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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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sonst werd ich alles erzählen. Darauf der schäbige Ulrich: Pass auf, dass dir nich mal ’n Baum auf’n Kopf fällt.« Die Frau war während ihrer Erzählung immer lauter und heftiger geworden.
    Agnes warf Ludolf einen wissenden Blick zu. Sie hatte doch geahnt, dass dieser Schurke noch mehr auf dem Kerbholz hatte, als nur junge Mädchen verschleppt zu haben.
    Der junge Mann hakte nach: »Werte Frau, was wollte Kunibert denn erzählen?«
    Sie zuckte mit den Schultern »Weiß nich. Muss aber was Schlimmes gewesen sein. Der Ulrich haute ganz schnell ab.«
    »Könnten die Eltern wissen, was Kunibert erfahren hatte?«
    »Kann ich doch nich sagen.« Die Frau fühlte sich durch die auf sie einprasselnden Fragen bedrängt. »Hab mit denen schon ’ne Zeit nich mehr geredet.«
    Agnes versuchte die Frau zu beruhigen. »Da habt ihr recht. Man kann heutzutage nicht alles wissen. Wir haben euch schon zu lange aufgehalten. Bitte verzeiht uns.«
    Die Frau lächelte und zeigte abermals ihre Zahnruinen. »Nich schlimm, liebe Schwester. Ihr tut ja auch ’ne Menge bei euch im Kloster. Ich bet jede Messe einen Rosenkranz nur für euch.«
    Die Wangen der jungen Nonne röteten sich vor Verlegenheit. »Ihr seid sehr freundlich«, antwortete sie.
    »Doch, doch, mein Kindchen.« Die Frau klopfte Agnes auf die Schulter. »Is schon gut so.«
    »Könntet ihr uns dann nicht noch einen Gefallen tun?«
    Plötzlich war die Frau wieder zugänglich. »Aber sicher! Was denn?«
    »Würdet ihr bei Kuniberts Eltern vorsichtig nachfragen? Vielleicht wissen sie doch etwas.«
    »Das werd ich machen. Nur für euch.«
    Die Möllenbeckerin bedankte sich herzlich.
    Ludolf nutzte die Gunst des Augenblicks für eine weitere Bitte: »Wer könnte uns wohl noch etwas über Kunibert sagen? Hatte er einen engen Freund?«
    Die ältere Frau grübelte einen Moment und antwortete dann: »Lothe, Werner Lothe. Der is auch Holzfäller. Der wird jetzt aber im Wald bei der Arbeit sein.«
    »Und wo wohnt er?«
    »Keine Ahnung. Irgendwo in der Nähe vom Wesertor. Ich hab ihn nur gesehen, wenn er gekommen oder gegangen is. Da müsst ihr ein’ andern fragen.«
    »Machen wir.«
    Die beiden jungen Leute bedankten sich herzlich für die Hilfe und baten die Nachbarin, im Burgsitz des Möllenbecker Klosters oder des Domkapitels Bescheid zu geben, falls sie etwas von den Nachtigals hörte. Sie versprach es hoch und heilig.
    Ludolf und Agnes standen wieder auf der Straße und dachten angestrengt nach. Womit hatte Kunibert Ulrich gedroht? Was sollte er erzählen können? Was war geschehen? Wenn es so viel Streit gab, warum hatte Kunibert dann Maria bekommen? Die Magd Jutta hatte es ja auch nicht verstanden.
    Agnes konnte ihre Abneigung gegen den Herrn von Engern kaum zügeln: »Dieser Hanswurst ist ein hinterhältiges Ekel.« Sie stampfte wieder zornig mit den Füßen. »Wir müssen ganz genau aufpassen, denn er wollte bei den Nachforschungen nur deshalb selbst dabei sein, um seine eigene Schuld zu vertuschen.«
    »Versuchen wir doch, Kuniberts Freund zu finden.«
    »Jetzt?« Sie blieb stehen und betrachtete ihn voller Unverständnis. »Du hast doch gehört, der muss im Wald sein.«
    »Vielleicht ist ja seine Frau da.«
    Ihr Gesicht klärte sich auf. »Gute Idee. Du bist ja doch zu etwas nütze. Und wie finden wir sein Haus? Hast du auch dafür eine Lösung?«
    Ludolf nickte grinsend und zeigte auf Simon, der noch immer auf der Mauer saß. »He, Simon. Kennst du Kuniberts Freund Werner Lothe?«
    Flink sprang der Junge herunter und eilte herbei. »Klar, das is der Vater von mein’ Freund Karl. Soll ich euch da hinführen?« Er grinste zufrieden. Endlich konnte er etwas für seine Freundin Maria tun.

Kuniberts Freund
    Simon führte seine Begleiter über den Kirchplatz und dann geradeaus weiter in die Enge Straße. Die Grundstücke hier waren kleiner und die Häuser einfacher. Vor einem Haus auf der linken Seite blieb der Junge stehen. Agnes bat ihn, in der Nähe des Hauses auf sie zu warten. Falls es Schwierigkeiten geben sollte, brauchten Lothes nicht zu wissen, dass er ihnen geholfen hatte. Simon verstand sofort und schlug vor, auf dem Marktplatz auf die beiden zu warten. Und schon lief er hüpfend davon.
    »Ein nettes Kerlchen«, bemerkte Ludolf. Simon erinnerte ihn an seinen jüngeren Bruder. Die gleichen blonden Haare und das gleiche spitzbübische Grinsen.
    Agnes klopfte an die Tür. Sofort wurde die Tür aufgerissen. Ein etwas untersetzter, aber sehr kräftig gebauter Mann

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