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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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feinseligen Umgebung kann meines Bleibens nicht länger sein. Grüßt mir Christian, den Recken. Er hat das Herz auf dem rechten Fleck. Sagt ihm, dass ich ihn nie vergessen werde.“
    „Hinaus!“, brüllte die Herzogin. „Wenn du in einer Stunde nicht verschwunden bist, lasse ich dich durch Knechte hinausbefördern.“ Sie knallte die Tür hinter sich zu und rannte mit rotem Kopf den Flur entlang.
    Elisabeth weckte mit ebenso rotem Kopf Lady Violett Mindsay und die Dienerschaft, um zu packen. Vor Tag und Tau verließen sie ohne Abschied die unwirtliche Herberge.
    An der morgendlichen Frühstückstafel herrschte gedrückte Stimmung. Christians Blick irrte durch den Saal, verfing sich an der Wendeltreppe, als erwartete er jede Minute Elisabeths Erscheinen. Die Gäste, teilweise bereits gestiefelt und gespornt, waren in Aufbruchstimmung und verhielten sich merkwürdig still. Einige hatten den Lärm im Zimmer der Pfalzgräfin vernommen, die erregten Stimmen der beiden Herrscherinnen gehört, Wortfetzen des Streites aufgefangen und sich ihren Reim darauf gemacht. Wie ein Lauffeuer war das Gerücht des vorzeitigen Abreisens der Winterkönigin von Mund zu Mund gegangen und jeder wollte so bald wie möglich heimatliche Gefilde ansteuern.
    Nur Christian, seinen Schwestern und deren Familien war der nächtliche Disput entgangen. Die Räume der Besucher lagen im Westflügel des Schlosses, die der Kinder der Fürstin hingegen im Ostflügel, sodass kein Laut zu ihnen vorgedrungen war.
    „Mutter, wo bleiben die Pfalzgräfin und ihre Gefolgschaft?“, durchbrach der Sohn das unerträgliche Schweigen.
    „Lieber Christian, liebe Töchter und Familien, verehrte Gäste“, hub die Herzogin an, „leider musste uns meine Nichte in aller Herrgottsfrühe verlassen. Ihr Gatte hatte einen berittenen Boten gesandt, der ihr ausrichtete, sie möge unverzüglich nach Holland kommen, da die Spanier im Anmarsch seien und der Pfalzgraf nicht länger für den freien Grenzübergang seiner Gemahlin garantieren könne. Die Gräfin bat mich, allen ihren Dank für die nette Gesellschaft auszurichten und lässt herzlich grüßen.“ Sie wunderte sich, wie leicht ihr die Lüge über die Lippen glitt.
    Die Anwesenden schauten sich irritiert an. Vielleicht hatten sie bei dem nächtlichen Wortgefecht im Halbschlaf das Geschehen falsch gedeutet. Vermutlich war es die Besorgnis um das Wohl der Nichte gewesen, die Stimme und Worte der Fürstin überborden ließ. Wie man sich doch täuschen kann“, murmelte Gernot Graf von Hohenlinde, und die Übrigen nickten dazu.
    Nicht aber Christian.
    „Diese Schweine!“, brüllte er und erging sich in Obszönitäten gegen die Spanier im Allgemeinen, den verhassten Kaiser Ferdinand II, seinen Heerführer Johann t’ Serclaes Tilly und die gesamte Katholische Liga im Besonderen. Die Zornesader auf seiner Stirn schwoll derart an, dass seine Schwestern befürchteten, sie könnte im nächsten Moment platzen.
    Immer vulgärer wurden seine Worte, immer lauter und dröhnender seine Stimme. Der Kopf glich einer überreifen Tollkirsche, als er schließlich verkündete: „Ich ziehe in den Krieg gegen dieses elende Pfaffenpack!“
    „Zähme deine Ausdrucksweise, Christian“, tadelte die Herzogin. Er gehorchte, versuchte seinen Sätzen einen sachlichen Klang zu verleihen.
    „Sagt, Frau Mutter, hat Elisabeth einen Brief oder eine Nachricht für mich hinterlassen?“
    Sie schüttelte den Kopf. Da überkam ihn die Wut erneut.
    „Warum habt Ihr der Gräfin keinen Geleitschutz angeboten? Ich hätte sie bis ans Ende der Welt gebracht, und niemand würde ihr ein Härchen krümmen dürfen. Sie ist doch Euer Schwesterkind, hat wegen uns ihre Reise unterbrochen. Und wie dankt Ihr es Eurer Nichte?
    Die Fürstin räusperte sich.
    Nein, Mutter, dafür gibt es keine Entschuldigung. Ebenso wenig wie es Gnade für die Katholiken geben darf. Halunken sind sie, ohne Ehre im Leib. Maximilian von Bayern verriet den Pfalzgrafen, damit sein Sohn vom Kaiser den Königsthron Böhmens bekommt. Aber die Bande war drei Jahre am Zug. Jetzt bin ich es. Werde Friedrich zurückgeben, was ihm zusteht, und wenn es mein Leben kostet.“ Christian erhob sich und schritt von dannen.
    „Mach dich nicht unglücklich, mein Liebling. Wo willst du hin?“, jammerte die Herzogin.
    „Sei unbesorgt. Ich suche meine Gemächer auf, trommele die engsten Freunde zusammen, um gemeinsam mit ihnen einen Schlachtplan zu entwerfen. Wird Zeit, dass wir handeln.“ Damit

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