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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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ihr ihm auch einen Angriff auf Maria zu?«
    »Schon«, entgegnete Bassenberg, klang dabei aber nicht sehr überzeugt.
    Ludolf ergriff wieder das Wort: »Auffällig ist, dass nur Kunibert getötet wurde, Maria dagegen nur leicht verletzt. Habt ihr eine Erklärung dafür?«
    »Vielleicht wurde der Angreifer gestört.«
    »Daran haben wir auch schon gedacht. Aber von wem? Der tote Kunibert Nachtigal wurde doch erst am Morgen von der Nachbarin entdeckt. Das würde dann ja bedeuten, dass derjenige, der Maria das Leben gerettet hat, sich einfach davonmachte und Maria sich selbst überließ, obwohl sie offensichtlich unter Schock stand.«
    Ludolf beobachtete die Wirkung seiner Worte genau. Der Priester war zwar einen Schritt zurückgewichen, schwieg jedoch.
    Ludolf ließ nicht locker. »Habt ihr eine Idee dazu?«
    »Nein. Ihr denn?«
    »Ihr ward am Abend des Überfalls doch noch bei Maria.«
    »Das stimmt. Ich hatte gehört, dass sie krank war. Ich habe nur kurz nach ihr gesehen und für sie gebetet.«
    »Sagte sie etwas?«
    »Nein. Sie war schwach und murmelte nur wirres Zeug. Wie üblich, wenn sie unter Fieber leidet.«
    »Habt ihr sonst etwas Auffälliges bemerkt?«
    Arnold Bassenberg überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nichts. Ich denke, ich kann euch bei der Suche nach Kuniberts Mörder nicht mehr helfen. Leider. Ich wünschte, ich wüsste mehr, damit Maria wieder zur Ruhe kommen kann.«
    Die drei schauten sich verlegen an. Damit war fürs Erste alles Wichtige gesagt. Weitere Fragen konnten erst gestellt werden, wenn sich neue Anhaltspunkte ergaben.
    Agnes erkundigte sich höflich: »Werter Pater, entschuldigt bitte, aber ich habe noch eine persönliche Frage: Wie lange seid ihr schon hier in Rinteln tätig?«
    »Ich bin seit sechsundzwanzig Jahren hier. Mit einunddreißig wurde ich aus Hameln hierherversetzt. Und kurze Zeit später durfte ich auch der Beichtvater des Klosters werden. Das war ein großes Vorrecht.«
    Die junge Nonne war beeindruckt. »Dann kennt ihr einige der Schwestern schon länger?«
    »Oh, ja.« Seine Augen glänzten. Voller Freude berichtete er: »Ich erinnere mich noch an Greta von Hattelen. Sie war die Erste, die bei mir die Beichte ablegte. Damals war sie noch Novizin. Mit Bewunderung habe ich ihre Entwicklung zur Äbtissin beobachtet. Ihr Glaube, ihr Ausharren und ihre Treue wurden mit dem hohen Amt belohnt.« Bassenberg schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Nun, wenn ihr keine Fragen mehr habt, würde ich mich jetzt gerne wieder meinen Aufgaben widmen.«
    Ludolf und Agnes bedankten sich herzlich für seine bereitwillige Hilfe. Der Priester nahm die Kerzenreste von der Bank und verschwand durch eine Seitentür von St. Nikolai. Die beiden jungen Leute schauten sich in der Kirche um. Das Gebäude war natürlich nicht so groß und prächtig wie der Mindener Dom, auch nicht so alt, war mit einer geschätzten Länge von etwa sechzig bis siebzig Schritt doch recht ansehnlich für eine kleine Stadt wie Rinteln.
    Ludolf schlenderte zum Altar und erblickte dort ein Reliquiar mit einem kleinen Glasgefäß. Im Innern der Phiole klebte ein rötlich-brauner Klumpen. Dies musste das sogenannte Blutwunder sein.
    »Können wir jetzt weiter?« Agnes drängte zum Aufbruch. Sie hatten heute noch einiges zu tun.
    Ludolf hätte das Glas gerne genauer untersucht. Dies war aber hier, wo jeden Augenblick der Priester oder ein Gläubiger erscheinen konnte, viel zu gefährlich. »Ich komm ja schon«, knurrte er ungehalten.

Ein Gefangener
    Agnes und Ludolf traten vor das Portal von St. Nikolai. Die Sonne brannte heiß auf den Kirchplatz nieder. Sofort fiel ihnen die kleine Menschenansammlung am Rathaus auf. Einige Reiter wurden von Schaulustigen umringt.
    »Das ist doch dieser Ulrich von Engern!«, rief Agnes aus. »Ich dachte, der wäre auf der Menschenjagd.«
    »Oder er ist wieder zurück«, merkte Ludolf an.
    Beide eilten das kurze Stück zum Rathaus hinüber und versuchten, den Grund der Aufregung zu ergründen. Die Reiter hatten einen jungen Mann in ihre Mitte genommen. Ihm waren die Hände auf dem Rücken gefesselt worden. Das lange Ende des Seils war am Sattel Ulrichs von Engern festgebunden. Der Gefangene war übel zugerichtet. Seine Kleidung war zerrissen und verdreckt, das Gesicht blutverschmiert und voller Kratzer und Abschürfungen. Offensichtlich waren die Häscher wenig zimperlich gewesen und hatten ihn zeitweise hinter sich hergeschleppt.
    Nun erkannte der Herr von Engern die

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