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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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waren ratlos. Was sollte diese Heimlichkeit? Der Pater konnte mit Maria doch jederzeit sprechen? Warum musste es gerade am Abend sein, wenn Kunibert von der Arbeit heimkam? Hieß das etwa, dass der Pater Maria überfallen hatte? Der Gedanke war so abwegig, dass er sofort wieder verworfen wurde. Schließlich war die junge Frau mit ihren Visionen eines der Mittel, um aus dem verschlafenen Rinteln einen Wallfahrtsort zu machen. Man schlachtet nicht leichtfertig sein bestes Schwein im Stall.
    Die Nonne hatte aber noch einen anderen Gedanken. »Erinnert ihr euch zufälligerweise, was beim Überfall auf Ulrichs Frau geschah? Könnt ihr uns ein paar Einzelheiten erzählen?«
    Jutta schüttelte den Kopf. »Da solltet ihr lieber mit des Herrn Schwägerin, der Helene Lampe, sprechen. Sie ist die Schwester der verstorbenen Katharina. Ich war damals sehr krank und habe nicht alles mitbekommen. Helene kümmerte sich um Katharina, als es passierte.«
    »Nicht Maria?«
    Sie lächelte. »So etwas ... Anspruchvolles wie die Pflege eines Kranken sollte man niemals Maria überlassen. Sie ist doch mit ihren Gedanken andauernd woanders. Irgendwas vergisst sie bestimmt.«
    »Wurde denn die Schwägerin auch verletzt?«
    Die Magd dachte einen kurzen Augenblick nach und erklärte dann. »Sie fand ihre getötete Schwester. Aber die näheren Umstände kann die Lampe besser erklären. Irgendetwas ist damals passiert, denn seit dem Tod der Herrin von Engern sind die beiden Familien zerstritten. Glaubt ihr, dass das, was damals der Katharina passierte, nun Kunibert getroffen hat?«
    Agnes atmete tief durch. Mit einem schnellen Blick versicherte sie sich bei Ludolf. Gedehnt antwortete sie: »Möglich. Wo wohnt die Schwägerin? Ich denke, wir sollten mit ihr sprechen.«
    »Unsere Magd Elisabeth kann euch zur Schwägerin des Herrn führen.«
    Damit waren sie einverstanden. Da alles Nötige gesagt worden war – jedenfalls fürs Erste –, wollten Ludolf und Agnes gleich weiter. Zu dritt gingen sie in die Küche, wo Elisabeth gerade beim Kochen war. Jutta übernahm die Arbeit, und die junge Frau machte sich mit den Besuchern auf den Weg.

Ulrichs Schwägerin
    Auf dem Weg zu Helene Lampe versuchte Elisabeth wieder vorauszugehen. Aber Agnes setzte sich geschickt an ihre Seite und begann sofort mit einer Frage. Aus Höflichkeit konnte die junge Magd nun nicht mehr ausweichen.
    »Wie lange seid ihr, sagtet ihr, denn schon bei Ulrich von Engern?«
    Elisabeth schaute sich aufgeregt um, als ob sie sich vergewissern wolle, dass niemand sie belauschte. Hastig antwortete sie: »Sechs Monate.«
    »Wie kamt ihr zu der Anstellung bei dem Herrn?«
    »Er ... er ... Mein ehemaliger Herr, der Herr Westphal, hat sich mit dem Herrn von Engern geeinigt.«
    »Ihr meint doch nicht Reginus Westphal, den Propst 31 von St. Jakobi?«
    »Doch. In seinem Haushalt war ich. Er ist ein enger Freund meines jetzigen Herrn.«
    Agnes ging plötzlich ein Licht auf. Nicht nur ein einfaches Licht, es war ein ganzer Waldbrand. Sie kannte Westphal, der hier in Rinteln ebenfalls einen großen Hof hatte. Sie hatte ihn schon oft bei der Äbtissin ein- und ausgehen sehen. Im Moment war er irgendwo weseraufwärts unterwegs und sollte erst in ein oder zwei Wochen wieder zurück sein. Und dieser Propst war ein enger Freund des verfluchten von Engern. Über ihn war Ulrich also an die beiden Nonnen gekommen! Der Westphal war nicht besser als sein abscheulicher Freund. Das musste man sich nur einmal vorstellen: Er verschacherte junge Frauen, für die er eigentlich zu sorgen hatte!
    Agnes zwang sich zur Ruhe und fragte: »Was meint ihr damit, die beiden hätten sich geeinigt?«
    Elisabeth wusste wieder nicht, was sie sagen sollte. Erst einen Augenblick später kam es stotternd: »Sie ... äh ... sie ... sie haben sich halt geeinigt.«
    Agnes brauchte eigentlich nicht mehr zu hören. Sie wusste schon Bescheid. »Hat der Herr von Engern Geld gezahlt?«
    Erschrocken starrte die Magd Agnes an. »Woher ...?«
    »Ich habe es mir fast denken können. Ihr seht Maria sehr ähnlich. Und seit sie verheiratet ist, sehnt sich Ulrich nach einem Ausgleich. Wie behandelt er euch?«
    Elisabeth fuhr sich mit zittrigen Händen über den Mund. Sie war kurz vor dem Weinen. »Er ist immer nett und freundlich zu mir. Und ... äh ... sehr ... persönlich.« Flehentlich blickte sie Agnes an. »Können wir bitte das Thema wechseln?«
    Wäre in diesem Augenblick Ulrich um die Ecke gekommen, hätte es den schlimmsten Eklat

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