Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)
breites Grinsen ließ nach. »Da ist leider ein Makel in meinem Plan. Die Gräfin ist gestern Abend mit ihren Kindern zur Schauenburg geflohen. Eigentlich hatte ich sie auch festsetzen wollen, um ein besseres Druckmittel gegen ihren Mann in der Hand zu haben. Aber ich bin mir sicher, dass mein Plan auch so aufgehen wird.«
»Ihr stellt euch gegen die Grafen. Das wird er bestimmt nicht tolerieren.«
Der Verwalter lachte. »Lasst das man meine Sorge sein. Der Graf Otto reist irgendwo im Norden herum. Bis der wieder zurück ist, habe ich die Stadt schon fest im Griff. Und die Gräfin ist viel zu schwach und einfältig, um mir und meinen Männern gefährlich zu werden. Die soll am besten gleich ihrem Alten nach Holstein hinterherreisen.«
Konrad Silixen schaute sich siegessicher um. Alle Anwesenden waren plötzlich kleinlaut geworden, alle, die früher immer auf ihn heruntergeblickt und ihn hinter vorgehaltener Hand den Lakaien des Grafen genannt hatten.
»Außerdem kommt morgen Verstärkung für meine Soldaten. Dann wird es Otto schwerfallen, mir Rinteln wieder zu entreißen. Heute Nachmittag werde ich alle Rintelner Bürger zusammenrufen und ihnen die geänderten Machtverhältnisse erklären. Der Rat war zu schwach, um Ruhe und Ordnung aufrechtzuerhalten, und hat mich um Beistand gebeten. Ihr ...« Er zeigte auf Prutze und seine Kollegen. »Ihr werdet das bestätigen.«
Einer der Ratsherren rief zornig aus: »Das könnt ihr nicht machen! So etwas machen wir nicht mit!«
Silixen giftete den älteren Mann an: »Versucht’s doch! Wenn ihr euch weigert, wird euch in den nächsten Tagen leider ein tragischer Unfall zustoßen.«
»Ihr droht uns?«
»Na, sicher!«
Zur Bestätigung schlug einer der Soldaten sein Schwert lautstark gegen die Rüstung. Erschrocken zuckten einige zusammen. Keiner sagte ein Wort mehr, jedem war nun klar, dass das Leben der hier Anwesenden in Gefahr war.
Konrad Silixen wandte sich nun an die Gruppe, zu der Ludolf und Agnes gehörten. »Warum sind die Äbtissin und der Priester eigentlich gebunden?«
Ludolf antwortete: »Bassenberg muss wegen des Missbrauchs von Nonnen und Novizinnen vor Gericht gestellt werden. Und von Hattelen hat ihm die Mädchen und jungen Frauen beschafft.«
»Wundert mich gar nicht. Zölibat ist doch ungesund. Natürlich braucht man da ab und an ein wenig Ablenkung.«
Sofort fragte Bassenberg hoffnungsvoll: »Gnädiger Herr, dann lasst ihr uns also wieder frei?«
Silixen schüttelte hämisch grinsend den Kopf. »Ich verstehe es, aber ich entschuldige es nicht. Ich weiß nicht, ob ihr euch vorstellen könnt, was ich mit euch machen würde, wenn ihr meine Tochter vernaschen würdet. Ihr Pfaffen habt außerdem genug Dreck am Stecken. Ihr bleibt inhaftiert.«
Plötzlich wurde die Tür zum Raum aufgestoßen. Ulrich von Engern stürzte herein. »Bürgermeister, draußen sind ...«
Doch ehe er sich versah, hatte er ein Schwert an der Kehle. Sofort hielt er still und hob langsam die Hände hoch, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Sein Blick durchforschte blitzschnell den Saal und sondierte die Lage.
Der Anführer des Aufstands ging auf ihn zu. »Ach, unser lieber Freund Ulrich. Warum stört ihr unsere kleine Besprechung?«
Von Engern blickte sich vorsichtig um. Seine Stimme war keineswegs mehr so anmaßend wie sonst üblich. »Ich sah Bewaffnete draußen vor dem Rathaus stehen. Den einen kannte ich noch von früher aus meiner Söldnerzeit. Ich schlich durch ’nen Seiteneingang hinein und wollte mit Prutze darüber reden.«
Auf einen Wink hin wurde Ulrich wieder freigelassen. Er rieb sich nervös den Hals. Mit finsterem Blick betrachtete er Ludolf und Agnes, die bei den Gebundenen standen, aber er sagte jetzt lieber nicht, was ihm auf der Zunge lag.
»Dies geht euch nichts an«, stellte Silixen fest. »Netterweise habt ihr mir den richtigen Rat gegeben, wie ich an erfahrene und treu ergebene Soldaten komme. Herzlichen Dank dafür.« Er verbeugte sich. »Und dank eurer Mithilfe konnten wir zwei durch den ... nun ja ... geschickten Holzhandel genug Geld verdienen, sodass ich die Männer auch bezahlen konnte. Ihr investiert in Land, ich investiere in Macht. Leider wurde unser Freund Hartwich gestern ja eingesperrt, aber ich sorge schon dafür, dass er ab morgen wieder für uns anschaffen kann. Nicht wahr?«
Agnes stupste Ludolf kurz an. Aber es war unnötig gewesen, er hatte es auch mitbekommen. Ulrich und Konrad waren die beiden Hintermänner, von denen die
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