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Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Heilerin von San Marco: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Fiorato
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müsst Ihr wissen.« Es klang fast wie eine Entschuldigung.
    Palladio begriff im ersten Moment nicht, was er meinte.
    »Die Türken. Ihr habt ja von der Tochter meiner Nichte meine Geschichte gehört. Cecilia Baffo wurde eine Muselmana und heiratete Selim II . von Konstantinopel. Sie änderte ihren Namen in Nurbanu Sultan. Von ihrem Sohn, diesem Murad III ., der uns all dieses Unheil beschert hat, werden alle nachfolgenden Sultane abstammen. Männer, die, wie ich hoffe, dauerhaften Frieden zwischen unseren Nationen schaffen werden.« Er seufzte schwer. »Fünf Jahrhunderte Blutvergießen sind genug.«
    Palladio nickte und erhob sich. »Varenta vu«, bedachte er den Admiral mit einem Abschiedsgruß, der so alt war wie die Stadt selbst. »Und möge alles Glück dieser Welt mit Euch segeln.«
    Der Architekt entfernte sich, blieb dann stehen und drehte sich noch ein Mal um. Der Admiral saß noch immer auf der Geschützlafette, hielt Palladios Zeichnung in der Hand und studierte sie eingehend.
    »Ich hasse die Türken auch nicht«, sagte Palladio, dabei dachte er an Feyra. »Aber ich liebe Venedig mehr.«

47
    Feyra sah den Architekten einen Monat nach der Einweihung seiner Kirche wieder.
    Er besuchte die Insel, während der Arzt noch das Bett hütete. Feyra begrüßte ihn alleine, aber glücklich, denn Annibale ging es von Tag zu Tag besser.
    Bis sie Palladio sah, hatte sie kaum einen Gedanken an die Außenwelt verschwendet. Sie hatte sich gefragt, wann die Insel erneut vom Staat mit Beschlag belegt werden würde, aber im Grunde genommen kam es darauf nicht an. Sie und Annibale konnten überall hingehen, wo sie wollten, so wie sie es sich erträumt hatte, konnten alle großen medizinischen Zentren der Welt besuchen: Bologna, Salerno, Damaskus, Askalon.
    Während der Zeit ihrer Isolation hatte sich Feyra nicht um den Kampf gekümmert, der in fernen Gewässern tobte. Sie hatte ihre Aufgabe erfüllt und den Dogen gewarnt. Sie hatte Schiffe fortsegeln und zurückkehren sehen, aber sie wusste nicht, was für eine Abfolge von Ereignissen sie in Gang gesetzt hatte. Venedig und Konstantinopel mochten sich gegenseitig in die Hölle befördern, es interessierte sie nicht. Für sie zählte nur, dass Annibale am Leben bleiben würde.
    Doch jetzt, wo der Architekt sie besuchte, fragte sie sich plötzlich, wie die Seeschlacht wohl ausgegangen und was mit dem alten Mann mit dem Horizont in den Augen geschehen war. Inzwischen war Hochsommer, und sie führte Palladio zu der umgestürzten Säule auf dem Rasen im Schatten der Maulbeerbäume.
    »Ich bin nicht nur auf eigenen Wunsch hier, meine liebe Feyra, ich habe auch noch zwei Aufträge vom Dogen auszuführen«, sagte er.
    »Er ist also zurück!«
    »Ja, und er hat mich angewiesen, dir auszurichten, dass die Osmanen einmal mehr besiegt worden sind. Dank deiner Information konnte die Flotte noch nicht einmal in der Meeresbucht zusammengezogen werden, bevor sie von den Venezianern gestellt wurde. Die Schiffe wurden zu Kleinholz verarbeitet, und die Seeleute mussten wie Makrelen nach Konstantinopel zurückschwimmen.« Er brach ab, weil ihm einfiel, mit wem er sprach.
    Feyra blickte schweigend auf ihre Hände. Aufgrund ihrer Warnung war das Blut ihrer Landsleute vergossen worden. Aber du bist eine Venier, dachte sie plötzlich. Die Venezianer sind ebenfalls dein Volk. Die Schatten der Maulbeerblätter ließen ihre Hände so scheckig wirken, als wären sie mit Prellungen übersät.
    »Ich sprach von zwei Aufträgen, Feyra.« Der Architekt wollte sie aufheitern. »Der zweite ist beruflicher Natur. Der Doge hat euch beiden die Insel zugesprochen, damit ihr dort ein Krankenhaus betreiben könnt.« Er lächelte sie an und spreizte die Finger. »Ich habe im Moment nichts zu tun, verstehst du? Er sagte, du würdest vielleicht einen Architekten brauchen.« Das Erstaunen, das sich in ihrem Gesicht widerspiegelte, entzückte ihn.
    »Aber … was ist mit dem Wiederaufbau der Stadt?«
    Palladio schüttelte den Kopf. »Ich trage durch das, was ich hier tue, zum Wiederaufbau der Stadt bei. Ich habe meinen Vertrag mit Gott erfüllt, und jetzt möchte ich einen mit einem Menschen abschließen.«
    Dank der Hilfe Palladios und des Dogen konnten Feyra und Annibale nicht nur ein Seuchenlazarett, sondern auch noch ein Forschungskrankenhaus einrichten. Von Zeit zu Zeit befahl der Doge Palladios Arzt zu sich, damit er ihn untersuchte, und bestand stets darauf, dass Annibale seine Kollegin mitbrachte. Bei diesen

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