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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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das Treiben. Die Kinder starrten ihn neugierig an.
    »Samuel«, zischte Esther, »schau auf deinen Teller und nicht zu unserem Gast.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Catharina betratden Raum, rümpfte die Nase. »Was stinkt denn hier so? Habt ihr Aas im Wald gefunden?« Dann sah sie den Mann. »Gottegot!«
    »Wir haben einen Gast«, sagte Margaretha so freundlich sie konnte. »Er hat sich im Wald verletzt.«
    »Gast?« Catharina verzog das Gesicht. »Muss er denn mit am Tisch sitzen?«
    »Lasst uns beten.« Pastorius faltete die Hände und schloss die Augen, die anderen folgten seinem Beispiel. Einige Minuten verharrten sie im stillen Gebet. »Amen!«, sagte Pastorius schließlich und brach das Brot, reichte es herum.
    »Margret, du solltest morgen zu Theißens gehen. Ihre kleine Tochter fiebert.« Rebecca füllte den Eintopf in die Schüsseln.
    »Hustet sie?«
    »Nein, sie fiebert und hat einen seltsamen Ausschlag.«
    »Vielleicht sollte ich schon heute Abend nach ihr schauen.« Margaretha seufzte. »Jan Lucken ist auch erkrankt.«
    »Bruder Jan? Was hat er denn?«
    »Fieber, Unwohlsein. Ich habe ihm einen Aufguss aus Weidenrinde gebracht. Aber ich fürchte, es wird nicht helfen. Er ist schwach.«
    »Es ist erst Januar. Bis zum Frühjahr sind es noch zwei lange Monate«, meinte Abraham besorgt. »Der Delaware ist zugefroren, uns erreichen keine Schiffe mehr.«
    »Verliert nicht den Glauben, Brüder und Schwestern. Gott hat uns hierhin begleitet, er wird uns nicht verlassen.« Pastorius schaute in die Runde.
    Margaretha füllte Würzwein in Becher, reichte diese. Auch dem Wilden gab sie einen Becher mit dem heißen Wein. Bisher hatte er das Essen nicht angerührt, alles jedoch aufmerksam beobachtet.
    »Bitte.« Sie hob ihren Becher, sah den Wilden an. Er roch vorsichtig, nippte dann. Nach einem Moment nickte er ihr zu, trank einen großen Schluck, rülpste laut. Erschrocken fuhren alle zusammen. Der Mann wischte sich über den Mund,tauchte dann die Finger in den Eintopf und leckte sie ab. Erst probierte er vorsichtig, dann aber aß er mit gutem Appetit, doch den Löffel nahm er nicht.
    »Das ist … Gottegot.« Catharina sah ihn voller Abscheu an.
    »Schau nicht hin, Catharina, wenn es dich so ekelt.« Margaretha trank einen großen Schluck Wein. Das Benehmen ihrer Schwägerin ärgerte sie viel mehr als das des Wilden.
    Hermann sah Catharina missbilligend an. »Er ist unser Gast, auch wenn er andere Sitten gewohnt sein mag.«
    »Sitten? Ich bezweifle, dass die Wilden Sitten haben.« Catharina schnaubte.
    »Warum?« Margaretha schaute sie erstaunt an. »Sie mögen andere haben als wir.«
    »Es sind Wilde. Sie leben im Wald.«
    »Das tun wir doch auch.« Hermann schmunzelte. Dann sah er den Mann an, deute auf ihn. »Dein Name?«
    »Er wird die Frage ganz sicher nicht verstehen.« Catharina schüttelte den Kopf.
    Der Mann zeigte auf sich. »Hololesqua.«
    »Das kann jetzt alles oder nichts bedeuten«, sagte Catharina abschätzig.
    Er sah sie an, schaute dann in die Runde. »Samuel«, sagte er und deutete auf den Jungen. »Margret. Hermann. Franz Daniel.« Er sprach die Namen mit Akzent, aber doch verständlich aus, zeigte auf die entsprechenden Personen.
    »Du heißt Hololesqua?«, fragte Hermann, er tat sich ein wenig schwer mit dem fremden Namen.
    Der Wilde nickte. »I am Hololesqua.«
    »Die meisten von ihnen sprechen ein wenig Englisch. Der Stamm nennt sich Lenape«, sagte Pastorius.
    »Schaut ihn euch an.« Wieder verzog Catharina das Gesicht. »Die Haare geschoren, bis auf den Scheitel – und dort stehen sie nach oben, das ist doch widernatürlich.«
    »Es mag ihnen gefallen. Was meinst du wohl, was sie zuden eitlen Perücken an den europäischen Höfen sagen würden?«
    »Er spricht Englisch?«, fragte Hermann Pastorius.
    »Englisch. Some«, antwortete der Wilde.
    Hermann wandte sich ihm zu. Schon bald gab es ein lebhaftes Gespräch, durch vielerlei Gesten unterstützt. Die Männer fragten ihn nach Wild und Ackerbau, nach Jagdmöglichkeiten und der Witterung. Die Verständigung war nicht einfach, doch beide Seiten bemühten sich.
    Nach dem Essen räumten die Frauen den Tisch ab, Esther brachte die Kinder zu Bett, Rebecca und Margaretha wuschen das Geschirr ab. Catharina verließ die Hütte ohne Gruß. Die Männer nahmen ihre Pfeifen hervor. Zu ihrer Überraschung zog der Wilde auch eine Pfeife aus seinem Umhang. Er reichte ihnen einen Beutel mit Tabak, der angenehm würzig roch.
    »Scheint so, als

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