Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Heilerin des Kaisers

Die Heilerin des Kaisers

Titel: Die Heilerin des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karla Weigand
Vom Netzwerk:
hinterlassen hat. Seit vielen Jahren liegt es dort angeblich verborgen unter den Steinplatten und wartet nur darauf, ausgegraben und im Kampf zum Einsatz zu kommen.
    Dem unbesiegbaren Karl Martell soll es früher gehört haben und später Karl dem Großen, der damit seine Siege errungen hätte, so behauptet jedenfalls der französische Baron. Und auch heute würde es seinem jeweiligen Besitzer ausgesprochenes Schlachtenglück über seine Gegner verleihen.« Griseldis sah in die Runde.
    »Der Edelmann aus Chinon hat sich anheischig gemacht«, fuhr sie fort, »dieses Wunderschwert auszugraben und will es Euch übersenden, Herr Heinrich – allerdings gegen eine gewaltige Summe an Silber.«
    Der König nahm schweigend einen Bissen von der noch vor ihm auf einer silbernen Platte liegenden Fischpastete, die ihm allerdings etwas fade zu schmecken schien. Aber weil Fastenzeit war, hatte der Küchenmeister wohl absichtlich an den Gewürzen gespart; der König nahm es kritiklos hin.
    »Was werdet Ihr tun, König Heinrich?« Vater Berchtold hatte gewartet, bis sein Herr mit dem Kauen aufgehört hatte.
    »Der Untertan des französischen Königs will mir also dieses Schwert verkaufen. Schön, die Geschichte hört sich interessant an. Aber die Sache hat einen gewaltigen Haken.«
    Kanzler Eberhard, der sich vor einigen Tagen in Paderborn eingefunden hatte, lächelte vielsagend.
    »Wer garantiert mir denn, dass der Edelmann von der Loire mir tatsächlich auch das aus der Katharinenkapelle ausgegrabene Schwert Karl Martells überbringt – und nicht irgendein schartiges, verrostetes Ding, das Jahrhunderte auf einem Dachboden gelegen und einem völlig unbekannten Kämpen gehört hat? Und für so etwas soll ich gutes Geld ausgeben?«
    Der König setzte den Becher mit reinem Brunnenwasser an – in der Fastenzeit wurde beim Mahl kein Wein gereicht –, stellte ihn wieder auf die Tischplatte zurück und verschränkte seine Arme.
    »Und was besagt schon dieses sogenannte Zauberschwert, Herr?«, warf der Kanzler abschätzig ein. »So etwas gibt es nur in alten Märchen. Ein Sieg wird immer von dem Mann erfochten, der das Schwert führt.« Heinrich warf ihm einen dankbaren Blick zu.
    »Ich bin weder Karl Martell, der die Araber besiegt hat, noch bin ich der große Kaiser Karl. Aber ich bin König Heinrich und werde mit meinem eigenen Schwert fechten, so gut ich es vermag.«
    Griseldis atmete auf.
    »Ich habe bereits versucht, dem Baron deutlich zu machen, dass Ihr so reagieren würdet, Herr. Er erschien mir sehr enttäuscht darüber. Wahrscheinlich braucht seine Burg ein neues Dach oder er benötigt Geld für die Mitgift seiner Töchter«, sagte Griseldis lächelnd.
    Sie war überaus stolz auf ihren klugen Herrn, der sich von niemandem betrügen ließ.
    »Ich habe ihm geraten, er solle doch mit seinem Vorschlag zum französischen König gehen. Aber davon hielt er gar nichts«, hörte der König die Frau seines Dombaumeisters sagen. Heinrich lachte laut auf und seine Zuhörer stimmten ein.
    »Ausgerechnet zu König Robert«, amüsierte sich Herr Eberhard, »der, mit Verlaub zu sagen, ein unbändiger Geizhals ist. Sicherlich würde er für das angebliche Wunderschwert überhaupt nichts bezahlen, sondern es als Geschenk für sich reklamieren.«
    Es wurde noch – trotz Fastenzeit – ein recht munterer Abend mit viel Gelächter und Geschichten über legendäre Schwerter, mit denen in früheren Zeiten die alten Helden ihre mächtigen Feinde geschlagen hatten.
    Griseldis lauschte mit pochendem Herzen. Sie liebte diese Sagen über längst vergangene Zeiten, fühlte sie sich dabei doch an manche heimelige Stunde in ihrer Kindheit erinnert: Wenn ihre Mutter oder Muhme Bertrada die Zuhörerschaft an langen Winterabenden am prasselnden Herdfeuer mit ihren Sagen von lange verblichenen Helden und deren Taten regelrecht verzaubert hatten…
     
    Dachte Griseldis an ihren unscheinbaren Herkunftsort Tannhofen, konnte sie es immer noch nicht recht fassen, dass das Schicksal sie so unvermittelt in eine solch noble Gesellschaft verschlagen hatte.
    ›Wer hätte je gedacht, dass ich einmal mit unserem König und seiner Gemahlin an einem Tisch sitzen würde?‹, sinnierte sie mit Verwunderung und tiefer Dankbarkeit zugleich. Nun, Muhme Bertrada natürlich! Frowein und Dietlinde würden sich mit ihr freuen, wenn sie noch lebten. Auch Dietwulf und Gertrud traute sie ehrliche Anteilnahme zu. Aber ob Frau Rottraut, ihre hochmütige Schwägerin, ihr diese Ehre

Weitere Kostenlose Bücher