocknet sein?“
    „Das wollen wir hoffen.“
    Weil im Lager natürlich weder Plätteisen noch Ofenplatte zum Erhitzen eines solchen Gerätes vorhanden waren, zupfte und zerrte Isabella die Wäsche mustergültig glatt, bevor sie zum Trocknen aufgehängt wurde.
    Tags darauf sah er fast aus wie vor der Amputation des linken Armes. Geschniegelt und gestriegelt fragte er: „Kann ich mich so vor dem König präsentieren?“
    „Vor ihm und der Pfalzgräfin“, bejahte Isabella und versuchte, seine widerspenstigen Haare zu bändigen, „sie wird vor Glück zerfließen, wenn sie dich endlich in ihrer Nähe weiß.“
    Auch d er Mansfelder hatte sich dem Anlass entsprechend angezogen. Ziemlich aufgeregt, jedoch guten Mutes machten sich beide auf den Weg. Kurz bevor sie den gesicherten Schlosspark erreichten, versperrte ihnen eine feiste Hirtin mit ihrer Schweinehorde das Vorwärtskommen.
    „Aus dem Weg, Alte, sonst mach ich dir Beine“, knurrte der Mansfelder erbost. Si e musterte ihn mit verschlagenem Blick und fragte ihn herausfordernd: „Was treibt dich hierher, Fremder? Du hast in Holland nichts zu suchen.“
    Ihn ärgerte diese Frechheit. Deshalb ließ er sich dazu hinreißen, ihr zu antworten: „Was weißt du von Ehre und

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