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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Schnellen Schrittes eilte er los, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob der alte Mann mitkam oder nicht.
    Während die Besucher in gemächlicherem Tempo folgten, erzählte Nikolaus Binder, dass der mürrische Kerl, der sie so überaus zuvorkommend begrüßt hatte, der jetzige Verwalter des gräflichen Burgsitzes war, sein Neffe Konrad Silixen. Konrad war auf seine Empfehlung in das Amt eingesetzt worden, war in letzter Zeit aber mehr durch seine Arroganz und die Unzufriedenheit der Knechte und Mägde aufgefallen als durch gute Arbeit. Nikolaus hatte sich schon beim Grafen für seinen schlechten Vorschlag entschuldigt. Zum Glück hatte Otto I. von Schauenburg und Holstein-Pinneberg dies seinem ehemaligen Verwalter nicht nachgetragen, denn Macht kann auch den vernünftigsten Charakter verderben. Konrad Silixen musste damit rechnen, beim nächsten Fehltritt entlassen zu werden – oder wenn ein besserer Verwalter gefunden wäre.
    Die Besucher folgten dem Griesgram im weiten Abstand in eines der Nebengebäude. Die Luft war stickig und voller Dampf. In einem großen Kessel wurde Wasser erhitzt, das dann in einigen Holzmolen, die überall im Raum verteilt standen, zur großen Wäsche genutzt wurde. Ein halbes Dutzend Mägde mit aufgekrempelten Ärmeln war dabei, Kleidungsstücke, Laken und vieles mehr hin und her zu schleppen, zu schrubben, zu spülen und auszuwringen.
    Silixen stand neben einer der einfach gekleideten Frauen und redete aufgeregt auf sie ein. Er fuchtelte wild mit den Armen, während die Frau nur ab und zu kurz nickte, sodass ihr langer Zopf wippte. Nikolaus Binder ging schnurstracks auf die beiden zu und verneigte sich tief. Die drei anderen folgten seinem Beispiel.
    »Lieber Nikolaus, was kann ich euch Gutes tun?«, fragte die Frau sehr freundlich.
    »Euer Durchlaucht, ich bitte um Entschuldigung, euch bei der Arbeit zu stören.«
    »Ihr stört doch nicht, guter Freund.« Die Gräfin Mathilde von Braunschweig, eine Frau mittleren Alters, trat an den ehemaligen Verwalter heran. »Wen habt ihr denn da mitgebracht?«
    Er stellte Ludolf und Agnes vor.
    Daraufhin wandte sich Mathilde an die Nonne: »Ach, ihr seid das? Ich habe schon viel Gutes von meiner Tochter über euch gehört.«
    Agnes war noch immer ganz verwirrt, die Regentin hier zusammen mit den einfachen Mädchen bei schwerer körperlicher Arbeit zu sehen. »Ihr seid zu gnädig.«
    »Ach was. Gute Arbeit soll ruhig erwähnt werden.« Dann wandte sie sich an Simon. »Und der Herr Neugierde ist ja auch dabei.«
    Der Junge verbeugte sich noch einmal und schmunzelte vergnügt. Er wurde schließlich nicht jeden Tag »Herr« genannt. Mittlerweile hatten die Mägde in ihrer Arbeit innegehalten und hörten interessiert zu.
    »Hast du schon die Kirschen probiert?«
    »Klar«, antwortete er keck.
    »Auch die bei den Nachbarn?«
    »Die schmecken nicht so gut. Die in eurem Garten sind besser.«
    Alle bis auf Silixen lachten über den kleinen Kerl, der frech in die Runde griente.
    Als sich die Heiterkeit langsam gelegt hatte und die Mägde sich wieder ihren Arbeiten zugewandt hatten, wandte sich die Gräfin ihrem jetzigen Verwalter zu: »Ihr könnt euch nun wieder um eure Aufgaben kümmern. Ich schaffe das hier schon allein.«
    Silixen zögerte. Seine Augen blickten finster in die Runde. Gerade als Mathilde von Braunschweig noch etwas sagen wollte, drehte er sich abrupt um und eilte davon. Nur sein grimmiges Brummen war kurz zu hören gewesen. Besonders Nikolaus Binder sah seinem Neffen missbilligend hinterher.
    Die Gräfin fragte nun, da sie ungestört waren: »Was kann ich für euch tun?«
    Der alte Verwalter antwortete wieder mit einer leichten Verbeugung: »Diese beiden untersuchen den Mord an Kunibert Nachtigal. Sie haben ein delikates Anliegen an euch.«
    »Gut. Was ist es?«
    Agnes antwortete: »Hohe Herrin, wir würden gern eure Meinung wissen: Was haltet ihr von dem Mord?«
    Mathilde hob erstaunt die Augenbrauen und legte ihre Stirn in Falten. Ihr freundliches Lächeln wurde förmlich. »Ihr glaubt doch nicht, ich oder mein Mann hätten etwas damit zu tun?«
    Ludolf mischte sich rasch ein: »Ganz und gar nicht. Bitte verzeiht. Wir meinen eher, wie ihr zu der Aufregung um Maria steht?«
    Agnes knurrte leise wegen der Einmischung. Er tat ja gerade so, als könnte sie das nicht selbst erklären. Meinte er etwa, sie wäre ein kleines Dummchen, dem man so einfach über den Mund fahren könnte?
    Die Gräfin nickte und entspannte sich wieder. Sie ließ sich

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