Die Heilerin - Roman
besser?«, fragte er mit einem Ausdruck echter Besorgnis im Gesicht. Morell stierte mich immer noch finster an, sah aber besser aus; also musste es wohl noch irgendwo ein bisschen Pynvium gegeben haben, da sie offenbar in der Lage gewesen waren, ihn zu heilen.
»Etwas.« Der Fischer hatte aufgehört zu schreien. Ich hatte versucht, einen Teil seines Schmerzes in mir zu behalten, aber er war so schnell wie ein Fluss durch mich hindurchgerauscht, und ich hatte ihn nicht dämmen können. Nie zuvor war ich dem Gefühl des Todes so nahe gekommen, und der arme Mann musste nun damit leben. Bitte, Heilige Saea, lass ihn leben. »Was wird nun aus ihm?«
»Zertanik hat Vorbereitungen getroffen, ihn nach Hause zu bringen. Man wird sich um ihn kümmern.«
»Er kann diesen vielen Schmerz nicht lange aushalten. Und wenn ihr nur ein paar Pynvium-Gegenstände übrig habt, nehmt etwas davon für ihn. Bitte. Es war so viel schlimmer, als wir angenommen haben. Er kann das nicht schaffen.« Mein Magen geriet erneut in Wallung.
»Ruhig.« Besänftigend legte er eine Hand auf meine Schulter, aber ich erkannte den Zweifel in seinen Augen, auch wenn er ihn schnell wieder zu verbergen wusste. »In ein oder zwei Tagen werden die Pynvium-Schiffe eintreffen, und dann werden wir dafür sorgen, dass ihm der Schmerz genommen wird.«
»Wie könnt ihr sicher sein, dass die Lieferungen überhaupt hier eintreffen werden?« Solange Verlatta belagert wurde, konnte er sonst was versprechen.
Jeatar warf einen finsteren Blick auf Zertaniks Tür. »Er ist sehr genau über solche Dinge informiert. Keine Sorge, dem Fischer geht es bald wieder gut.«
Gut? Wie sollte es ihm mit all diesem Schmerz gut gehen? Genug Schmerz, um ein Kind umzubringen, vielleicht auch einen Mann. Ich schloss die Augen, aber das machte es noch leichter, seine Qualen zu sehen. Ich schlug sie wieder auf. Ich hatte das alles nur für Tali getan. Ich konnte es ertragen, wenn ich das nicht vergaß. »Wirst du eure Leute nach Tali fragen ?«
»Ich werde mit meinen Leuten reden, ich verspreche es.«
»Wann werde ich etwas erfahren?«
»Derzeit gibt es nicht viele Informationen, die das Gildenhaus verlassen. Es könnte ein oder zwei Tage dauern, etwas in Erfahrung zu bringen.«
Würde der Fischer dann noch leben? Was hatte ich getan?
Die Tür öffnete sich, und das reiche Baseeri-Ehepaar trat heraus, das schlafende kleine Mädchen sicher in Mutters Armen. Der Vater griff in seine Tasche und ließ eine Hand voll Münzen auf meine Brust fallen. Ich zuckte zusammen, aber sie brannten nicht, obwohl sie das hätten tun sollen nach dem, was ich getan hatte, um sie mir zu verdienen.
Zehn Oppa.
Ich setzte mich auf, und sie rutschten in meinen Schoß. »Du hast mir fünfzig versprochen.«
»Du hast uns nicht um unseretwillen geholfen, du hast es für diesen Mann und für dich getan. Du kannst froh sein, dass ich dir überhaupt etwas gebe.« Und dann trampelten sie hinaus und warfen krachend die Tür hinter sich ins Schloss.
Jeatar sah ihnen erbosten Blickes nach und legte aufrichtig angewidert die Stirn in Falten. »Das Doppelte hätten sie dir bezahlen sollen«, murmelte er.
»Ich muss hier raus.« Mein Hemd fühlte sich plötzlich zu eng an; ich konnte nur noch winzige, flache Atemzüge tun. Ich steckte hastig die Münzen in die Tasche, wollte sie nicht länger als notwendig berühren. »Komm zu mir, sobald du etwas über Tali erfahren hast.«
»Wo finde ich dich?«
Ich zögerte. Ich hatte kein Zuhause mehr. Und würde er sein Versprechen überhaupt halten, oder würde er mich genauso hinters Licht führen, wie die Baseeris es eben getan hatten. »Ich werde dich finden. Ich komme jeden Tag her.«
Er sah sich erneut nach der Tür zu den prunkvollen Räumen um. »Nein, komm nicht wieder hierher. Schick eine Nachricht, dann können wir uns irgendwo treffen. Du sagst, wo.«
»In Ordnung. Jetzt muss ich gehen.«
»Du solltest dich noch eine Weile ausruhen.«
»Ich muss hier raus.«
In dem Moment, als ich mich auf den Weg zur Tür machen wollte, tauchte Zertanik auf. »Nun, meine Liebe, dein Verhalten war zweifellos unangemessen. Diese Leute haben einen fairen Preis für einen Dienst geboten, den nur du anbieten kannst, und du hast sie abscheulich behandelt. Ich hoffe, so etwas wird beim nächsten Mal nicht mehr passieren.«
Jeatar räusperte sich. »Herr, ich glaube, wir sollten nicht...«
»Unsinn. Sie ist ein Naturtalent.«
Mein Herz hämmerte in meiner Brust. »Es wird kein
Weitere Kostenlose Bücher