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Die Heidehexe - Historischer Roman

Die Heidehexe - Historischer Roman

Titel: Die Heidehexe - Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gloria Frost
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erstaunlich schnell nachwuchs, das Näschen aus der Erdhöhle.
    „Backst du den Kuchen für mich?“
    „Ist hier vielleicht sonst jemand, der morgen Geburtstag hat?“                  
    „Nein“, sagte das Mädchen, und ihre Augen strahlten kurz auf, um sich gleich darauf zu verdüstern.
    „Was ist los, Barbara? Es gibt keinen Grund, traurig zu sein. Schau nur, wie der Teig dich anlacht, und ein Geschenk bekommst du dazu. Was, wird nicht verraten“, lachte Isabella. „Hast du einen besonderen Wunsch?“
    „Dass ich nicht mehr unter der Erde leben muss. Wir hausen wie Maulwürfe ohne Sonnenlicht, immer im Dunkeln. Bald werden wir genauso blind sein. Arm wie die Kirchenmäuse sind wir ja schon.“
    Isabella erstarb das Lächeln auf den Lippen. Ihr fiel keine passende Antwort auf Barbaras patzige Bemerkung ein. Schweigend ließ sie die Schultern hängen, starrte auf die rote Heide.
    „Wenn es dir hier nicht gefällt, troll dich dahin, wo du hergekommen bist, undankbares Gör“, hörte sie eine Stimme hinter sich, schnellte herum und erblickte Rinaldo und Fernando, die Barbara feindselig musterten.
    „Sie hat es nicht böse gemeint“, nahm Isabella die Freundin in Schutz, „ist mit der Situation überfordert, müde und erschöpft. Wo kommt ihr überhaupt so plötzlich her? Ich freue mich über euren Besuch, meine lieben Vettern. Herrgott, ich freue mich sehr. Wie geht es Großmutter und der Familie?“ Sie breitete die Arme aus, um die beiden an sich zu drücken.
    „Zu viele Fragen auf einmal“, sagte Fernando unwirsch und schob sie von sich. „Hübsch eins nach dem anderen. Wir wissen über das Mädchen Bescheid, wie wir über alles, was dich betrifft, stets bestens informiert sind. Großmutter ist erbost, dass du einer Fremden das Versteck deiner Mutter offenbartest. Was hast du dir dabei gedacht, dumme Gans?“
    „Du nennst mich dumme Gans? Wenn das Großmutter wüsste“, jammerte Isabella.
    „Sie hat viel schlimmere Namen für dich. Sag endlich, wieso du der Hexe Unterschlupf gewährst.“
    „Barbara ist ebenso wenig eine Hexe wie ich. Sollte ich sie bei lebendigem Leibe auf dem Scheiterhaufen verbrennen lassen?“
    „Ja“, antwortete Fernando knapp, „das wäre besser gewesen. Was geht dich die Fremde an? Gäbe es uns, deine Familie nicht, hätte dich das gleiche Schicksal ereilt.“   
    „Aber Barbara hatte keine Familie, sie zu retten.“
    „Ihr Pech.“
    „Du siehst, wie sie dir deine Gutherzigkeit dankt“, warf Rinaldo zögernd ein. Seine Augen straften die Härte seiner Worte Lüge, sprachen Bände. Er begehrte sie, zog sie mit Blicken aus. Barbara registrierte es wohlwollend und blinzelte ihm verführerisch zu.
    Fernando hingegen fuhr wütend fort: „Ist jetzt egal. Du hast einen großen Fehler gemacht. Wirst erleben, was du davon hast. Ein weitaus größerer Fehler war es, Rubinas Erbe, das Großmutter dir im guten Glauben anvertraute, einfach zu verschenken. Sag mal, bist du irre, Mädchen? Und dein größtes Vergehen war es, dich in den Sohn des Grimmshageners zu verlieben, ihm sogar mithilfe der Hypnose, die deine Mutter dich lehrte, das Herz zu stehlen. Wage nicht, ihn zu heiraten. Das würdest du nicht überleben. Vergiss nie, wir sind überall. Wehe dir, wenn du dich Großmutters Befehlen widersetzt.“ Er vollzog die Bewegung des Aufknüpfens nach. „Der nächste Baum wäre deiner.“
    Isabella zitterte wie ein Marienkäfer, der die Flügel aufpumpt, als beide ihre Pferde wendeten, absprangen, Herzgestein und Feuerblut die Zügel anlegten, aus dem Stall zerrten und sie neben ihren Hengsten mitführen wollten.
    „Was soll das?“, rief Isabella, trotz der Angst, die sie übermannt hatte. „Ihr könnt mir die Rappen nicht wegnehmen. Großmutter hat sie mir geschenkt.“
    „Damit du sie versche rbelst oder gar kostenlos Kriegstreibern überlässt? Nee, nee, daraus wird nichts. Du hast dich als unwürdig erwiesen. Wegen grober Undankbarkeit befinden sich die Tiere nicht mehr in deinem Besitz, werden wieder in unsere Herde heimgeführt.“ 
    Isabella hängte sich ans Hosenbein Rinaldos, von dem sie sich etwas Mitgefühl erhoffte. Fehlanzeige. Taub gegen ihr Gewinsel, stieß er sie mit einem Fußtritt nieder. Schienbeine und Ellenbögen abgeschürft, entfuhr ihr ein Schrei, der sowohl Schmerzen wie Herzeleid signalisierte.
    Barbara half ihr auf die Beine, klopfte den Staub vom Kleid ab.
    „Wer waren die finsteren Gesellen? Sie wirkten, als seien sie

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