Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
Vom Netzwerk:
vor ihr auf. Schüttelfrost warf den schmächtigen Lei b nieder, ließ sie unartikulierte Laute ausstoßen.
    Bernhard kauerte sich neben sie, strich ihr beruhigend über die Haut. „Bernhard … hilft.“
    Isabella sagte nichts, starrte den Onkel aus Angstaugen an.
    „Guck mich nicht an, wie ein Kaninchen die Schlange, Mädchen. Ich bin hier, um euch zu warnen, in Zukunft nicht mehr so leichtsinnig zu sein. Die Tochter des Grafen von Grimmshagen wurde enthauptet in ihrem Be tt aufgefunden, wie bereits einen Tag vorher die Braut seines ältesten Sohnes.“
    „Recht geschieht dem Mörder meiner Mutter“, sagte Isa bella voll Genugtuung.
    „Der Sohn des Grafen ist es nicht, der deine Mutter auf dem Gewissen hat.“
    „Er wird auch sein Scherflein dazu beigetragen haben.“
    „Nein. Victor, der Schöne, war an Rubinas Todesabend nicht bei der wilden Meute, die ihr Haus gestürmt hat. Er wäre mir sofort aufgefallen, kenne ich ihn doch von Geburt an.“
    „Wenn jemand sich ‚Der Schöne’ nennt, muss es ein reichlich eingebildetes Bürschlein sein.“
    „Nicht er betitelt sich so, sondern hat den Beinamen erhalten, wie Christian von Wolfenbüttel als ‚Der tolle Christian’ oder ‚Der tolle Halberstädter’ bezeichnet wird. Das Volk gibt fast jedem Herrscher einen passenden Spitznamen, der übrigens meistens treffend ist.“
    „Schön hin, schön her. Die Grimmshagener sind mir verhasst, und zwar ohne Ausnahme.“
    „Lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster. Du bist es, der nun schon vier gewaltsame Tode in die Schuhe geschoben werden. Auf deinen Kopf ist eine hohe Belohnung ausgesetzt. Da du für vogelfrei erklärt wurdest, darf dich jeder Bürger abschlachten wie ein Lämmlein und wird dafür noch fürstlich belohnt. Du kannst dich nirgends mehr sicher fühlen, verstehst du? Nirgends.“
    „Aber in meiner Höhle wird man mich nicht finden, Onkel Richard, oder?“
    „Woher soll ich das wissen? Sie durchkämmen die gesamte Heide planmäßig. Mag sein, dass die Hexenkommissare auch euer Schlupfloch aufspüren. Wenn’s um Geld geht, werden die Menschen zu Bestien.“
    „Bleib bei uns, Onkel Richard. Wir können uns nicht wehren. Du aber bist stark, und dein Wort hat Gewicht.“
    „Eben darum reite ich weiter, muss die Hexenjäger von eurer Behausung fernhalten, so gut es geht. Hier kann ich nichts für euch tun“, sagte Richard ernst, „und nun sucht die Höhle auf und verlasst sie in den nächsten Tagen lieber nicht.“
    Er bedeckte die Feuerstelle mit Heidekraut, das er in Büscheln am Moor ausriss, trat es mit den Stiefeln fest, winkte den Verängstigten kurz zu, bestieg sein Pferd und trabte in die Finsternis. 
    Schaurig erschien ihnen plötzlich die dunkle Heide. Kein Stern blinkte am Himmel in dieser Neumondnacht. Irrlichter flackerten auf dem Sumpf, verwandelten ihn in ein verwunschenes Teufelsmoor, in dem Wassergeister und Nixen über die Gebeine der im Pfuhl Versunkenen wachten. Bleich ragte weißes Binsenmark in die Höhe. Oder war es ein Arm des Sumpfmädchens, das sie in die Tiefe locken wollte?
    Schreiend rannten die drei davon, stolperten über ihre eigenen Füße, hielten inne. Bernhard schlug mit seinem Feuerstein, den er immer in einem Beutel bei sich trug, Funken zur Abwehr der Dämonen, von denen sie sich umringt glaubten.
    Unterdessen hatten sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt. Zwar wurde ihnen durch die Schatten der Bäume und Büsche, die missgebildete Kreaturen aus der Unterwelt vorgaukelten, noch unheimlicher zumute, aber wenigstens fanden sie den Weg zu ihrer Höhle, deren Deckel sie in rasender Geschwindigkeit anhoben und aufatmend die Stiege in das von Kienspan erleuchtete Zimmer hinabkletterten.
    Lange saßen sie, dicht zusammengedrängt, erzählten sich Gespenstergeschi chten, bei denen sie sich gruselten, fühlten sie sich doch in ihrem kleinen Reich sicher und geborgen.   
    „Schön ist es bei euch“, sagte Barbara, die bisher stets die Lippen fest zusammengepresst hatte, wenn die Rede auf ihre Vergangenheit gekommen war.
    Jetzt plapperte sie los, als hätte sie Quasselwasser getrunken, berichtete, dass sie als Kleinkind vom Dorfvogt zum Bauern Hinrichs und seiner Frau gebracht worden war, weil sie sich seit Ewigkeiten Nachkommen gewünscht hatten, jedoch keine bekommen konnten. An die erste Zeit vermochte sich das Mädchen nicht zu erinnern, wohl aber, dass es im Alter von vier Jahren heftige Prügel bezogen hatte, den Grund wusste sie nicht mehr. Seitdem

Weitere Kostenlose Bücher