Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
Gefolge.«
    Inzwischen waren fast alle Menschen vom Kirchplatz vertrieben worden. Nur ein paar schleppten sich humpelnd davon oder wurden von Freunden gestützt. Sie hatten nicht schnell genug zur Seite springen können und waren von den Pferden oder den Steigbügeln getroffen worden. So mancher musste zu Hause seine Wunden verbinden.
    Nur der Bettelmönch war übrig geblieben. Beim Erscheinen der Soldaten war er stocksteif auf seinem kleinen Podest stehen geblieben und hatte sich nicht mehr gerührt. Nun wurde er von zwei Berittenen zum Rathaus geführt.
    Jaspar Prutze räusperte sich und ordnete umständlich seine Kleidung. Gemessenen Schrittes ging er auf Silixen zu, der die Reiter zu sich winkte.
    »Hochverehrter Herr, wir bedanken uns aufs Herzlichste für euer energisches Eingreifen. Gut, dass unser Hilferuf euch noch schnell genug erreicht hat.«
    Mit geringschätzigem Blick schaute der gräfliche Verwalter von seinem Pferd herab. »Das war für mich eine persönliche Verpflichtung.«
    Ludolf trat nun vor. »Wir müssen dringend den Mönch befragen, weil er möglicherweise etwas mit dem Mord an Kunibert Nachtigal zu tun hat. Würdet ihr ihn uns bitte übergeben?«
    »Das interessiert mich nicht. Der Mönch wird nur zu seinem eigenen Schutz festgenommen und so bald wie möglich zur Stadtgrenze gebracht. Eure Nachforschungen gehen mich nichts an.« Und an den Bürgermeister gewandt ergänzte Silixen: »Da ihr es in den letzten Tagen nicht geschafft habt, für Ruhe zu sorgen, übernehme ich ab jetzt die Kontrolle über Rinteln. Ihr und eure unfähigen Ratsherren seid ab sofort abgesetzt.«
    Und damit gab er seinen Soldaten Anweisung, alle Anwesenden in den Rathaussaal zu bringen, um in Ruhe das weitere Vorgehen zu besprechen.

Der Aufstand
    Im Rathaussaal war inzwischen eine bunte Runde versammelt. Arnold Bassenberg und seine Komplizin Greta wurden noch immer von zwei Bediensteten bewacht. Agnes, Ludolf, Johannes vom Domhof, der Domdekan und die Frau vom Kirchplatz, die den Mönch angeklagt hatte, standen ein Stück daneben. Etwas seitlich hielten sich die Vorsteher der Rintelner Bürgerschaft auf. Der Bettelmönch hatte sich ängstlich in eine Ecke verzogen. Und in der Mitte stand Konrad Silixen mit sechs Bewaffneten, die alle drohend ihre Schwerter gezogen hatten. Der Rest der Soldaten befand sich noch unten vor dem Rathaus und sollte für Ruhe sorgen, falls es wieder irgendwelche Menschenansammlungen geben sollte.
    »Da haben wir ja alle wichtigen Leute zusammen – sowohl weltliche als auch geistliche. Welch glückliche Fügung.« Der gräfliche Verwalter schritt langsam durch den Raum, betrachtete die Schar mit sichtlicher Befriedigung.
    Der Bürgermeister hüstelte leise und trat vor. Mit unsicherer Stimme fragte er: »Mein verehrter Herr Silixen. Wir sind ein wenig verwundert über eure Art, uns wie ... Vieh hier hereinzutreiben. Sagt uns offen und ehrlich: Sind wir verhaftet oder nicht?«
    »Nein.«
    »Dann dürfen wir jetzt also gehen?«
    Der Verwalter ging zu Prutze hinüber, deutete eine leichte Verbeugung an und lächelte heuchlerisch: »Später.«
    »Wann hat der Graf Otto von Schauenburg euch denn aufgetragen, die ... ähm ... Kontrolle über die Stadt zu übernehmen? Habt ihr eine persönliche Nachricht von ihm für uns? Wir repräsentieren immerhin die Bürgerschaft.«
    Silixens Lächeln wurde immer breiter und gehässiger: »Ich habe keine entsprechenden Anweisungen vom Grafen. Ich habe dies aus eigener Überzeugung in die Hand genommen, weil mir klar wurde, dass weder ihr noch der Graf in der Lage sind, den Aufruhr in Rinteln zu beenden. Es war ... wie nennen wir es am besten? ... eine Frage der Sicherheit. Das Hab und Gut der arbeitsamen Bürger muss doch beschützt werden. Oder?«
    Ein Murmeln ging durch die Anwesenden. Das war eine offene Erhebung gegen den regierenden Grafen und die bestehende Ordnung. Zusammen mit den Schauenburger Grafen war eine rechtlich verbindliche Grundlage für die Verwaltung Rintelns geschaffen worden. Sollten diese Vereinbarungen nun alle hinfällig sein? Wie würden sich die Einwohner verhalten, wenn sie von diesem Umsturz erfuhren? Besonders empört waren natürlich die Vertreter der Bürgerschaft, die einfach so ihrer Ämter enthoben worden waren.
    Doch der Bürgermeister nahm trotz der drohend postierten Soldaten all seinen Mut zusammen. »Und was sagt die Gräfin Mathilde hierzu? Oder habt ihr sie auch festgenommen?«
    Silixen kniff die Augen zusammen, sein

Weitere Kostenlose Bücher