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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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mit Begrüßungen aufgehalten, man kam gleich zur Sache.
    „Ulrich, es ist deine Pflicht, die abscheulichen Gräueltaten aufzuklären“, forderte seine Schwester.
    „Wie, Dorothea? Mach einen Vorschlag, und ich setze ihn in die Tat um“, jammerte der Herzog.
    „Das sieht ihm ähnlich“, schimpfte seine Frau Anna Sophia, „der Regent von Braunschweig-Wolfenbüttel ist nicht imstande, Entschlüsse zu fassen, verschanzt sich hinter seinen Geschwistern. Ich gebe ihm und euch allen den Rat, Hexenjäger jeden Winkel des Landes absuchen zu lassen. Denn dass nur eine Hexe ungesehen die Wachen vorm Portal passieren kann, dürfte klar sein. Und damit wir gleich Nägel mit Köpfen machen, schlage ich Kürassier Eberhard von Greifsburg als Kommandanten vor. Der hat schon manche Hexe zur Strecke gebracht. Unter anderem Rubina. Er wird auch ihre Tochter aufstöbern.“
    „Wer hat dich um deine Meinung gefragt?“, reagierte Dorothea bissig.
    Herzogin Elisabeth, die bisher unbeteiligt am Tisch gesessen hatte, fuhr hoch. „Reicht es nicht, was Rubina angetan wurde? Soll jetzt Isabella ebenfalls dran glauben? Ich habe sie nur einmal gesehen, als sie für mich tanzte und ich sie mit ihrer Mutter verwechselte. Das Mädchen kann keiner Fliege etwas zuleide tun, ist ein Engel auf Erden.“
    „Wenn schon, dann ein gefallener Engel“, bemerkte Anna Sophia spöttisch.
    Elisabeths Herz blutete, als sie von der Mehrzahl ihrer Kinder überstimmt wurde.
     
     
    15
     
    Flirrende Hitze brütete über der Heide. Die Luft staute sich wie unter einer Dunstglocke, ohne Fluchtmöglichkeit für Mensch und Tier. Unken dösten dumpf am Moor. Vögel suchten Kühlung hinter den Blättern der Bäume, die kaum Schatten spendeten. In der Ferne bellte ein Hund, heiser und träge. Sonnenglast brannte in der sengenden Mittagsglut Bräune auf  ausgedorrtes Moos und Isabellas blasse Haut.
    Sie stand mit verschränkten Armen vor dem Eingang ihrer Erdhöhle, schaute nachdenklich auf das dürstende Land. Es war der heißeste Juli seit Jahren. Lavendel und Heckenrosen ließen die Köpfe hängen, wenn sie nicht bereits vertrocknet am Boden lagen. Ende dieses Monats soll die Heide ein blühender Teppich sein, sinnierte das Mädchen, da muss sich aber schleunigst das Wetter ändern, sonst wird nichts draus.
    Seit Wochen hatte kein Regentropfen die Erde berührt. Die Aller führte immer weniger Wasser im Flussbett, das zudem lauwarm der Weser entgegen dümpelte. Trotzdem entledigte Isabella sich ihrer verschwitzen Kleider und tauchte im Leinenhemd und an den Knien gerüschten Unterhöschen in das Nass ein.
    Ihr Bruder und die neu gewonnene Freundin Barbara mit dem kleinen Winfried, die bei ihnen Unterschlupf gefunden hatten, waren unterwegs nach Lüneburg. Seit jenem verhängnisvollen Tag, an dem die Kleine als Hexe verbrannt werden sollte, mieden sie Barmsfels, tätigten ihre Einkäufe stets in unterschiedlichen Ortschaften. Heute war Lüneburg an der Reihe, und Barbara, die sich dank Isabellas Pflege prächtig erholt hatte, nahm ihr gern die Besorgungen ab, sodass diese einen Tag für sich allein hatte, den sie dringend zur Erholung benötigte.
    Runde um Runde drehte sie im Wasser, ließ sich von der Strömung tragen, schloss die Augen, spürte eine Forelle unter sich entlangschwimmen, war glücklich über die trügerische Freiheit, die es doch in Wirklichkeit für sie nicht gab, und ohne Geldsorgen.
    Victor lehnte seit einer Stunde am Stamm einer Föhre, konnte sich n icht sattsehen an dem traumhaften Körper, den vollkommenen Bewegungen.
    Sein Schimmel Asputin schnaubte, wäre auch für eine Abkühlung dankbar. Der Grafensohn zog die Zügel straffer, knotete sie um den Baum. 
    Aber Isabella hatte Ross und Reiter bereits erspäht.
    „Gott Balder, seid Ihr es wirklich?“, rief sie entzückt. Victor blickte sich um, konnte weder einen Menschen und erst recht keinen Gott auf weiter Flur entdecken.
    In der durchnässten Unterwäsche, die ihre Reize mehr hervorhob, denn verhüllte, entstieg die Maid dem Fluss, lief  auf ihn zu, warf sich ihm zu Füßen. „Gott Balder, so hat mein Beten doch geholfen. Nur noch ein einziges Mal wollte ich Euch sehen, habe mich verzehrt nach Eurem Bildnis. Und plötzlich steht Ihr vor mir.“
    „Ich bin kein Gott“, entgegnete Victor mit steigendem Unbehagen ob des Mädels am Heideboden.
    „Sicher seid Ihr Gott Balder, der schönste Sohn von Odin und Frigg, vor dem selbst die Sonne aus Neid erblasst. Ich habe Euch bereits

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