Die Heimkehr Der Tochter
mit leicht verengten Augen. Warum diese Heimlichtuerei? Sie wollte schon anklopfen und ihre Anwesenheit kundtun, als Elaine ihre Arbeit beendete, die Diskette aus dem Laufwerk zog und in ihrer Tasche verstaute.
Maggie klopfte rasch an und trat ein. Elaine zuckte erschrocken zusammen und schob ihre Tasche in die untere Schreibtischschublade.
„Miss Malone, kann ich etwas für Sie tun?"
„Ja. Ich möchte alle Kaufaufträge, Rechnungen und Ausgabenquittungen der letzten zwei Jahre sehen."
„Meinetwegen", erwiderte sie in ihrer hochnäsigen, oberlehrerhaften Art und wandte sich wieder dem Computer zu. „Es dauert allerdings ein paar Minuten, das auszudrucken."
„Nein, ich möchte keinen Ausdruck. Ich möchte die tatsächlichen Aufträge und Rechnungen und alle Originaldokumente sehen."
Maggie war nicht ganz sicher, aber sie hätte schwören können, dass sie etwas wie Panik in Elaine Udalls Blick aufblitzen sah. „Ich fürchte, das ist nicht möglich. Wir bewahren solche Dinge nicht auf."
„Verkaufen Sie mich nicht für dumm, Miss Udall. Ich kenne die gesetzlichen Bestimmungen sehr genau, und ich weiß, dass wir im Lager Originalunterlagen der letzten Jahrzehnte aufbewahren. Innerhalb der nächsten Stunde möchte ich die Unterlagen der letzten beiden Jahre in meinem Büro haben."
Elaine blies sich auf wie eine Kröte. „Stellen Sie etwa meine Qualifikation als Buchhalterin infrage?"
„Stellen Sie mein Recht infrage, Unterlagen der Firma zu prüfen?" gab Maggie scharf zurück.
„Mr. Howe sagt, Sie sind nicht mal eine Malone. Er sagt auch, Sie sind nicht mehr lange hier. Ich glaube nicht, dass ich Ihnen Firmenunterlagen geben sollte."
Maggie stemmte beide Hände auf Miss Udalls Schreibtisch und beugte sich zu ihr vor. „Es ist mir piepegal, was Mr. Howe sagt. Ich bin immer noch die Präsidentin dieses Unternehmens. Und Sie haben jetzt die Wahl, mir entweder unverzüglich die verlangten Unterlagen zu bringen, oder Sie können auf der Stelle Ihren Schreibtisch räumen. Es liegt bei Ihnen."
Maggie brauchte weniger als zwei Stunden, um große Diskrepanzen zu finden. Der Computerausdruck ihres Finanzberichtes deckte sich nicht mit den tatsächlichen Einnahmen und Ausgaben der Monate, die sie prüfte.
Wütend drückte sie den Knopf der Sprechanlage und bat Anna, umgehend Martin und Miss Udall in ihr Büro zu holen. Kurze Zeit später kam Anna allein zurück.
„Tut mir Leid, Maggie, Martin hat das Büro gegen Mittag verlassen. Er sagte seiner Sekretärin, er habe eine Golfverabredung mit einem Kunden, nannte aber keinen Namen."
„Und Elaine Udall?"
„Laut Susan aus der Buchhaltung ist sie vor zwei Stunden hier herausgefegt wie eine Katze mit einem brennenden Schwanz. Gleich nachdem sie aus dem Archiv die alten Finanzberichte geholt hatte."
Maggie schnappte sich ihre Tasche und ging zur Tür. „Falls jemand nach mir fragt, ich bin bei Martin zu Hause."
Seit ihrer Rückkehr nach Ruby Falls war sie noch nicht im Haus der Howes gewesen. Als sie den Wagen auf der Zufahrt parkte, blickte sie mit Abscheu auf das weiße Gebäude im Kolonialstil. Das Haus gehörte Martins Vater und war das größte und protzigste der ganzen Stadt. Mit weniger hätte Rupert sich nicht begnügt.
Als Präsident der First National Bank hielt er sich für den führenden Bürger dieser Stadt. Allerdings erkannten die meisten Leute diese Position eher Jacob Malone zu.
Diese Tatsache wurmte Rupert ungemein, obwohl er zu Jacob stets herzlich und freundlich war. Ein boshaftes kleines Lächeln zuckte um Maggies Mund.
Ohne auf Laureis Einwände einzugehen, hatte Martin darauf bestanden, dass sie gleich nach den Flitterwochen bei Rupert einzogen. Angeblich konnte er seinen Vater in dem großen Haus nicht allein lassen.
Maggie hielt das nicht für den wahren Grund. Rupert hatte seinen Sohn derart verwöhnt und verdorben, dass Martin in seinem armseligen Leben noch nie Rücksicht auf die Gefühle und Bedürfnisse anderer genommen hatte. Nach Maggies Ansicht hatte er das große Haus nicht gegen eines tauschen wollen, das er und Laurel sich leisten konnten, weil das zwangsläufig kleiner ausgefallen wäre. Er wollte nicht auf den großzügigen Lebensstil verzichten, den sein Vater ihm ermöglichte.
Die Haustür war nur angelehnt, doch Maggie läutete trotzdem und wartete ungeduldig, während der wohltönende Gong durch das Gebäude hallte. Als sich niemand meldete, blickte sie auf Laureis an der Seite geparkten BMW, schob die Tür
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