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Die Heimkehr des Highlanders

Die Heimkehr des Highlanders

Titel: Die Heimkehr des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie MacAlistair
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bitterlich nötig hatte.
    In der Dunkelheit war Sìns Gesicht nicht mehr als eine verschwommene Silhouette. Ewan stupste ihn an, da er vermutete, sein Kompagnon wäre bereits eingeschlafen. »Warum seid ihre alle klaglos auf das Schlachtfeld von Culloden gezogen?«
    »Hatten wir eine andere Wahl? Nein, wer sich verweigerte, musste damit rechnen, aus seinem Clan verstoßen zu werden. Das müsstest du eigentlich wissen.«
    Vage nickte Ewan in die Dämmerung.
    »Du wirst es nicht glauben; als die Nachricht verbreitet wurde, dass Charles Edward Stuart sich heimlich in Schottland aufhielt, um die Clanführer zu einem neuen Aufstand zu bewegen, waren alle Krieger Feuer und Flamme. Endlich konnten wir es den hochnäsigen Sasannach zeigen, endlich unsere in vielen Jahren zusammengetragenen Waffen benutzen. In den Dörfern wurden Feste gefeiert, die Männer tranken, die Frauen weinten. Du kannst dir die Euphorie nicht vorstellen, als es hieß, der Clan Duff wird dabei sein.« Ewan konnte Sìns Gesicht nicht erkennen, doch er wusste, dass er bei diesen Worten lächelte.
    »Nach den ersten Siegen sahen wir König James bereits wieder auf dem Thron, aber …« Seine Stimme erstarb. »Sein Sohn wurde übermütig; sein Ziel, London einzunehmen, war schlichtweg größenwahnsinnig. Die ersten schottischen Colonels murrten, und auch Stuarts Berater warnten vor dem Übergriff. Wahrscheinlich warst auch du mit deinem Clan unter den Männern, die nach England marschiert sind, um dann kurz vor London den langen Rückweg nach Schottland anzutreten.«
    Mit geschlossenen Augen lauschte Ewan, wie immer, wenn Sìn von der Revolte sprach – und das tat er oft. Vor Ewans innerem Auge sah er sich, an der Seite seines Vaters, die Männer des MacLaughlin Clans in den Tod führen.
    »Ein paar Leute von den Campbells haben Bonnie Price Charles aus nächster Nähe gesehen«, plauderte Sìn unvermittelt weiter. »Der Bursche hatte zuvor noch nie einen Fuß auf schottischen Boden gesetzt, und sein Englisch soll schauderhaft gewesen sein. Er sprach es mit starkem französischem Akzent und soll überhaupt sehr weichlich aussehen, jemand behauptete gar, der Prinz sähe aus wie eine Frau in Männerkleidung.«
    Bei der Beschreibung musste Ewan grinsen. »Mich wundert, dass solch eine Witzfigur die loyalen Anhänger seines Vaters überzeugen konnte.«
    »Du vergisst, dass er französische Verstärkung versprach. Die Elitetruppen Louis XVI., von denen Stuart prahlte. Wären sie tatsächlich eingetroffen, hätten wir es mit Cumberlands Armee spielend aufnehmen können. Aber so …« Sìn seufzte. »Dieser jämmerliche Rest der schottischen Armee, der in Culloden eintraf, besaß gerade zwei Kanonen, einige Musketen und Pistolen, die übrigen Männer waren mit nichts als Breitschwertern und Schilden ausgerüstet. Schon beim ersten Artilleriefeuer sanken unser Männer reihenweise zu Boden.«
    Ewan legte eine Hand auf Sìns Schulter, die Schilderung der Schlacht hatte wie üblich sein Innerstes aufgewühlt.
    »Ich sah sie fallen.« Sìns Stimme klang gebrochen. »Meine Söhne, meinen Bruder, Cousins und Freunde.«
    »Rede nicht mehr davon«, bat Ewan. »Es bringt die Toten nicht zurück.«
    »Nein, aber es hält den Hass auf die Sasannach frisch. Und Gott ist meine Zeuge – sollte ich jemals einem teigwangigen Engländer begegnen, werde ich mich an den 16. April im Jahre des Herrn 1746 erinnern.«
    Trotz der unbequemen Lage war Ewan in einen tiefen Schlaf gefallen, er träumte von Joan, sie küsste ihn zärtlich und schwor ihm ihre ewige Liebe; gleich darauf sah er sich selbst in der Armee des young pretenders 30 kämpfen – für die Freiheit seines Volkes und den Thron des rechtmäßigen Königs von Britannien.
    30 Des jungen Herausforderers
    Er schreckte auf, als er Sìns Fußketten rasseln hörte, gleich darauf erklang die wohlbekannte brummige Stimme: »Erheb dich, junger Freund. Mich drückt die Blase und ich möchte nur ungern im Sitzen pinkeln.«
    Mit steifen Gliedern schob sich Ewan aus der Nische und blinzelte in die Sonne. Es musste noch sehr früh am Morgen sein.
    An einem Gebirgsbach mit klirrend kaltem Wasser wuschen sie sich notdürftig, dann setzten sie mit leerem Magen ihren hindernisreichen Weg fort. Die ersten Ansammlungen von Disteln waren zu sehen, als die Sonne bereits wieder unterging; nun hatten sie die kärgsten Gebiete hinter sich gebracht.
    Mit angehaltenem Atem standen die beiden zerlumpten Männer auf dem Hügel und starrten auf das

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