Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Holzdiebe gesprochen hatten. Deshalb hatte Silixen auch beim Bürgermeister interveniert, damit die Diebstähle nicht verfolgt wurden. Eine unglaubliche Frechheit.
Konrad redete inzwischen mit seinem Geschäftspartner: »Aber nun solltet ihr so schnell es geht wieder verschwinden. Oder wollt ihr in meine Schutztruppe eintreten?«
Ulrich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig. Ihr könnt das bestimmt auch ohne mich.«
»Ganz genau.« Dann drehte er sich herum und zeigte der Reihe nach auf Agnes, Ludolf, Johannes vom Domhof und die zerlumpte Frau vom Marktplatz. »Ihr könnt jetzt auch gehen. Euch kann ich nicht gebrauchen.« Und auf den Domdekan weisend sagte er: »Ihr bleibt lieber noch ein bisschen. Ich habe ein Angebot an den Bischof Otto. Ich möchte ihm ein Bündnis mit Rinteln anbieten. Er ist doch sicherlich an vermehrtem Einfluss gegen die Schauenburger interessiert. Da kann ich ihm nun helfen.«
Johann von Rottorf schnaufte verächtlich: »Diesen Aufstand werden weder ich noch der Bischof unterstützen. Das wird nur Krieg geben.«
»Das glaube ich nicht. Aber lasst uns das am besten in Ruhe unter vier Augen besprechen. Die anderen sollen sich nun verziehen.« Ungeduldig winkte er den überflüssigen Anwesenden.
Gerade als die Gruppe zur Tür gehen wollte, erklangen von draußen Lärm und Getrampel. Unterdrückte Schreie waren zu hören.
Konrad Silixen eilte wutentbrannt zum Eingang. Er hatte doch klipp und klar gesagt, dass er nicht gestört werden wollte. Doch schon wurde die dicke Eichentür mit einem mächtigen Schwung aufgeschleudert und ein Trupp von etwa zwanzig Bewaffneten stürmte herein. Nach einem kurzen Handgemenge waren die angeheuerten Söldner überwältigt und wurden am Boden von mindestens je einem Schwert in Schach gehalten. Zum Glück war niemand ernsthaft verwundet worden. Der Ansturm war zu überraschend gewesen, zu groß die Übermacht.
Silixen stand verloren mitten im Raum und blickte mit offenem Mund in die Runde. Von einem Augenblick auf den nächsten war seine Position keinen Pfifferling mehr wert. Seine Armee lag gefesselt am Boden und konnte ihm nicht mehr beistehen.
Jetzt schauten wieder alle zur Tür. Erhobenen Hauptes schritt Gräfin Mathilde von Braunschweig herein. Mit einem strengen Blick musterte sie die Szenerie. Auch heute trug sie wieder ein einfaches, graues Kleid wie eine Magd, die gerade aus der Waschküche gekommen war. Aber ihre hoch aufgerichtete Gestalt und ihr souveränes Auftreten zeigten allen sehr deutlich, wer das Sagen hatte.
Silixen stolperte seiner Herrin entgegen und verneigte sich sehr tief. »Oh, euer Durchlaucht. Ich freue mich, euch so wohlbehalten zu sehen. Bitte versteht es nicht falsch, dass hier fremde Soldaten sind. Ich wollte doch nur in eurem Namen für Ruhe sorgen.«
Mathilde musterte den heuchlerischen Verräter von oben bis unten. Ruhig antwortete sie: »Einer eurer Angeworbenen kam gestern Nachmittag zu uns und warnte uns. Zur Vorsicht zogen wir uns auf den Nesselberg 35 zurück, aber nicht ohne einen Aufpasser zurückzulassen. In der Nacht ließ ich Soldaten aus Stadthagen und Bückeburg kommen, und zusammen mit den hiesigen und denen von der Burg warteten wir zwischen Ecksten und Rinteln. Als die Nachricht kam, dass fremde Reiter in Rinteln erschienen waren, brachen wir sofort auf. Zum Glück haben eure paar Leutchen, die als kärgliche Bewachung vor dem Rathaus lungerten, schnell aufgegeben.«
Konrad Silixen stammelte ängstlich: »Ein ... ein ... Missverständnis.«
»Nein. Euer Aufstand ist hier zu Ende. Bis zur Verurteilung durch meinen Mann, den Grafen Otto, werdet ihr und eure Schergen für geraume Zeit auf der Burg im Kerker schmoren. Vielleicht erlebt der eine oder andere ja noch seine Hinrichtung.«
Der Bettelmönch
Silixen war zusammen mit seinen Söldnern aus dem Rathaussaal geführt worden. Für eine Stunde war er der Herrscher von Rinteln gewesen, für eine Stunde konnte er seine vermeintliche Macht genießen. Aber durch das schnelle und umsichtige Handeln der Gräfin war der kleine Aufstand noch im Keim erstickt worden. Wieder einmal hatte sich bestätigt, dass Hochmut vor dem Fall kommt.
Bis auf vier gräfliche Soldaten waren alle fort. Mathilde von Braunschweig wollte nun wissen, was diese Versammlung aller möglichen Leute zu bedeuten hatte. Ein Ratsherr holte schnell einen Stuhl, damit sich die Gräfin setzen konnte.
Der Bürgermeister trat vor und verneigte sich vor der Herrscherin. Er bedankte sich
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