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Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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wiederzusehen.
    Endlich bog Agnes um die Ecke und eilte auf Ludolf zu. Sofort fiel ihm auf, dass sie nicht die alles verhüllende Nonnentracht anhatte, sondern ein Kleid, das ihre einladenden Rundungen angenehm betonte. Sie sah zum Anbeißen süß aus. Schade, dass er noch bis zur Hochzeit warten musste!
    Stürmisch nahm er sie in den Arm und wollte sie küssen, doch Agnes versuchte, ihn auf Abstand zu halten. Sie drehte ihr Gesicht zur Seite, um ihm ihren Mund zu entziehen.
    »Wir sind in der Öffentlichkeit! Könntest du dich bitte zurückhalten!«, raunte sie ihm ärgerlich zu.
    Er grinste sie frech an. »Stört mich nicht.«
    »Aber mich, du Flegel!«
    Ludolf wollte sie gerade anfahren, aber glücklicherweise bemerkte er noch rechtzeitig ihre verweinten Augen. Erschrocken ließ er sie los. »Was ist los? Ist etwas passiert?«
    In kurzen Worten erzählte sie Marias traurige Leidensgeschichte. Wieder bekam Agnes feuchte Augen. So schrecklich waren die Erfahrungen des jungen Mädchens gewesen, so abscheulich die Demütigungen, so erniedrigend die Misshandlungen und so brutal die Verschleppung hinweg von Familie und Heimat. Andere Menschen hätten sich nach solchen Erlebnissen das Leben genommen – Maria hatte sich in die Religion geflüchtet. Hier in Rinteln genoss sie sogar ein Ansehen, das sonst nur einer Heiligen entgegengebracht wurde.
    Nachdem Agnes den erschütternden Bericht beendet hatte, nahm Ludolf sie vorsichtig in den Arm. Nun wehrte sie sich nicht mehr, jetzt sehnte sie sich nach Halt und Geborgenheit. So standen die beiden einige Zeit auf dem Marktplatz, während die anderen Leute geschäftig um sie herumliefen. Keiner störte sich an dem eng umschlungenen Pärchen.
    Schließlich trocknete sich Agnes die Augen und löste sich von Ludolf. Sie schüttelte sich, als ob sie die unangenehmen Erinnerungen abwerfen wollte.
    »Also stimmen unsere Vermutungen«, stellte Ludolf fest. »Ulrich ist also wirklich nicht Marias Onkel und hat sie aus Italien mitgebracht.«
    »Diese Söldner, verfluchte Schweine!«, zischte Agnes. »Dieser Ulrich ...« Sie stockte.
    »Was ist mit dem?«
    »Wenn man vom Teufel spricht. Da kommt er.«
    Ludolf drehte sich herum. Mit einem überaus unfreundlichen Gesichtsausdruck stapfte der Herr von Engern heran. Sie konnten sich schon denken, weswegen er so grimmig guckte.
    Ohne eine Begrüßung rief er ihnen schon aus einiger Entfernung entgegen: »Was fällt euch eigentlich ein? Wie könnt ihr eine Verhaftung vornehmen, ohne mir Bescheid zu geben?«
    Ludolf wartete, bis der Kerl herangekommen war, und antwortete dann betont höflich: »Sollen wir etwa alle Arbeit einstellen, wenn ihr euch verdrückt, und abwarten, bis ihr wieder da seid?«
    Wutentbrannt baute sich Ulrich vor dem jungen Mann auf. Mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand fuchtelte er wild durch die Luft, als wäre er ein Großvater, der seinem Enkel eine Strafpredigt hielt. »Zum letzten Mal: Ich will über alles informiert sein! Ich bestimme, was als Nächstes zu tun ist!«
    »Wir haben den Auftrag durch Rottorf bekommen und ermitteln so, wie wir es für richtig halten.«
    »Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt! Ich gehe jetzt gleich zum Bürgermeister. Gemeinsam werden wir mit dem Domdekan reden. Und wehe, ihr sprecht noch einmal mit meiner Magd oder dem Priester. Ich verbiete euch ausdrücklich – ich wiederhole es, damit auch ihr zwei das endlich begreift – ich verbiete euch ausdrücklich, mit irgendjemand aus meinem Haus oder mit einem angesehenen Einwohner der Stadt zu reden.«
    Ulrich blickte seine Kontrahenten durchdringend an, aber die ließen sich nicht so leicht einschüchtern. Jedenfalls nicht von einem ehemaligen Söldner, der sich nur durch Drohungen und dunkle Intrigen über Wasser halten konnte.
    Als keine Reaktion kam, erhob er wieder drohend seinen Finger. »Am besten kommt ihr sofort mit, damit die zu Unrecht verhafteten Holzfäller wieder freigelassen werden. Sie haben wichtige Aufträge zu erledigen. Wenn nicht pünktlich geliefert wird, ergibt sich ein schwerer Schaden für die Stadt. Die Händler besorgen sich sonst ihr Holz woanders. Ich mach euch für jeden Verlust persönlich verantwortlich.«
    Agnes hatte die Arme vor der Brust verschränkt und antwortete trotzig: »Nein!«
    Der Herr von Engern prallte erstaunt zurück. Er war es anscheinend nicht gewohnt, dass man ihm widersprach. »Was soll das denn heißen?«
    »Hartwich bleibt in Haft.«
    »Leg dich nicht mit mir an!« Seine Zähne

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