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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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Kummer so benommen, dass sie sich beinahe gar nicht an den Dogen gewandt hätte, aber ein paar Momente würden für Annibale jetzt keinen Unterschied mehr machen, und sein Lebensinhalt war es gewesen, Leben zu retten. Wenn sie das weiße Pferd aufhalten konnte, wäre es ein passender Tribut an ihre Liebe. Sie ging zu dem Dogen und stellte sich hinter ihn, bis er ihre Gegenwart spürte und sich umdrehte.
    »Wer bist du? Wie kannst du es wagen, mich im Gebet zu stören?«
    Als er sich wutentbrannt erhob, erkannte sie den hoch gewachsenen alten Eremiten, der in der Nacht des Feuers den Bürgern Anweisungen erteilt hatte. Sie hatte die ganze Nacht lang Seite an Seite mit ihm gearbeitet.
    Sie hatte so lange auf diesen Moment gewartet. Sie sah den alten Mann an, blickte in sein bärtiges Gesicht und fühlte sich an ihren Vater erinnert. Beide waren Seefahrer, der Horizont lag in ihren Augen.
    Feyra öffnete den Mund, aber bevor sie etwas sagen konnte, flogen die Türen der Kirche auf, und eine schwarz gekleidete Gestalt mit kurzem goldenem Haar rauschte den Gang entlang, gefolgt von den Wachposten. »Zur Seite!«, befahl er. Die Wächter packten Feyra bei den Armen. Sie drehte sich verzweifelt zu dem Dogen um, der einen Schritt zurückwich.
    »Was gibt es?«, fragte er seinen Haushofmeister.
    »Das«, versetzte der Camerlengo schwer atmend, »ist die Ungläubige, die wir die ganze Zeit gesucht haben. Sie ist zur gleichen Zeit gekommen wie die Pest. Sie kann eine vom Sultan geschickte Attentäterin sein.«
    »Dieses … Kind ?« Der Doge ging zu Feyra hinüber, die von den Wächtern grob den Gang hinuntergezerrt wurde, hinter dem Camerlengo her, der die beiden mächtigen Türen aufstieß.
    Mit einer letzten verzweifelten Anstrengung entwand sie sich dem Griff ihrer Häscher und drehte sich um, um dem Dogen ins Gesicht blicken zu können. Sie griff in ihr Mieder und hielt den Ring in die Höhe, den ihre Mutter ihr gegeben hatte. Mit der anderen Hand riss sie sich den Schleier vom Gesicht.
    Die Stimme des Dogen hallte von den Steinen wider. »Halt!«
    Der Camerlengo drehte sich auf der Schwelle ebenfalls verunsichert um. Er formulierte die erste Frage, die er seinem Herrn je gestellt hatte. »Aber … warum?«
    »Weil sie eine Venier ist.« Der Doge würdigte den Camerlengo und die beiden Wächter keines Blickes. »Lasst uns allein«, befahl er.
    Die großen Türen fielen zu. Der Doge hob eine Hand, um Feyra über die Wange zu streichen, und ließ sie wieder sinken.
    »Cecilia?«, fragte er.
    »Ich bin ihre Tochter.«
    »Aber du bist …«
    »Ich bin Türkin, das stimmt.« Feyra flüchtete sich in die Dringlichkeit ihres Anliegens. »Die Zeit ist knapp, und es gibt etwas, das Ihr wissen müsst. Just in diesem Moment zieht Sultan Murad III . von Konstantinopel eine große Flotte gegen Euch zusammen, er kommt, um die Stadt einzunehmen. Es war einer seiner Janitscharen, der Euren Palast in Brand gesteckt hat, und einer seiner Kapitäne, der die Pest nach Venedig gebracht hat.« Sie holte zittrig Atem. »Ich bin die Tochter dieses Kapitäns und mit demselben Schiff hierhergekommen. Und meine Mutter Nurbanu, die Valide Sultan, war einst Cecilia Baffo von Paros.« Wieder hielt sie inne, um Atem zu schöpfen. »Auf dem Sterbebett erzählte sie mir von dem Plan ihres Sohnes, des Sultans, und trug mir auf, Euch vor den vier Pferden zu warnen, die großes Unheil über Venedig bringen. Es ist mir nicht gelungen, Euch rechtzeitig von zweien dieser Pferde zu berichten, aber wenn ich Euch vor den beiden letzten, vor Krieg und Tod, bewahren kann, werde ich es tun.« Sie hielt ihm den Ring hin, den sie zum ersten Mal von seinem Band gelöst hatte. »Meine Mutter fasste ihre Warnung wegen des Rings, den sie mir als Unterpfand gab, in diese Worte. Seht Ihr das Pferdemuster? Ich glaube«, fuhr sie angesichts seines Gesichtsausdrucks vorsichtig fort, »dass Ihr diesen Ring gut kennt.«
    Der Doge nahm ihr den Ring ab und berührte die kleinen Pferde mit der Fingerspitze. »Ja«, bestätigte er verwundert. »Ich habe ihn ihr vor langer Zeit selbst auf Paros geschenkt.« Er brach ab und sah sie an. »Du hast große Gefahren auf dich genommen, um mir diese Warnung zu überbringen«, sagte er weich. »Wie kann ich dir jetzt helfen?«
    »Erlaubt mir, wieder nach Hause zurückzugehen.«
    »Nach Konstantinopel?«
    »Nein«, versetzte sie heftig. »Nein, das ist nicht mehr meine Heimat.« Sie begann, gangabwärts zurückzuweichen.
    »Der Ring?« Der Doge

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