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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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voneinander lassen.
    „Ich will nicht drängeln“, mischte sich Onkel Luigi in den Abschied ein. „Doch denkt daran, dass Isabella nur bei Dunkelheit reiten darf, um von ihren Verfolgern nicht aufgespürt zu werden. Die Nacht ist kurz, und bis Lüneburg eine weite Strecke.“
    „Dann darf wohl Bernhard auch auf einem der Pferde reiten?“, fragte Isabella schüchtern.
    „Ausnahmsweise. Aber ansonsten gilt, dass er nichts an deinem Eigentum verloren hat“, sagte Giovanna und wandte sich verächtlich an den traurig dastehenden Burschen: „Na los, Bastard. Hiev deinen Hintern auf Herzgestein. Und pass auf, dass meinem Goldkind kein Unglück widerfährt, du elender Tölpel.“
    Wieder einmal schoss es dem Mädchen durch den Sinn, warum alle solch einen Unterschied zwischen ihr und Bernhard machten. War er doch ebenfalls Rubinas Kind. Lag es nur an seiner geistigen Umnachtung oder steckte eines der vielen dunklen Geheimnisse dahinter, über die niemand aus der Familie sprach? Ich werde es nicht ergründen, dachte sie, und jetzt ist gewiss nicht der richtige Zeitpunkt, sich den Kopf über Mysterien, die von den Zigeunern gehütet werden, zu zerbrechen.   
    Ein letzter Kuss, ein letztes Lebwohl, dann schwangen sich die Geschwister auf die Pferderücken, galoppierten in die Dämmerung hinein. Alle Gaukler schauten ihnen so lange nach, bis nur noch zwei Punkte am Horizont zu sehen waren.
    Vor Isabellas Augen tauchte unvermittelt das Bild des verhassten Ziehvaters auf, der ebenfalls eine Kanichenzucht betrieben hatte, was ihr bereits als kleines Kind die Tränen über die Wangen laufen ließ. Falls sie an den kleinen Käfigen vorbeigehen musste, aus denen die dicht zusammengedrängten Tiere sie aus großen traurigen Augen um Hilfe anflehten, verkrampfte sich ihr Herz, und beim Schlachten war sie jedes Mal hurtig davongelaufen, hatte die folgenden Nächte nie schlafen können.
    Kaum, dass die Geschwister außer Sichtweite ihrer Sippe waren, stoppte Isabella ihren Hengst Feuerblut. Bernhard tat es ihr gleich.
    Vorsichtig setzten sie die Säcke auf den Moosboden, lösten die Knoten und freuten sich, wie ein Kaninchen nach dem anderen aus seinem Gefängnis herauskrabbelte, den Kopf in die Abendluft hob und witterte. Die Tiere brauchten nur wenige Minuten, sich an die fremde Umgebung zu gewöhnen. Dann hoppelten sie in die Freiheit.
    Isabella und Bernhard ritten mit leeren Säcken und gutem Gewissen  die ganze Nacht durch, gönnten sich keine Verschnaufpause.
    Als die Sterne schwanden und der junge Morgen die Finsternis küsste, um dem Tageslicht den Weg zu bahnen, erreichten sie ihr Ziel, sprangen von Feuerblut und Herzgestein hinab, verharrten stumm ob der sie überwältigenden Schönheit dieses Paradieses inmitten der Heide. 
     
     
    13
     
    Es regnete oft in der Heide. Meistens war das Gras feucht, selbst in Zeiten, wenn die Aprilsonne am wolkenlosen Himmel Tage wie Samt webte.
    Isabella und Bernhard führten die Pferde lose am Zügel neben sich her. Die letzte Strecke wollten sie zu Fuß gehen, jedes Zipfelchen Erde ihrer neuen Heimat mit nackten Füßen erkunden, Schollen, die junges Leben in sich trugen, unter ihrer Haut spüren. Beide Tiere blähten die Nüstern, schnupperten.  
    Die Luft war weich und schmeckte nach Frühling, auf dem Moor glitzerten Silberknospen der vom Wind der letzten Tage herübergewehten Haselbüsche. Sie spielten mit den Bommeln der Weidenkätzchen und reckten sich nach den schillernden Libellen, die vor Daseinsfreude über den Sumpf tanzten.
    In den Birkenzweigen trällerten Amseln Brautlieder, bastelten emsig an den Nestern für ihre Nachkömmlinge. Der Specht hämmerte so laut in den vom Winterschlaf erwachten Bäumen nach Würmern und Käfern, dass man glauben mochte, ein Kesselschmied sei am Werke. Um den Teich herum quakten Frösche, und in der Aller tummelten sich Forellen im eisigen, glasklaren Wasser. Bis auf den Grund konnten die Geschwister schauen und im Steingeröll Larven von Zweiflüglern erkennen.
    Vereinzelte Triebe und zart sprießende Blätter zierten bereits die Laubbäume. Der immergrüne Wacholder spickte helle Nadeln zwischen sattes Dunkelgrün und ein Meer von gelb blühendem Ginster wogte, soweit das Auge reichte.     
    Die Natur befand sich in Aufbruchstimmung. Nach dem langen Frost und Schnee wirkte es, als sei sie aus lähmender Ohnmacht geweckt und müsse das monatelang Versäumte nachholen.
    Nicht anders erging es Isabella und Bernhard. Sie fassten

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