Die heilige Ketzerin: Historischer Kriminalroman (German Edition)
Stück, dass ich über diese Aktionen nicht unterrichtet wurde. Dabei war ausdrücklich mit dem Bürgermeister und dem Domdekan abgesprochen worden, dass ihr mich unterstützt. Und jetzt wollt ihr mich befragen? Seit wann wedelt der Schwanz mit dem Hund?«
Johann von Rottorf trat näher. Sein Gesichtsausdruck war alles andere als freundlich. »So ändern sich halt die Umstände.«
»Was fällt euch ein?« Ulrich hatte sein Selbstbewusstsein wiedererlangt.
»Sehr viel. Zum Beispiel, dass ihr auf die Fragen von Ludolf vom Domhof antworten solltet. Ihr seid nicht mehr in der Position, irgendetwas verlangen zu können.«
Wütend platzte es aus dem Herrn von Engern hervor: »Das sind infame Unterstellungen!«
Nach einem kurzen Wink durch von Rottorf begann Ludolf: »Euer Freund, der Holzfäller Hartwich, war sehr schnell verdächtig. Er hatte Streit mit Kunibert und war hinter Maria her.«
»Ist halt so. Das ist nicht mein Problem.«
»Auffällig war aber, dass ihr uns immer wieder daran hindern wolltet, Hartwich zu befragen.«
Ulrich schaute sich demonstrativ um und lächelte verächtlich. »Ist er denn der Mörder?«
Ludolf schüttelte den Kopf. »Hartwich ist kein Mörder. Aber ...«
»Na also! Was wollt ihr denn noch von mir?«
Der junge Mann ließ sich durch die unhöfliche Unterbrechung nicht aus dem Konzept bringen. »Aber schnell war uns klar, dass ihr ihn wegen etwas anderem beschützt.«
»Ha! Was sollte das sein?«
»Sehr schnell kam der Verdacht auf, dass Hartwich in den Holzdiebstahl verstrickt war. Sogar ein ehemaliger Holzfäller konnte das bestätigen. Aber da ihr nicht helfen wolltet, war der verehrte Bürgermeister Prutze uns behilflich. Wir konnten Hartwich und seine Kumpanen auf frischer Tat erwischen.«
Ulrich zuckte mit den Schultern. »Was hab ich damit zu tun? Ich hab mich in dem Kerl halt geirrt. Ich hielt ihn immer für ehrlich und redlich. Ist solch eine falsche Einschätzung plötzlich strafbar?« Herausfordernd blickte er in die Runde. Aber keiner erwiderte sein selbstgerechtes Lächeln.
Ludolf fuhr unbeirrt fort: »Bald wurde klar, dass jemand im Hintergrund die Fäden zog und das geschlagene Holz weiterverkaufte. Keiner der verhafteten Holzfäller wusste wer. Und Hartwich schwieg wie ein Grab. Dass ihr schuldig seid, wissen wir, seit uns Hartwichs Freundin sagte, dass er am Abend des Mordes bei ihr gewesen ist. Sie hatte nämlich Angst, dass Hartwich wegen des Mordes hingerichtet würde.«
Ulrich von Engern taumelte einen Schritt rückwärts. Damit hatte er nicht gerechnet. Mit erregter Stimme fragte er: »Elisabeth war bei euch?«
Ludolf lächelte vergnügt. »Sie sagte uns auch, dass ihr der Hehler für Holz seid.«
»Lüge!«, schrie der ehemalige Söldner. »Was ist schon das Wort einer Magd gegen das eines angesehenen Landbesitzers?«
Jetzt riss dem Bürgermeister der Geduldsfaden. Voller Wut schritt er auf Ulrich zu. »Aber euer Freund Silixen bestätigte vorhin, dass ihr unter einer Decke steckt und dass dieser andere ... dieser Dingsbums ... euer Helfer ist!«
Sofort näherte sich einer der Soldaten von Engern. Der wich zurück und streckte seine Hände abwehrend vor. Aber nun gab es kein Entrinnen mehr, jeder Fluchtversuch wäre zum Scheitern verdammt und ein Eingeständnis seiner Schuld.
Ludolf schlenderte langsam durch den Raum, als wäre er auf einem Spaziergang. Von sich und seinen Überlegungen überzeugt, erzählte er von den Nachforschungen über den Angriff auf Kunibert und Maria.
»So richtig interessant fanden wir aber, dass Maria ja eigentlich Hartwich versprochen war.«
»Sie war ihm nie versprochen!«, rief Ulrich dazwischen.
»Doch. Und das können auch einige bestätigen.«
»Die sollen meinetwegen herkommen! Da lach ich doch nur drüber!«
Jetzt ergriff die Gräfin das Wort. Ärgerlich schleuderte sie ihm entgegen: »Strapaziert nicht zu sehr unsere Geduld, Herr von Engern! Ihr wollt wohl so schnell wie möglich den Henker sehen?«
»Schon gut, schon gut.« Unterwürfig verneigte er sich mehrfach und versuchte sich von dem Soldaten, der ein Auge auf ihn hatte, zu entfernen. Doch der Bewaffnete grinste nur hämisch und folgte ihm langsam.
Ludolf fuhr fort: »Erst war Maria Hartwich versprochen, und plötzlich bekam Kunibert sie. Warum? Womit wurde unser Herr von Engern erpresst? Warum riskierte er Ärger mit einem guten Freund?«
Ulrich schwieg nun lieber.
»War es nicht so, dass Kunibert herausgefunden hatte, dass ihr hinter den
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