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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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treffen. Als die Herrin schließlich wieder ging, kam ich halt doch.«
    »Was ist passiert?«
    Die junge Nonne zögerte einen Moment. Schließlich antwortete sie mit heiserer Stimme: »Ich sollte meine bisherigen Arbeiten wieder übernehmen. Als ich auf meinen Auftrag hier verwies, schlug man mich.«
    »Wie bitte? Euch geschlagen?«
    Auch die anderen Herren schauten sie betroffen an.
    Agnes nickte: »Nicht zum ersten Mal.«
    Ludolf konnte sich nicht mehr zurückhalten. Schon die ganze Zeit war er auf der Stelle ruhelos hin und her getreten. »So ein Aas! Die Äbtissin hat behauptet, du hättest jemanden entstellt?«
    Endlich schaute die Nonne hoch, blickte aber nur auf den aufgeregten jungen Mann. »Ja, das habe ich. Ich habe mich gewehrt, der Priorin die Rute entrissen und sie damit im Gesicht getroffen. Diesmal hat sie die Striemen abbekommen.«
    »Hast du gut gemacht. Ich hätte mir das auch nicht gefallen lassen.«
    Die junge Frau nickte dankbar.
    »Können wir nun endlich weitermachen?«, fragte der Bürgermeister gereizt. Hätte sich der Mindener Pfaffe nicht ungefragt eingemischt, wären sie schon längst bei der Untersuchung. Hätten vielleicht schon längst den Mörder gefunden. Aber wenn die sich erst mit jedem anlegten, bevor sie endlich mit der Arbeit begannen, wäre es ein Wunder, wenn sie überhaupt etwas herausbekämen.
    Prutze erklärte noch einmal den Auftrag und wer die Verantwortung bei der Suche trug. Alle stimmten zu. Abschließend fragte er, ob schon jemand etwas herausgefunden hatte.
    Agnes hob schüchtern die Hand. »Ich.«
    Alle Anwesenden schauten erstaunt auf die Nonne, als wollten sie sagen: Dazu war noch Zeit übrig?
    Sie erzählte kurz, was sie bei der jungen Witwe erfahren hatte. Viel war es bisher ja nicht gewesen, aber allen war nun klar, dass die Suche nach den Hintergründen des Mordes und den Tätern nicht leicht werden würde. Es war nicht abzusehen, wann sich Maria wieder so weit gefangen hatte, dass sie etwas zur Lösung beitragen konnte.
    »Dann wissen ja alle Bescheid«, merkte der Bürgermeister an, verabschiedete sich kurz und rauschte davon. Der Priester Bassenberg folgte ihm auf dem Fuß.
    Ulrich von Engern trat zu Ludolf und Agnes: »Gut, dass ihr dabei seid. Wenn ihr noch Hilfe braucht, sagt es mir. Ich bin bei euch. Ich unterstütze euch, wo ich nur kann. Ab morgen suchen wir zusammen. Falls ihr etwas hört, wenn ich mal nicht dabei bin, gebt mir sofort Bescheid. Dann sind wir immer auf dem gleichen Stand. Dann werden wir das auch gemeinsam schaffen. Ist das in Ordnung?«
    Die jungen Leute nickten.
    »Gut. Morgen früh treffen wir uns vor dem Rathaus. Vielleicht komme ich einen Moment später; ich habe noch einiges zu erledigen. Wartet auf mich. Bis dahin überlegt euch schon mal, was zu tun ist.«
    Und ohne ein weiteres Wort hastete auch Ulrich aus dem Raum.
    Die vier Übriggebliebenen schauten dem Davoneilenden sprachlos hinterher.
    Ludolf fragte erstaunt: »Das war jetzt alles? Und was ist mit heute Nachmittag? Passiert nun nichts mehr?«
    Sein Vater lächelte wissend, er kannte den Herrn von Engern schon länger: »Tja, mein Sohn, das ist nun mal so. Dieser Ulrich macht sich immer ganz schön wichtig. Ich rate euch dringend, fangt nichts vor morgen früh an, sonst wird er euch nur noch Scherereien machen. Er ist gut Freund mit dem Bürgermeister und einigen Ratsherren. Vergesst das nie.«
    Ludolf nickte. Wahrscheinlich war es besser so. Als Außenstehender war man immer auf den guten Willen und die Zugänglichkeit der Leute vor Ort angewiesen. Ein Zeuge, der nichts sagen will, weil man ihn verärgert hat, ist nicht mehr wert als ein dicker Stein auf der Straße. Er ist im Weg, hält einen nur auf, und wenn man darüber stolpert, ist es dem Stein egal, aber man selbst schlägt sich die Knochen auf. Das hatten Ludolf und Agnes ja schon zur Genüge bei den beiden Missionen in Minden und bei der Schalksburg erleben dürfen.
    Johannes vom Domhof stupste den Domdekan unauffällig an. »Mein lieber Freund, wir haben doch noch etwas zu besprechen. Wollen wir das nicht besser in eurem Stadthof tun?«
    »Wie bitte?« Der Angesprochene fuhr verwirrt herum. Dann bemerkte er das Kopfnicken in Richtung der jungen Leute und verstand sofort. Lächelnd antwortete er: »Natürlich, lasst uns gehen. Da haben wir mehr Ruhe.«
    Und schon ließen sie die beiden anderen allein im Rathaussaal zurück.
    Einen Moment lang standen sich Ludolf und Agnes still gegenüber. Sie sahen einander nur

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