Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)
er uns bestätigt, dass dies das gesuchte Messer ist?«
Jordanus schwieg. Seine Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepresst. Langsam wurde ihm die Aussichtslosigkeit seiner Lage bewusst.
Aber der junge Mann hatte noch etwas gefunden. »Und wenn man hier in der Rille zwischen Schneide und Klinge genau hinschaut, sieht man noch dunkle Ablagerungen, die wahrscheinlich getrocknetes Blut sind. Wollt ihr noch immer leugnen?«
Sofort kamen Agnes, der Domdekan und auch der Bürgermeister, um die neue Entdeckung zu beäugen. Alle Augen richteten sich nun gespannt auf den unbeweglich am Boden liegenden Augustinermönch.
Endlich äußerte sich Jordanus. Er war sehr kleinlaut geworden. »Ich wollte ... ich meine ... Ja, ich war bei den Nachtigals, um mit ihnen zu reden. Ich wollte Maria klarmachen, dass sie lieber für einige Zeit schweigen sollte.«
»Ach ja?« Agnes blickte ihn geringschätzig an. »Und als sie nicht hören wollten, habt ihr Kunibert das Messer entrissen und ihn getötet:«
Sich aufbäumend rief er aus: »Nein! So war’s nicht!«
»Wie denn?«
Sein nervöser Blick irrte hektisch zwischen den Gesichtern, die auf ihn niederblickten, hin und her. »Der Mann ... der ... der war schon tot. Ich war’s aber nicht. Er lag da auf’m Rücken und rührte sich nicht. Mit dem Messer in der Brust. Ich hab mich noch über ihn gekniet und ihn untersucht. Aber es war zu spät. Ich hab dann das Messer aus der Leiche gezogen. Ich weiß nicht warum. Ich sah nur noch das viele Blut und bin in Panik abgehauen.«
»Sonst noch etwas?«
Er schüttelte den Kopf.
»Und was war mit Maria? Habt ihr ihre Verletzungen nicht untersucht?«
Erstaunt riss der Mönch seine Augen auf: »Die Frau war auch da? Ich hab sie nicht gesehen.«
Agnes drehte sich nun zu den anderen im Raum. »Wir brauchen Maria. Wir müssen wissen, ob sie ihn als den Angreifer erkennt.«
Sie bekam allgemeine Zustimmung für ihren Vorschlag.
»Was ist, wenn Maria mich nicht erkennt?« Seine Stimme zitterte immer mehr.
Jaspar Prutze antwortete: »Vielleicht glauben wir dann, dass ihr nicht der Mörder seid.«
»Aber das sagt noch nichts aus«, ergänzte Agnes. »Maria leidet noch immer unter dem Angriff und hat möglicherweise Probleme, sich zu erinnern.«
Zaghaft fragte der Mönch: »Aber wenn Maria mit Bestimmtheit sagt, dass ich es nicht war, darf ich dann gehen?«
Jetzt mischte sich die Gräfin ein, die sich von ihrem Platz erhoben hatte und langsam näher gekommen war: »Das muss ich mir noch überlegen. Ihr habt so viel Aufruhr in der Stadt verursacht. Fast wäre ein Krieg in und um Rinteln ausgebrochen.«
»Das wollte ich bestimmt nicht.«
»Aber ihr müsst zugeben, dass ihr genau zum richtigen Zeitpunkt für den Aufstand kamt. Ohne eure ... wie soll ich es ausdrücken? ... Hilfe wäre es nicht so schnell dazu gekommen. Dafür habt ihr eine Strafe verdient.«
»Ich wusste doch nicht, was Silixen geplant hatte.« Seine Stimme glich fast einem Wimmern. »Davon hatte er nichts ...« Erschrocken biss er sich auf die Zunge. Zu spät hatte er gemerkt, dass er sich verraten hatte.
Mathilde von Braunschweig beugte sich überrascht über ihn. »Was sagt du da?«
Der Mönch schwieg.
»Red’ endlich! Sonst lass ich dich auf der Stelle von den Soldaten hinrichten.«
Die Drohung wirkte. Sofort kam die weinerliche Antwort. »Si... Silixen hat ... hat mich angeheuert. Ich sollt... sollte Unruhe stiften. Da war Maria der bestmög... mögliche Anlass.«
»Also seid ihr ein Mitverschwörer!«, donnerte sie ihn an.
»Nein, nein! Ich sollt nur durch Predigten Zwietracht und Unruhe stiften. Ich ... ich wusste nichts von der Söldnertruppe und dem Aufstand gegen euch. Das wollt ich nie!«
Die Gräfin atmete tief durch und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. »Darüber werden wir später urteilen. Jetzt wollen wir erst einmal sehen, was Maria zu sagen hat.«
Agnes nickte und eilte los, um die junge Witwe zu holen.
Holzdiebstahl
Wie ganz selbstverständlich wollte Ulrich der jungen Frau folgen und ohne ein Wort verschwinden.
»Herr von Engern!«, rief Ludolf. »Wir haben noch ein paar Fragen an euch.«
Ulrich zuckte erschrocken zusammen. Er hatte wohl nicht damit gerechnet, dass man sein Verschwinden bemerken würde. Er richtete seinen missbilligenden Blick auf den jungen Mann, der ihn so einfach aufhalten wollte.
»Was soll das denn werden? Ich bin hier verantwortlich für die Suche nach dem Mörder Kuniberts. Es ist schon ein starkes
Weitere Kostenlose Bücher