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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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geblieben.«
    Eine Stunde mochte nach der Flucht vergangen sein, und noch immer war kein Engländer aufgetaucht.
    »Ich hab ja immer gesagt, die können nicht bis drei zählen«, frohlockte er. »Sie werden bald zurückkommen, bis dahin sollten wir verschwunden sein.«
    Sie krochen aus der Felsspalte, die ihnen die Haut an Armen und Beinen abgeschürft hatte, und spähten vorsichtig in die Richtung, aus der die Dragoner auf ihrem Rückzug kommen mussten.
    Der steinige Weg war durchweicht und glänzte vor Nässe, doch weit und breit war kein Sasannach zu sehen. Der Regen hatte mittlerweile aufgehört und schon stahlen sich die ersten zaghaften Sonnenstrahlen durch die noch immer dunkleWolkendecke.
    Sie warteten bis zum Einbruch der Dunkelheit, bevor sie endgültig ihr Versteck verließen. Nach gemeinsamer Beratschlagung hielten sie sich in der Nähe der Felsen auf und mieden den Pfad.
    Schwach und erschöpft schliefen sie im Morgengrauen auf hartem Felsboden ein, doch in der Ferne waren bereits die ersten grünen Flächen zu sehen und die Luft roch weniger salzig.
    Als erstes mussten sie sich von den Eisenketten befreien. Doch selbst einem erfahrenen Schmied wie Sìn war es unbegreiflich, wie er dies ohne Hammer und Amboss bewerkstelligen sollte.
    »Wir brauchen Werkzeug«, bemerkte Ewan.
    »Falls wir es überhaupt schaffen, uns bis zur nächsten Menschenansiedlung durchzuschlagen«, ergänzte Sìn. Beide Männer hinkten mittlerweile, da die Eisenmanschetten tief ins Fleisch einschnitten und jeden Schritt zur Qual werden ließen.
    Es war der Abend des zweiten Tages nach der Flucht, als sie die Nähe des Bergmassivs Ben Nevis erreichten. Wenn sie es umrundet hatten, würde die Vegetation üppiger werden, sodass sie im Schutz von Sträuchern und kleinen Baumansiedlungen auch tagsüber ihren Weg gen Süden fortsetzen konnten. Sie brauchten unbedingt Wasser.
    Rotjacken waren ihnen auf ihrem bisherigen Weg nicht begegnet, doch das war nicht weiter verwunderlich. Die Soldaten des Königs suchten nicht in den Bergen nach schottischen Kriegern, und auch sonst verirrte sich niemand in diese gottverlassene Gegend, in der die Nächte trotz Frühling klirrend kalt waren und die Kraft der Sonne nicht ausreichte, die Luft zu erwärmen; der raue Wind ließ jeden mageren Strohhalm, jeden kargen Busch erzittern.
    Auch Ewans Haut war an den Fesseln bis auf das Fleisch aufgerieben, er spürte kaum noch das Brennen. Sìn reichte Ewan eine Hälfte des letzten Stück Brotes, das er zuvor durchgebrochen hatte. Sobald für die beiden festgestanden hatte, die Flucht zu wagen, hatten sie von ihren täglichen Brotrationen ein Stück gehortet.
    Ewan nahm dankbar das steinharte Brot an sich. »Dies ist ein Grund, diese Einöde zu verlassen, mein Freund. Weit und breit gibt es weder Wild noch Waldfrüchte, und mit leerem Magen kann man keine großen Taten vollbringen«, sagte er.
    Fröstelnd rieb sich Sìn die Arme, der Wind pfiff und tobte um die Männer herum, die kleine Felsnische, die sie als Schlafplatz ausgewählt hatten, bot kaum ausreichenden Schutz.
    »Was gäbe ich jetzt für ein warmes Bett, saubere Kleidung und eine Frau im Arm«, meinte Sìn mit trübem Blick. »Eines verspreche ich dir: Sollte ich jemals wieder ein menschenwürdiges Leben führen, werde ich jede Sekunde davon genießen. Und wenn es mir mal zu gut geht, brauche ich bloß an die letzten Monate zu denken … und schon bin ich wieder zufrieden.«
    Leise lachte Ewan auf. »Du sagst es. Ich bin schon in viele gefährliche Situationen geraten, aber auch ich werde diese Zeit niemals aus meinem Gedächtnis löschen können.«
    »Das wird keiner der Männer können, die an diesem Aufstand teilgenommen haben.« Sìn wandte sich Ewan halb zu. »Sag, hast du wirklich dein Gedächtnis verloren oder bist du ein begnadeter Schauspieler?«
    Lange hatte Ewan darüber nachgedacht, seinem neuen Freund die Wahrheit zu sagen; aber er würde es nicht verstehen und sich wahrscheinlich enttäuscht von ihm abwenden, weil er glaubte, auf den Arm genommen zu werden.
    »Ich schwöre es«, sagte er ernst. »Ich habe nicht die geringste Erinnerung, weder an die Schlacht noch an die Jahre davor.«
    »Vielleicht wäre es das Beste, wenn deine Erinnerung für immer fortbliebe, zu grausam war dieses sinnlose Blutvergießen.«
    Ewan stieß einen Fluch aus, als er sich durch eine ungeschickte Bewegung die Rippen am Felsen prellte. Er war todmüde, doch die Kälte hielt ihn vom Schlaf ab, den er so

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