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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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doch Esther, die wieder ihr Schlafzimmer im Nebenhaus bezogen hatte, flehte ihn an, daheimzubleiben. Er fügte sich.
    Aufgeregt kehrte Abraham zwei Tage später zurück. »Mutter, Vater, am Freitag kommt ein hoher Gast. Wir müssen das Haus putzen und gutes Essen bereiten. Steven Crisp wird uns beehren. Ich habe ihn eingeladen, und er hat zugesagt.« Abraham riss sich den Hut vom Kopf und warf ihn in die Luft. Schon lange hatte Margaretha ihren Bruder nicht mehr so ausgelassen gesehen.
    »Steven Crisp? Der Steven Crisp? Er kommt nach Krefeld?«, fragte Isaak erstaunt.
    »Ja, der Steven Crisp. Ich habe schon eine Weile schriftlichen Kontakt zu ihm. Auch er hat sich für Hermann und Heinrich eingesetzt. Mehrfach lud ich ihn ein, ohne große Hoffnung, denn er hatte viele Zusammenkünfte, viele Gläubige wollen seinen Rat und seinen Beistand. Doch nun kommt er tatsächlich hierher. Und wir haben kein ordentliches Gästezimmer.« Abraham fuhr sich durch die Haare, schaute sich um. »Wie sieht es hier überhaupt aus?«
    »Es sieht so aus wie immer, minn Zoon«, sagte Gretje lächelnd und nahm ihm den Mantel ab. »Bis Freitag ist nochgenügend Zeit alles zu planen und vorzubereiten. Der Sinjeur wird keinen Palast erwarten. Weltliches Gut wird ihn nicht beeindrucken. Seit wann ist es dir wichtig?«
    Abraham errötete. »Ich will nur … ja, es geht um den Glauben, aber … der Eindruck, den wir machen …«
    »Ist unwichtig, Zoon. Glaube mir. Frömmigkeit und Gottgläubigkeit werden ihn mehr beeindrucken als weiche Kissen und kostbare Teppiche. Und nun lasst uns essen, das Brot ist gerade aus dem Ofen.« Gretje drehte sich um und ging voraus in die Küche.
    Am nächsten Morgen, als die Männer in die Webstube gegangen waren, krempelte Gretje die Ärmel hoch und wies Rebecca an, in der Waschküche den Ofen anzuheizen. Die Mädchen sollten den großen Kessel mit Wasser befüllen und dieses erhitzen. Zusammen mit Margaretha räumte Gretje die Stube aus. Nicht nur diese, die Diele und die Küche wurden gründlich gefegt, nein, auch die Schlafräume. Von oben bis unten wirbelte Gretje. Der alte Strohbelag kam auf den Mist. Gretje erntete eifrig Kräuter aus dem Garten, verteilte die duftende Zweige in den gekehrten und gesäuberten Zimmern. Kein Staubkorn sollte übersehen werden. Sie wischten, wuschen, putzten. Die Fenster wurden abgewaschen, die Kamine gereinigt. Am Abend glänzte das Haus, es roch nach Seifenlauge und Kräutern. Erschöpft sanken die Mädchen auf die Küchenbank. An diesem Abend gab es nur Brot und kalten Braten, doch die Männer beschwerten sich nicht. Überrascht schauten sie sich um. Die Frauen hatten an einem Tag die Arbeit einer ganzen Woche geleistet, trotzdem waren sie noch lange nicht fertig.
    »Ich dachte, weltliches Gut und weiche Kissen sind nicht wichtig für wahre Gläubige«, murmelte Isaak leise, als er sich in der Stube umsah. Dann lächelte er seiner Frau zu.
    »Ich fand, dass eine gründliche Reinigung anstand«, sagte Gretje und senkte den Kopf, damit man ihre roten Wangen nicht sah.
    Am Donnerstagmittag spannten Hermann und Abraham den Wallach vor die kleine Kutsche und fuhren nach Duisburg, um den hohen Gast abzuholen. Am nächsten Tag wollten sie zur Mittagszeit wieder zurück sein. Gretje schickte Margaretha in den Wallgarten, um Gemüse zu ernten.
    Zufrieden schaute sich Gretje am nächsten Tag um. Alles war für den Besuch vorbereitet. Das Brot buk im Ofen, der Braten duftete, und das Gemüse köchelte. Die Aromen vermischten sich mit Duft der frischen Kräuter. Rebecca hatte ihre Kammer für den Besuch geräumt. In den nächsten Tagen würde sie bei Margaretha schlafen. Den beiden Mädchen machte das nichts, im Gegenteil, sie freuten sich darauf. Tagsüber, da waren sie sich sicher, würden ernste und religiöse Themen das Haus beherrschen.
    Endlich hörten sie die Kutsche in der Gasse vor dem Haus. Isaak ging zur Tür, um den Besuch zu begrüßen.
    Mit Spannung warteten Margaretha und Rebecca in der Küche. Crisp wurde in die gute Stube geführt, dort hatte Gretje den Tisch gedeckt. Schon bald wurden die Mädchen gerufen, sie brachten Wein und Bier, frisches Brot und Schmalz. Neugierig sah Margaretha den kleinen Mann an, mit den deutlichen Falten um Mund und Augen. Er hatte das schüttere Haar zu einem Zopf gebunden, war glatt rasiert. Freundlich begrüßte er die Mädchen, bedankte sich für die Erfrischungen. Er sprach verständlich Deutsch, mit vielen niederländischen

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