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Die Heilerin

Die Heilerin

Titel: Die Heilerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ablehnend.
    »Das ist nicht mein Evchen, mein Schätzchen, mein Sonnenschein«, jammerte Gretje verzweifelt. »Was haben sie ihr angetan?«
    Margaretha goss langsam das Wasser über das Kind, ließ esvorsichtig über die Arme rinnen, beobachtete ihre Schwester. Keine Regung war dem Kind anzusehen.
    Schließlich nahm die Mutter Eva aus der Bütt, trocknete sie vorsichtig ab. Die Wunden schienen nur äußerlich zu sein. Sie legte Salben auf, kleidete das Kind in warme Sachen.
    »Ich nehme sie mit ins Bett, Moedertje. Vielleicht sieht morgen alles anders aus. Sie muss schlafen, sich erholen, ausruhen.« Margarethas Worte klangen verzweifelt.
    Gretje nickte. »Ja, ja. Nimm sie mit. Schlaft gut, ihr meine Tausendschönen.«
    Margaretha nahm die Worte mit nach oben in die Kammer. Eva hatte sich mühelos hochheben lassen, blieb wie ein Sack Getreide im Bett liegen. Langsam und bedächtig zog Margaretha sich aus. Es war kühl im Raum, aber nicht kalt, da der Kamin an einer Wand entlanglief. Der Eisregen prasselte gegen das Fenster, als ob er es einschlagen wollte, doch der dicke wollene Vorhang hielt den Blick und den Zug ab. In solchen Nächten brachte bisher die Magd heiße Backsteine, um die Betten vorzuwärmen, doch Margaretha hatte Annemieke nicht mehr gesehen, und auch die Betten waren kalt. Margaretha zog die Decke über sich und Eva, kuschelte sich an das Kind. Sie summte leise ein Schlaflied, aber Eva schien schon zu schlafen.
    Das Licht der Stundenkerze war fast schon heruntergebrannt, als Margaretha aufwachte. Der Sturm schien nachgelassen zu haben, kein Hagel schlug mehr gegen das Fenster. Die Kerze brannte friedlich und still, auch im Haus war es ruhig. Eva schnaufte. Margaretha drückte das Kind an sich – es glühte vor Fieber. Erschrocken fuhr Margaretha hoch, schüttelte die Schwester. »Eva? Eva!«
    Margaretha sprang aus dem Bett. »In Hemmelsnaam! Das darf doch nicht wahr sein.«
    Im Flur war es dunkel. Hier zog der Wind, fing sich in den Ecken und Vorsprüngen. Leise klopfte Margaretha an die Tür der Kammer ihrer Eltern. »Mutter«, sagte sie verzweifelt. Dann klopfte sie kräftiger. »Mutter! Eva …«
    Gretje öffnete die Tür, sah ihre Tochter an. Der Schlaf stand noch in ihrem Gesicht. Aus dem langen, dicken Zopf, der über ihre Schulter hing, hatten sich vereinzelte Strähnen gelöst. »Was ist mit Eva?«
    »Sie glüht«, sagte Margaretha verzweifelt.
    »Oh Haerm!« Gretje stieß Margaretha fast beiseite, eilte an ihr vorbei in die Kammer der Mädchen. »Evalein?«
    Margaretha folgte ihr beklommen.
    »Sie fiebert. Sie fiebert hoch. Hol Wasser und Tücher für Umschläge. Dann nimm Weidenrinde und koch einen Aufguss. Das senkt das Fieber.« Sie setzte sich auf das Bett, nahm das Kind in die Arme und wiegte es. »Mein Liebchen, mein Tausendschön.«
    Margaretha ging in die Küche, das Feuer war heruntergebrannt, es war eisig kalt. Die Hintertür, die zum Hof führte, stand auf und schwang im Wind hin und her. Wie von Geisterhand bewegt, sah es aus. Der Wind musste sie aufgerissen haben. Margaretha schloss die Tür und legte den Riegel vor, dann schürte sie das Feuer und brachte die gewünschten Dinge nach oben. Sie zog dicke Strümpfe über, gab ihrer Mutter ein Umschlagtuch.
    Gemeinsam wachten sie über das kranke Kind. Immer wieder wickelten sie feuchte Tücher um die Waden des Mädchens, versuchten ihr den Aufguss einzuflößen. Doch Eva wollte weder aufwachen noch schlucken. Der Hahn krähte heiser in der noch dunklen Nacht. Die Stundenkerze zeigte den Tagesbeginn an, auch wenn die Sonne noch lange nicht aufgehen würde.
    »Wo ist Annemieke? Das Feuer in der Küche war heruntergebrannt, und den Riegel der Hoftür hatte sie auch nicht vorgelegt«, sagte Margaretha leise.
    »Vater hat sie in ihre Kammer geschickt. Vermutlich traut sie sich nicht mehr hinaus. Bitte koch die Grütze für die Männer. Sie müssen gleich raus.«
    Müde stand Margaretha auf, zog sich an. Der letzte Tagund die vergangene Nacht steckten ihr in den Knochen. Ihr tat alles weh, und sie fühlte sich erschöpft. Isaak hatte zweimal in die Kammer der Mädchen geschaut und gefragt, wie es stand. Jedes Mal schickte Gretje ihn mit beruhigenden Worten zurück ins Bett.
    Als Margaretha in die Küche kam, loderte das Feuer, es duftete nach gebratenem Speck und Tabak. Isaak saß am Tisch, rauchte in Gedanken versunken seine Pfeife.
    »Guten Morgen, Vater.«
    »Was ist mit Eva?«, fragte er besorgt.
    »Das Fieber scheint zu

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